Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928
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https://doi.org/10.11588/diglit.41322#0707
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Heft 20
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Verkündigungsaltar Kirche in Queitsch. Um 1500
Ausgestellt im Schlesischen Museum der bildenden Künste in Breslau
Kunstschau wäre nur in der Form kritisch
zu dienen, daß man sich mit den meisten dort
auftretenden Erscheinungen einzeln auseinan-
dersetzte und unter den Debütierenden genau
Umschau hielte, was unser Raum nicht gestat-
tet. Als Ganzes läßt sich diese Veranstaltung
nicht werten, weil es ja gerade ihre Eigenart
ausmacht, nahezu wahllos alles zu vereinigen,
was ihr zuströmt. Sie ist immer interessant
für Talentfahnder, immer wichtig auch als Ge-
legenheit, festzustellen, was es abseits noch so
gibt an billiger Romantik und grotesken Tri-
vialitäten; sie ist immer umsichtig aufgemacht
und lobt ihren Organisator Sandkuhl. Freilich
fällt diesmal sehr auf, wie wenig Verwegen-
heit, Experimentierlust und scharfe Laune sich
durch die gewährleistete Juryfreiheit noch
wecken läßt; fast alles ist auf ordentliche Aus-
stellungsreife und, je nun, auf Verkäuflich-
keit hin gemalt. — Am stärksten treten her-
aus Jankel Adler, Otto Griebel (ein höchst wit-
ziges Aquarell ,,Moderner Jungbrunnen“ mit
Szenen aus dem Punktrollersanatorium), der
buntfröhliche Baseler Karl Hindenlang, II. B.
Hundt, unter vielen effektseichten Elends-
genremalern Otto Nagel als allein das Sozial-
gewissen packender, Robert Pudlich, mit einer
ausgezeichneten Winterlandschaft und treff-
lichen Zoostudien Curl. Rothe, der unbeküm-
merte Dilettant Schröder-Wiborg, Gustav
Wunderwald, der Görlitzer Graphiker Johan-
nes Wüsten. Man merkt sich außerdem Fritz
Ebel, A. L. Jonas, Sergei Kolesnikoff, Fritz
Kuttner, Franz Lenk, Brigitte Liesner-Alscher,
Gustav Milling, Fritz Winkler, fast alles neue
Namen. Die beste Plastik ein Metallrelief
„Nocturno“ von Alfred Vocke. In einer Son-
derkoje mit Bilderbuchentwürfen und kindge-
mäßen Bildstickereien ein ganz reizender
Wandbehang in Seide von Mar ja Schilskaja.
Eine Abteilung mit Glasmalerei-Folgen, be-
herrscht von den Arbeiten Waskes, Babber-
gers, Cesar Kleins. Der ovale Konzertsaal von
P. R. Henning macht sich auch akkustisch gut.
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