Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928
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https://doi.org/10.11588/diglit.41322#0709
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Heft 20
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ser, aber die Überfüllung war noch immer
schlimm. Hoffen wir, daß die riesige Arbeit,
die hinter der Ausstellung steht, in einer ande-
ren, größeren Stadt ein zweites Mal besser noch
zur Geltung kommt. Daß man z.B. in Prag
an Hand einer Auslese zeigt, wie reich an
köstlichem Gut das deutsche Nordwestböh-
men ist. Damit alte Meister neue Liebe zur
Kunst wecken, d.h. künstlerische Kultur und
nicht nur wissenschaftliche Forschung.
Hildebrand Gurlitt
ROBERT-STERL-AUSSTELLUNG IN DER
CHEMNITZER KUNSTIIÜTTE
Die erste umfassende Sterl-Ausstellung. Sie
wirkt wie eine Entdeckung, obwohl Sterl im
vorigen Jahr das 60. Lebensjahr vollendete.
Unbegreiflich, wie gedankenlos Deutschland
ein Menschenalter lang an diesem Maler Vor-
beigehen konnte, der einer unserer besten Im-
pressionisten ist, einer der fruchtbarsten Aka-
demielehrer und verständnisvollsten Förderer
des Nachwuchses. Die Ausstellung zeigt die
reiche Entwicklung aus den Anfängen einer
noch erzählenden Malerei in dem fortgeschrit-
tenen Sinne des von ihm verehrten A. Men-
zel; den Übergang zur reinen Malerei im An-
fang der neunziger Jahre (Sterl holte sich
1892 die Bestätigung seiner Erkenntnisse in
Paris). Schließlich (seit 1900) die immer neue
Gestaltung seiner drei großen Themen: Ar-
beiter im Steinbruch, Leben an der Wolga,
Musik und Oper. Reizten ihn bei den Stein-
brüchen die Probleme des Lichts, die Aufsau-
gung der Dinge durch die Sonne und die Ge-
genakzente der straff durchschneidenden Ar-
Renoir Die Badenden. Rötelzeichnung
Leihgabe der Frau Abel Desjardins, Paris. Ausgestellt auf der zweiten Renoir-Ausstellung
der Galerie Alfred Flechtheim, Berlin
675
schlimm. Hoffen wir, daß die riesige Arbeit,
die hinter der Ausstellung steht, in einer ande-
ren, größeren Stadt ein zweites Mal besser noch
zur Geltung kommt. Daß man z.B. in Prag
an Hand einer Auslese zeigt, wie reich an
köstlichem Gut das deutsche Nordwestböh-
men ist. Damit alte Meister neue Liebe zur
Kunst wecken, d.h. künstlerische Kultur und
nicht nur wissenschaftliche Forschung.
Hildebrand Gurlitt
ROBERT-STERL-AUSSTELLUNG IN DER
CHEMNITZER KUNSTIIÜTTE
Die erste umfassende Sterl-Ausstellung. Sie
wirkt wie eine Entdeckung, obwohl Sterl im
vorigen Jahr das 60. Lebensjahr vollendete.
Unbegreiflich, wie gedankenlos Deutschland
ein Menschenalter lang an diesem Maler Vor-
beigehen konnte, der einer unserer besten Im-
pressionisten ist, einer der fruchtbarsten Aka-
demielehrer und verständnisvollsten Förderer
des Nachwuchses. Die Ausstellung zeigt die
reiche Entwicklung aus den Anfängen einer
noch erzählenden Malerei in dem fortgeschrit-
tenen Sinne des von ihm verehrten A. Men-
zel; den Übergang zur reinen Malerei im An-
fang der neunziger Jahre (Sterl holte sich
1892 die Bestätigung seiner Erkenntnisse in
Paris). Schließlich (seit 1900) die immer neue
Gestaltung seiner drei großen Themen: Ar-
beiter im Steinbruch, Leben an der Wolga,
Musik und Oper. Reizten ihn bei den Stein-
brüchen die Probleme des Lichts, die Aufsau-
gung der Dinge durch die Sonne und die Ge-
genakzente der straff durchschneidenden Ar-
Renoir Die Badenden. Rötelzeichnung
Leihgabe der Frau Abel Desjardins, Paris. Ausgestellt auf der zweiten Renoir-Ausstellung
der Galerie Alfred Flechtheim, Berlin
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