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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928

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Heft 21
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Rundschau
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Werner Peiner Rheinberge
Aus der Ausstellung im Düsseldorfer Kunstverein

bei doch zum Greifen gegenständlich und de-
tailklar. Eben diese Mischung von Mystik und
Sachlichkeit, die noch etwas anderes ist als
jene ins Magische gesteigerte Realistik, macht
Kriegeis künstlerisch in jeder Hinsicht legiti-
mierte Eigenheit aus. Zwei Landschaften, die
eine irreguläre Rhythmik beschwingt, lassen
erkennen, wie auch Kirchner neben den Ve-
risten zu den Ausgangspunkten dieser sehr
hoffnungsvollen Eegabung gehört.
Den Italo-Schweizer Augusto Giacomet-
t i, dessen heimatlicher Ruhm längst zu uns
gedrungen ist, veranschaulicht uns erst jetzt
eine bis igo4 zurückgreifende, sorgsam aus
den verschiedenen Schaffensabschnitten zu-
sammengestellte Gemäldereihe in der Kunst-
handlung Victor Hartberg. Das Tapeten-
hafte der frühen, hell in hell, weiß in grau
gestimmten, japonisierenden Großformate
geht dann über in die buntschwülstigen Ab-
straktionen der weiteren Entwicklung. In den
Werken der letzten Jahre erscheint diese pom-
pöse Farbigkeit nun im Dienste wieder der
Interieurdarstellung, des Porträts, der Ve-
dute zu schimmerndem Spiel raffiniert, das
einen verführerischen Koloristen erweist. Ge-
rade dem Pastell gewinnt Giacometti irisie-
rende Wirkungen ab, die das verwöhnteste
Auge bestechen.

In der Galerie Neumann-Nierendorf
fesselt das Interesse zunächst Oskar Schlem-
mer, dessen Figurenverschränkungen und ar-
chistatischen Anordnungen wieder den bedeu-
tendsten Eindruck hinterlassen. Die steil wie
Gewölbepfeiler durch Hallen und Gänge po-
stierten, metrisch gruppierten, in strenger
Rapportbeziehung gegeneinander bewegten Ge-
stalten exerzieren einen Ritus der Form von
zwingendem Auftreten. Fast jedes dieser Rü-
der aber besteht auch einzeln veraiöge der
fließenden Schönheit seines Gefüges und
seiner Farbmelodie. Und ein zweiter Clou:
Xaver Fuhr. Rereits vor seinen Zeichnun-
gen konnte unlängst ausgesprochen werden,
daß man in Fuhr eine Erscheinung von fest-
umrissener Eigenart, einen der Unverkenn-
barsten aus der jüngeren Generation anzu-
merken hat. Vor einer größeren Anzahl von
Gemälden bestätigt sich diese Meinung aufs
nachdrücklichste. Sie erfassen insbesondere
städtische Strukturen, Geländepläne, das Rah-
menwerk der Straßen und Plätze in einer stets
großzügig und stets zierlich skelettierenden
Diktion, die auskommt mit etlichen, fast wie
mit kindlichem Griffel auf die Tafel gezoge-
nen Umrißstrichen und kulissenartig aufge-
stellten Hausrechtecken und Silhouetten.
Schwarze Flächen und feine Weißkonturen

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