Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928
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https://doi.org/10.11588/diglit.41322#0706
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Heft 20
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Detail der Hedwigstafel St. Bernhardin, Breslau
i. Hälfte des 15. Jahrhunderts
Ausgestellt im Schlesischen Museum der bildenden Künste in Breslau
lustrators Slevogt. Man genießt den Total-
aspekt unermüdet und trotz kritischen Regun-
gen, die sich besonders auf einen Teil des ge-
malten Werks beziehen und von anderen Bil-
dern wieder zum Schweigen gebracht werden,
freudig einstimmend in den Festtagsdank.
In der Galerie Ferdinand Möller fin-
det man neben einigen in freien Zügen mit
der Rohrfeder hingeschriebenen Zeichnungen
Erich H eck e 1 s, und plastischen Arbeiten,
zumeist männlichen Bildnissen in fast klassi-
zistisch gestraffter Haltung von Alexander
Zschokke, neue Aquarelle von W. Kan-
dinsky. Kaum mehr ein Nachhall einstiger
Rhapsodik, vielfach wohl noch jene geome-
trisch kultivierten, dabei aber ornamentierend
verspielten Zusammensetzungen von Einzelzei-
chen, — dann aber nun durchaus zur einheit-
lichen Gestalt konzentrierte Figurationen, die
das Zirkelwerk in einem geschlossenen Bild-
gedanken sammeln. Es sind da Blätter, deren
Märchenmathematik, deren exquisiter Farb-
klang unmittelbar den Sinn behext. Der Füh-
rer Kandinsky hat auch schöpferisch zu emp-
fangen gewußt: von Klee, Moholy. Man stellt
die wechselseitige Befruchtung im Rahmen
einer Gemeinschaftsarbeit gewiß nicht ein-
schränkend fest.
Fritz Feig 1 er, den die Galerie Wilt-
schek bringt, gehört längst zu den in er-
ster Linie Beachtenswerten unter den Jünge-
ren, obgleich er in seiner pinselbreit auf mäch-
tigen Leinewänden sich auswirkenden, dabei
zu silbriger und bräunlicher Tonigkeit streben-
den Malweise die Zeitintentionen wenig beach-
tet. Sein Auftreten ist diesmal nicht unbedingt
überzeugend, trotz einem ganz starken, sur-
rend bewegten und pulsend geordneten Ma-
schinensaalbild, trotz einem suggestiven Selbst-
porträt und anderen Treffern mehr.
Rudolf Sieck erscheint mit einer großen
Folge seiner Vorfrühlings- und Spätherbst-
stimmungen in der Modernen Galerie A.
Wertheim. Die lyrische Feinheit dieser Land-
schaften bleibt doch einigermaßen ausdrucks-
dünn. Es wäre schade, wenn von so wichtiger
Stelle aus, dem Kunstvorposten im Getriebe
des Kaufhauses, nicht frischere und jüngere
Erkenntnisse vertreten werden könnten.
Einem Unternehmen wie der Juryfreien
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