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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928

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Heft 23
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Wescher, Paul: Baldung und Celtis
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https://doi.org/10.11588/diglit.41322#0787
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Abb. 3. H. Baidung Handzeichnung
Basel, Kupferstiebkabinett
Baldungs bleibt nicht viel zu sagen, was nicht unmittelbar aus dieser Anschauung
spräche. Dörnhöffer verweist auf die im gleichen Jahre bei Schürer erschienenen
Holzschnitte der Welsch-Gattung1. — An der Autorschaft Baldungs können
aber um so weniger Zweifel bestehen, wenn wir nun in einem weiteren Fall
Baldungs Interesse auf die Celtis-Illustration gerichtet sehen.
Das Basler Kupferstichkabinett bewahrt (unter den unbekannten deutschen
Handzeichnungen) die abgebildete Federskizze von der Hand Baldungs (Abb. 5),
deren inhaltliche Bedeutung wieder aus dem Vergleich mit einem Celtis-
Holzschnitt hervorgeht, nämlich mit einer Seite aus der 1507 bei Erhard
Oegglin in Augsburg erschienenen Melopaia des P. Tritonius. Die drei Figuren
der Zeichnung kehren hier (im Gegensinn) fast wörtlich in äußerst verwandter
Haltung wieder (Abb. 4) und sind, von den neun Musen umgeben, als Phöbus,
Pallas und Merkur bezeichnet. Die Vogelfüße des Gottes Merkur, die Tracht
der Minerva, die zu einer Jeanne d’Arc geworden ist, sind von Baidung aus
dem Holzschnitt übernommen. »Celtis wollte Apollo mit den Musen in den
1 Neben den Buchholzschnitten, die H. Zimmermann (a. a. O.) dem »Werk« hinzufügte,
sei besonders auf den Kreuzigungsholzschnitt in Cresemundus’ Carmen de historia violatae
crucis, Straßburg, bei Benatus Beck 1514 verwiesen, der meines Wissens zuerst von J. Best
auf einer Ausstellung oberrheinischer Buchkunst in Freiburg i. Br. 1923 als Baidung an-
gesprochen wurde. — Ihm nahe, doch von einem geringeren Xylographen ausgeführt,
erscheinen Schnitte in Murnarus’ Leviathan 1521 bei Schott in Straßburg gedruckt.

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