Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928
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https://doi.org/10.11588/diglit.41322#0795
DOI Heft:
Heft 23
DOI Artikel:Schudt, Ludwig: Kleinere Gemälde-Galerien in Italien: Marken und Romagna
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Abb. 4. Fabriano. Pinacoteca Hauptraum
Jahrhunderts, ist in zwei Räumen übersicht-
lich in großen Vitrinen geordnet.
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Das kleine Museo comunale des nahegelegenen
Fano hat lediglich lokalgeschichtliche Bedeu-
tung. Nur eine Madonna mit den Heiligen He-
lena, Zacharias, Sebastian und Rochus (aus S.
Croce in Fano) von Giovanni Santi und ein
Polyptichon des Michele Giambono sind von
allgemeinerem Interesse. Die Sammlung ist
erst aus der während des Krieges notwendig
gewordenen Magazinierung des reichen Kunst-
besitzes der Stadt hervorgegangen und hat eine
würdige Aufstellung in dem großen Saal des
Palazzo Malatestiano, einer reizvollen Schöp-
fung der Frührenaissance, erhalten.
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Sehr viel ist mit denkbar geringen Mitteln in
der Galerie von Fabriano erreicht worden.
Zunächst konnten der Sammlung einige neue
Räume gewonnen werden. Dadurch ist es ge-
lungen, in dem größten Saal, dessen Wände
durch entsprechende Tönung (Anstrich, keine
Bespannung) mit den Bildern zusammenge-
stimmt wurden, eine lockere Anordnung des
Materials zu erreichen. So hängen jetzt die sie-
ben Stücke des Allegretto Nuzi, die in der
Hauptsache von dem Domkapitel in Fabriano
der Pinakothek überlassen worden sind, be-
quem in Augenhöhe dis Beschauers (Abb. 4)*
Wichtige Freskenreste geben eine Vorstellung
von der Monumentalmalerei in den Marken
vom i3. bis zum 15. Jahrhundert. Besonders
bemerkenswert sind zwei Holzskulpturen eines
toten Christus und einer toten Maria des i3.
Jahrhunderts (Abb. 5), die der Katalog Mittel-
italien zuschreibt.
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Weniger günstig liegen die Verhältnisse in An-
cona, Loreto und Ascoli Piceno. Die Schätze
der Galerie von Ancona, die späte Kreuzi-
gung Tizians, die große Madonna mit Heiligen
von Lorenco Lotto, die Madonna von Crivelli
und der von Longhi dem Caravaggio zuge-
schriebene H. Tommaso di Villanova sind be-
kannt. Für die Unterbringung der Werke steht
leider nur ein einziger riesiger Saal zur Ver-
fügung. Die Verwaltung hat durch Abtönung
der Wände und durch möglichst lockere Hän-
gung wenigstens der Hauptstücke, die weniger
bedeutenden Bilder mußten nach oben gehängt
werden, das möglichste getan, um eine einiger-
maßen befriedigende Wirkung zu erreichen.
Doch ist bereits für die nächste Zeit eine Über-
führung der Sammlung in geeignetere Räume
in dem früheren Kloster von S. Francesco' alle
Scale in Aussicht genommen.
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