Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928

DOI Heft:
Heft 22
DOI Artikel:
Avermaete, Roger: James Ensor / Der Graphiker
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.41322#0764
Lizenz: In Copyright

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
mern. Daher tritt sein Einfluß nur sporadisch in Erscheinung. Nach all den
Stürmen, d;e das künstlerische Leben der letzten 20 Jahre erschüttert haben,
suchen die Jungen ihren Sieg zu organisieren. Sie wollen als die Apostel eines
neuen Glaubens aufbauen. Ensor dagegen, sich selbst stets treu, ist bis heute
dasselbe Idiänomen geblieben, das er ehedem gewesen: der Mensch, der an
nichts glaubt, dessen spöttelnder Geist seine Lust hat an dem Triumph auf Ko-
sten aller menschlichen Dinge.
Seine anglo-flämische Abstammung gibt vielleicht den Schlüssel zu der Eigen-
art seines Temperaments, in dem der sarkastische Geist des alten Breughel mit
seiner flämischen Bauernschrotigkeit sich kreuzt mit dem beißenden Humor
der englischen Meister der Karikatur. Seine Kunst ist ganz spontan; immer
läßt er sich von den Einfällen seiner Phantasie tragen. »Getrieben von oft
gegensätzlichen Winden bin ich, auf Abenteuer ausgehend, den Gestaden der
Wunderlande zugeschifft. Das hat mir alle die exquisiten Genüsse jener von
buntschillernden Träumen belebten Regionen eingebracht.«
Heute haben sich die Stürme gelegt und der Ruhm ist da. James Ensor hat
sich nicht geändert. Er ist noch immer jung trotz seiner 68 Jahre. Er wohnt
noch immer am Meeresstrande, an der Nordsee, wo er immer gelebt; aber er
bleibt ein treuer Erforscher der »Lauda des verächtlichen Lächelns«.
Übers. W. K.


James Ensor

Les mauvais Medecins. 1895 (17x24,5 cm)
 
Annotationen