Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928

DOI issue:
Heft 23
DOI article:
Schudt, Ludwig: Kleinere Gemälde-Galerien in Italien: Marken und Romagna
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.41322#0793
License: In Copyright

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext

Abb. 2. Urbino. Museum des Palazzo Ducale Hauptraum der Gemäldegalerie

gänger Lionello Venturi mit besonderer Inten-
sität seit 1912 begonnene Werk glücklich zu
Ende zu führen.
Hier war zunächst die Lokalfrage schwierig zu
lösen. Es standen ursprünglich nur acht Säle
zur Verfügung, da der Rest des Palastes von
der Sottoprefettura eingenommen war. Als
dieselbe nach langen Verhandlungen ihre
Amtsräume in ein anderes Gebäude verlegt
hatte, erhöhte sich die Zahl der Säle auf 24.
Gleichzeitig erfolgte eine ganz bedeutende Be-
reicherung dadurch, daß das Domkapitel und
die Verwaltung der Kirche S. Spirito in Ur-
bino bewogen werden konnten, der Galerie
eine Reihe wichtiger Werke in dauerndes De-
pot zu geben. Von seiten des Domkapitels han-
delte es sich dabei um nichts Geringeres als
um die Geißelung Christi von Piero della
Francesca, um die Tafel mit den Bischöfen
Thomas und Martin von Timoteo Viti, um
sechs Apostelbilder von Evangelista di Pian di
Meleto und einen H. Sebastian von Giovanni
Santi, während die Kirche S. Spirito die Pro-
zessionsfahne Signorellis mit der Darstellung
der Kreuzigung und des Pfingstwunders her-
gab. Aus d em Kloster Fon Le Avellana gelang-
ten eine byzantinische Staurothek und Stan-
darte sowie mehrere Bilder hinzu. Der Graf
Castelbarco Albani hat der Sammlung den

Originalkarton Annibale Carraccis zu dem
Triumph des Bacchus in der Galleria Farnese
und einen Karton Domenichinos zu einer Lü-
nette der Tesorokapelle in Neapel überlassen.
Mit diesen Werken sind aber nur einige der
wichtigsten Neuerwerbungen genannt.
Die Aufstellung, kein leichtes Problem, ist sehr
gut geglückt. Die Säle, mit die schönsten
Baumschöpfungen der Renaissance, durften,
wollte man nicht durch rein museale Anord-
nung der Sammlungsobjekte ihren Charakter
nehmen, nicht mit den Kunstwerken über-
füllt werden. Vielmehr mußte angestrebt wer-
den, dieselben in harmonische Verbindung mit
der Umgebung zu bringen. Man hat das zu
erreichen versucht durch die Einfügung alten
Mobiliars, das teils aus dem Palast stammte,
teils von Gönnern zur Verfügung gestellt
wurde; auch ist eine streng chronologische
Anordnung der Sammlung nicht durchgeführt
worden, die Gegenstände suchen sich dem Cha-
rakter der Bäume, in denen sie stehen, anzu-
passen. Geschickt ist der Übergang von der
prächtigen Schausammlung zu der rein topo-
graphischen und lokalhistorischen Studien-
sammlung durch eine Reihe von Bildern urbi-
natischer Lokalmaler der Spätrenaissance und
des Barock vermittelt.
Die Pflege der Säle und des gesamten Bau-

757
 
Annotationen