Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers (20.1928)

Meister von Sigmaringen Die Beschneidung
Aus der Ausstellung Deutscher Primitiver in den Kleinberger Galleries, New York
rieten in vielem den Bildhauer, der mit dem
Pinsel, manchmal in Furioso, formt. Der
Geist aber, der aus diesen letzten Werken
spricht, stammt aus einer neuen Phase. Etwas
Barockes — „dynamisch“ nennt es Archipen-
ko selber — hat sich seiner bemächtigt. Es
muß die Reaktion seiner Nerven auf das ame-
rikanische Leben und dessen Tempo sein.
Diese lassen ihm keine Ruhe; sie trieben ihn
sogar zu seiner vielbesprochenen Erfindung
der auch hier vorgeführten „Archipenlura“,
die das dynamische Element in der Malerei
künstlerisch und zugleich mechanisch vorfüh-
ren soll. Auf einer Kombination bemalter,
elektrisch getriebener Rollen erscheinen im An-
und Abschwellen und in steter Veränderung
und Bewegung Gebilde, aus denen sich ab-
strakte, aber auch ganz realistische Bilder, geo-

metrische Figuren, Blumenkörbe, Körper usw.
entwickeln. Blieb es bei den geometrischen Fi-
guren, würde hier ein organisiertes Kaleido-
skop vorgeführt, das das Entstehen, die Durch-
dringung, den Kampf und den Sieg neuen Le-
bens vorführte, — also sozusagen Kandinskysche
Gemälde lebendig werden ließe— man könnte
mit Interesse, ja vielleicht innerem Miterleben
folgen. So aber denkt man doch zu sehr an das
Spielerische, Reklamehafte und wird, wenn
jene Plattheiten von Blumenkörben sich zu
Realitäten zusammenschließen, verstimmt und
nur zu sehr daran gemahnt, daß sich Archi-
penko von dieser „emotionellen Creation“,
wie er sie nennt, eigentlich Gewaltiges als
neues Reklamemittel versprochen hatte, wor-
aus aber bisher offenbar nichts geworden ist.
Daß eine so sensitive Natur wie Archipenko

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