Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928
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https://doi.org/10.11588/diglit.41322#0797
DOI Heft:
Heft 23
DOI Artikel:Schudt, Ludwig: Kleinere Gemälde-Galerien in Italien: Marken und Romagna
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In R i m i n i wurde das Museum aus den en-
gen Räumen des Palazzo Gambalunga in das
neben dem Tempio Malatestiano gelegene
frühere Kloster von S. Francesco gebracht.
Hier standen drei sehr große Säle und zwei
kleinere Kabinette zur Verfügung. Davon wur-
den der erste und zweite Saal mit Gobelins und
den großen Altarstücken des Seicento gefüllt,
während im dritten die Werke der Lokalmaler
Riminis des iS. Jahrhunderts, Benedetto und
Bartolommeo Coda, Platz fanden. Die beiden
Hauptstücke der Sammlung, die Pieta des Gio-
vanni Bellini und die große Altartafel des H.
Vincenz Ferreri zwischen den HH. Sebastian
und Rochus von Ghirlandajo, sind in den bei-
den Kabinetten untergebracht worden. An der
Pala Ghirlandajos hat eine glückliche durch
Pompeo Felisati ausgeführte Restauration die
vier Stifterfiguren, Mitglieder der Familie Ma-
latesta, wieder zum Vorschein kommen lassen.
★
Für die Gemäldegalerie von F o r 1 i fand sich
eine geeignete Aufstellungsmöglichkeit in den
Räumen des früheren Ospedale maggiore. Von
drei Sälen von beträchtlichen Dimensionen
wurde der Eingangssaal für die ungewöhnlich
reiche Sammlung an Altarstücken des Seicen-
to, darunter der Petrus des Andrea Sacchi, eine
„Verkündigung“ und ,,Taufe Christi“ des
Guercino, ferner Stücke von Maratta, Albani
und Cignani, verwandt. Besonders gelungen ist
der zweite Raum, der die Skulpturen, die frü-
her äußerst ungünstig in einem Treppenhaus
aufgestellt waren, aufnimmt, darunter neben
mittelalterlichen Skulpturfragmenten den dem
Bernardo und Antonio Rossellino zugeschrie-
benen Sarkophag des Beato Marcolino. Daran
schließt sich der Saal für die Gemälde des
Quattrocento mit einer großen Anzahl von Bil-
dern Palmezzanos. In zwei durch die Einfü-
gung einer Zwischenwand gewonnenen Kabi-
netten sind die berühmtesten Stückeder Samm-i
lung vereinigt, worunter der „Pestapepe“ des
Melozzo besonders zu nennen ist.
Man sieht aus diesen Ausführungen, wie eifrig
man in Italien auch an kleineren Orten, fern
von den großen Zentren, bei der Arbeit ist.
Arbeiten, die ganz in der Stille unter großen
Mühen und unter Überwindung großer
Schwierigkeiten vor sich gehen, die es aber
verdienen, neben der Neuordnung der großen
weltbekannten Sammlungen bekannt zu wer-
den. Denn manches wichtige Werk großer
Kunst ist erst jetzt neben zahllosem, für den
Spezialforscher wichtigem Material zutage ge-
kommen.
Abb. 5. Fahriano. Museo Comunale
Maria aus einem Marientod
761
gen Räumen des Palazzo Gambalunga in das
neben dem Tempio Malatestiano gelegene
frühere Kloster von S. Francesco gebracht.
Hier standen drei sehr große Säle und zwei
kleinere Kabinette zur Verfügung. Davon wur-
den der erste und zweite Saal mit Gobelins und
den großen Altarstücken des Seicento gefüllt,
während im dritten die Werke der Lokalmaler
Riminis des iS. Jahrhunderts, Benedetto und
Bartolommeo Coda, Platz fanden. Die beiden
Hauptstücke der Sammlung, die Pieta des Gio-
vanni Bellini und die große Altartafel des H.
Vincenz Ferreri zwischen den HH. Sebastian
und Rochus von Ghirlandajo, sind in den bei-
den Kabinetten untergebracht worden. An der
Pala Ghirlandajos hat eine glückliche durch
Pompeo Felisati ausgeführte Restauration die
vier Stifterfiguren, Mitglieder der Familie Ma-
latesta, wieder zum Vorschein kommen lassen.
★
Für die Gemäldegalerie von F o r 1 i fand sich
eine geeignete Aufstellungsmöglichkeit in den
Räumen des früheren Ospedale maggiore. Von
drei Sälen von beträchtlichen Dimensionen
wurde der Eingangssaal für die ungewöhnlich
reiche Sammlung an Altarstücken des Seicen-
to, darunter der Petrus des Andrea Sacchi, eine
„Verkündigung“ und ,,Taufe Christi“ des
Guercino, ferner Stücke von Maratta, Albani
und Cignani, verwandt. Besonders gelungen ist
der zweite Raum, der die Skulpturen, die frü-
her äußerst ungünstig in einem Treppenhaus
aufgestellt waren, aufnimmt, darunter neben
mittelalterlichen Skulpturfragmenten den dem
Bernardo und Antonio Rossellino zugeschrie-
benen Sarkophag des Beato Marcolino. Daran
schließt sich der Saal für die Gemälde des
Quattrocento mit einer großen Anzahl von Bil-
dern Palmezzanos. In zwei durch die Einfü-
gung einer Zwischenwand gewonnenen Kabi-
netten sind die berühmtesten Stückeder Samm-i
lung vereinigt, worunter der „Pestapepe“ des
Melozzo besonders zu nennen ist.
Man sieht aus diesen Ausführungen, wie eifrig
man in Italien auch an kleineren Orten, fern
von den großen Zentren, bei der Arbeit ist.
Arbeiten, die ganz in der Stille unter großen
Mühen und unter Überwindung großer
Schwierigkeiten vor sich gehen, die es aber
verdienen, neben der Neuordnung der großen
weltbekannten Sammlungen bekannt zu wer-
den. Denn manches wichtige Werk großer
Kunst ist erst jetzt neben zahllosem, für den
Spezialforscher wichtigem Material zutage ge-
kommen.
Abb. 5. Fahriano. Museo Comunale
Maria aus einem Marientod
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