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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928

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Heft 24
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Sammler und Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.41322#0846
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des Waffenschmiedes Philips IV. von Spanien
anerkannt. Aus dem Dresdner Johannaeum;
Nr. 299: Deutsche Turnierrüstung aus dem
Jahre i5r]5. Der Brustschild trägt die Marke
des Augsburger Waffenschmiedes Anton Pef-
fenhauser. Aus der Rüstkammer des Fürsten
Radziwill;
Nr.3oi: Deutsche gotische Rüstung, spätes 15.
Jahrhundert, für Portugal gearbeitet und aus
der kgl. Rüstkammer in Lissabon stammend.
Da hierzulande für erstklassige alte Waffen das
höchste Interesse besteht und selten, wenn über-
haupt je, eine derartige Sammlung zu öffent-
licher Versteigerung gelangt ist, darf mit einem
großen Erfolg derselben gerechnet werden.
Sonst stehen noch bevor an Auktionen
in den American Art Galleries u. a.
eine solche von Erstausgaben aus dem Besitz
der Mrs. Ford Madox Hueffer, die u.a. eine
Rarissima enthaltende Edgar A. Poe-Samm-
lung auf den Markt bringen wird; und eine,
die die pompösen Dekorationen eines typischen
New Yorker Millionärheims vor einer Reihe
von Jahren vorführen wird: einen großartigen
italienischen Salon mit Barocksäulen, gewalti-
gem Kamin aus Veroneser Marmor usw.; vlä-
mische Tapisserien, Schnitzereien, dekorative
Gemälde, Statuetten, eine dem Pietro Tacca
zugeschriebene Büste, den Lucius Verus dar-
stellend u.a.m. F
ZUR VERSTEIGERUNG DER ALT-WIENER
PORZELLANSAMMLUNG K. MAYER
Seit Jahren war auf dem Wiener Auktions-
markt kein solcher Erfolg zu verzeichnen, wie
ihn die Versteigerung der Porzellansammlung
K. Mayer (bei Glückselig vom 12. bis 22. No-
vember) mit sich brachte. In diesen Tagen
zeigte sich wieder einmal so recht die domi-
nierende Rolle Wiens im Kunsthandel der
Nachfolgestaaten und ihre Auswirkung auf
dem internationalen Kunsthandel. Sammler
aus aller Herren Länder (unter den Käufern
fanden sich Amerikaner, Franzosen, Ungarn,
Tschechoslowaken, Jugoslaven) und Museen
trieben die Preise um die Wette in die Höhe,
während die Händler, wo sie nicht in frem-
dem Auf trag kauften, sich meist im Hinter-
grund hielten.
So wurde das Probestück Chr. K. Hungers, die
Spülkumme (Nr; 1), welche ebenso wie der
für 3oooo Schilling (10000 S. Rufpreis) ver-
kaufte Dreikaiserhumpen (Nr. 2) vom Bundes-
denkmalamt mit dem Ausfuhrverbot belegt
worden war, vom österreichischen Museum für
Kunst und Industrie für 32 000 S. (Rufpreis
6000 S.) ersteigert. Das nämliche Museum er-

warb auch Nr. 310, die Jägerin mit Flinte (zu
44oo S.).
Die meisten Käufe wurden vom Museum der
Stadt Wien getätigt, das etwa -L\o Nummern
aufkaufte, zur Hälfte Figurales, zum anderen
Teil Geräte aller Art (meist Gefäße): unter
anderem die schöne frühe Wöchnerinnen-
schale (Nr. 35), Ruf 1200 S., zu 44oo S.
und ein „Dejeuner“ mit Wiener Ansichten
(Nr. 273), Blaumarke, Jahresstempel 801,
Ruf 8000 S., zu 12000 S.
Zahlreiche Stücke, so Nr. 5, der Ollientopf
(Ruf 2000 S.), Kaufpreis 4poo S., mehrere
Teekannen und zwei Dosen (Nr. 487, um
4200 S., Ruf i5ooS.) wandern nach Hamburg.
Das Berliner Schloßmuseum begnügte sich an-
gesichts der hohen Preise mit der Erwerbung
einiger kleinerer figuraler Arbeiten (Nr.3n,
314), während andere reichsdeutsche Museen
(Dresden, Elberfeld usw.) den Kampf auf-
gaben.
Die schönsten figuralen Plastiken gingen in
den Besitz von Sammlern meist Wiener Her-
kunft über. Ein Beweis, daß es in Wien noch
immer mehr kaufkräftige Leute gibt, als man
nach der allgemeinen Wirtschaftslage vermuten
sollte. So ersteigerte ein Wiener Sammler eine
Gruppe (Nr. 294), Pierrot und Pierrette mit
Kind darstellend (Prüf 4ooo S.), um 12 000 S.,
ein anderer die Dame mit Maske (Nr. 3oi),
IluföoooS., um 17000 S.; während ein Pariser
Sammler für das Affenkonzert (Nr 346 bis
353), Ruf 4000S., um io5ooS. bezahlte.
Das Gesamtergebnis betrug über 800000 S. (in
der alten Kronenwährung mehr als 8 Milliar-
den). P.-N.

BILDNIS AUS STELLUNG IN DER
GALERIE EHRHARDT, BERLIN
Porträtausstellungen führen zu aufschlußrei-
chen Erkenntnissen von Menschen und Zei-
ten. Nicht zufällig ist das Interesse an der
menschlichen Gestalt und Physiognomie. Das
Bildnis entschleiert die Verschiedenheit der
Charaktere, die Individualität. Bildnisse sind
darum von jeher bevorzugte Sammelobjekte
gewesen. In Amerika werden Bildnisse sogar
vorzugsweise gesammelt. Es war daher ein gu-
ter Gedanke der Galerie Eh r h a r d t, Bild-
nisse, wenn auch nicht unter einem einheitli-
chen Gesichtspunkt, auszustellen. Die Ausstel-
lung umfaßt Einzel- und Gruppenporträts aus
Italien, den Niederlanden und England vom
16. bis 18. Jahrhundert, wie sie sich gerade
im Besitz der Kunsthandlung zusammenge-
funden haben. Die venezianische Bildniskunst
 
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