Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928
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https://doi.org/10.11588/diglit.41322#0762
DOI Heft:
Heft 22
DOI Artikel:Avermaete, Roger: James Ensor / Der Graphiker
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James Ensor Les bons Juges. 1894 (17,5 x25,5 cm)
der Kirche in merkwürdigem Gegensatz steht. Dieselben Eigenschaften fin-
den sich auch im »Triomphe romain« und in »La Bataille des eperons d’or«,
im letzteren mit besonderer Betonung der satirischen Absichten. Es ist fabel-
haft zu sehen, wie die Kämpfenden sich auf spießen. Einzelne Glieder liegen
verstreut auf dem Schlachtfeld umher. Standarten sind auf dem Gesäß auf-
gesteckt wie auf eroberten Festungen.
Die satirische Note ist noch stärker unterstrichen in »Les Gendarmes«, »Les
mauvais Juges«, »Peste dessous, peste dessus, peste partout«. Seine an Bouffo-
nerie grenzende Laune streift hier die Karikatur und schreckt auch nicht vor
dem gespenstischen Genre zurück. Die Phantasie verlangt ihr Recht in »Le
Triomphe de la mort« und »Les diables Dritts et Hihahot menant le Christ
aux Eufers« unter anderen, wo ungeheuerliche Gestalten von allen Seiten in
halluzinistische Phantasiegebilde hereinfluten.
Die Phantasie Ensors geht noch weiter in einer Zeichnung wie »Les Soudards
Kbs et Pruta entrant dans la ville de Bise« mit legendenhaftem Dekor und in
jener ungewöhnlichen »Tentation de Saint-Antoine«, wo tausende von Mustern
und tausende von Personen zwischen der klaren Architektur traumhafter Ka-
thedralen schwirren. Man steht betroffen vor der Ausführung eines solchen
Werkes.
Er hat Christus zum Gegenstand einer Folge von 32 Blättern gemacht («Scenes
de la vie du Christ«), in denen er unter dem Vorwand, das Leben des Nazare-
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