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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928

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Heft 21
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Zülch, Walther Karl: Eine neue Deutung des Isenheimer Altars
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https://doi.org/10.11588/diglit.41322#0735
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sündige Welt: Das Golgathabild. Die tiefste,
mystische Versenkung einer uns fremden ver-
gotteten Welt hat dem Augenblick des „Es ist
vollbracht“ zerschmetternden Ausdruck gege-
ben. Die Seele des Beschauers taumelt „in
Furcht verzückt“. Lesen wir im Frankfurter
Passionsspiel, wie dies zermarterte Fleisch auf
den Kreuzesstamm „gespannt“ wurde, wie
seine Glieder zu übernatürlicher Länge „zer-
clehnt“ wurden, wie „seine Schönheit gar ver-
gangen ist“, wie eines, den „Gott selber ge-
schlagen haben“, so ahnen wir, wie ein Gewal-
tiger alle Kräfte seiner Zeit zu einem monu-
mentalen Ausdruck geformt hat.
Auch zur Ausdeutung dieses Bildes deckt We-
ser manche neue Beziehung auf.
Den Abschluß des Erlösungsdramas erkennt

Weser bei ganz geöffnetem Altar in der von
ihm als „Die Erlösten“ überschriebenen Bild-
reihe. Hier vermögen wir seinen Ausführun-
gen nur unter Vorbehalt zu folgen. Christus
mit seinen Jüngern dürften als Richter des
Weltgerichtes richtig erkannt sein. Die Schnitz-
figuren des Mittelschreins und die zwei Flü-
gelbilder sind als Dokumente der speziellen
Ordensgeschichte zu eindeutig, als daß man sie
in den willkürlichen Zusammenhang mit den
„Erlösten“ bringen könnte. Die Erlösten sahen
wir auch bereits oben im Weihnachtsbild klar
ausgedrückt.
Im übrigen kommt nächst H. Feurstein den
Ausführungen Wesers die größte Bedeutung
zu für die Erklärung des Isenheimer Altar-
werkes. Dr.Zülch


Karl Blechen Die Burg Falkenstein im Selketal. 1883. 23x35 cm
Aus der am 8. —10. November stattfindenden Versteigerung der Sammlung C. Brose, Berlin
bei Hollstein & Puppel, Berlin

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