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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928

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Heft 23
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.41322#0804
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Roger de la Fresnaye Portweinflasche
Aus der Ausstellung »Ein Jahrhundert französischer Malerei« bei M. Knoedler & Go., New York
Mit Genehmigung von Etienne Bignou, Paris

die für Zaghaftere unter den Zuschauern ent-
stehen durch so schnelles Vorwärtsdrängen
unserer Zeit. — Was Malerei in München an-
langt, so interessieren am meisten neue Ge-
mälde von Seewald (bei Caspari), die den
Künstler, den sich München nach Köln hat
wegholen lassen, in wachsender Annäherung
an konstruktive und neusachliche Bildmittel
zeigen. Kristallische Fassung der Gesamtform,
Schärfung der Binnenzeichnung, präziser
Schliff der Oberflächen, knapp und gekappt
das Ganze, neue, auf Dur gestimmte Farb-
welt, die alles sentimentalisch Schwimmende
meidet. Das Dekorative, Wohnliche, mit Leich-
tigkeit Gefaßte der gesamten Bildform ist aber
geblieben, sodaß ehemalige Freunde dieser Ma-
lerei sich nicht grundsätzlich 'umzustellen
brauchen. — Sehenswert moderne japa-
nische Malerei (Galerie Ileinemann), die
acht Künstler des heutigen Tokio zeigt. In
ihren Kreisen lebt die alte Art weiter, sich zu
Familiengruppen (Klans oder Künstlereinhei-
ten) zusammenzuschließen, ebenso die alte,
ungebrochene Bildtradition der großen Zeit,
die nur hauchartig durch europäische Raum-
vorstellungen beeinflußt ist. Umfassendere Be-
achtung hätte diese Ausstellung verdient.
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Die Jury-Freien geben eine Graphikschau,
in der auch viel Farbiges anzutreffen ist
(Aquarelle). Neben manchem Mittelgut, das
vergeblich Aufmerksamkeit des Publikums oder
gar der Kenner erwarten dürfte, stehen eine
ganze Reihe Leistungen, die Niveau halten. Je-
denfalls ist das neue Ziel der Vereinigung, sich
nicht in wahllosen Massenanhäufungen zu er-
gehen, begrüßenswert. — Erfreulich, daß we-
der Casparis noch Goltzens Rührigkeit nach-
läßt, was wichtig bleibt, nachdem München
den Verlust Thannhausers zu beklagen hatte.
Die geringen Hängeflächen hei Goltz erlau-
ben freilich nur kleine Ausstellungen, sodaß
in schnellem Wechsel Plastik und Graphik von
E. v. Esseö und Aquarelle von Pechstein
gezeigt wurden und von Schultz-Malan,
diesem gewandten, aber noch eklektischen Ver-
treter des süddeutschen „Klassizismus“ der
Kanoldt, Schrimpf, Mense, von denen er Bild-
mittel übernahm. Für Anfang Januar plant
Goltz eine Ausstellung Moholy-Nagy, womit
endlich einmal der Konstruktivismus in Mün-
chen aufgewiesen werden wird, der nichts we-
niger als „erledigte Sache“ genannt werden
darf. — Im graphischen Kabinett waren vor
der aus Hannover übernommenen Van-Gogh-
 
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