Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928
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https://doi.org/10.11588/diglit.41322#0786
DOI issue:
Heft 23
DOI article:Wescher, Paul: Baldung und Celtis
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Abb. 2. Aus Celtis, Libri Odarum Straßburg 1515
In der Erstausgabe von Celtis’ Libri Odarum, die 1515 bei Matthias Schürer
in Straßburg erschien, geht der einzige Holzschnitt, der außer dem Titel darin
enthalten ist, auf Baidungs Entwurf zurück und zwar in freier Anlehnung an
das Blatt mit dem schreibenden Celtis aus der durch die Dürer-Literatur be-
kannten Ausgabe der Libri Amorum, die 1502 bei Höltzel in Nürnberg ge-
druckt worden war. Der Baidung-Holzschnitt hat nicht nur die ganze Dis-
position, sondern im einzelnen auch die Titel und die Figurenanordnung von
dort übernommen. Obwohl die Autorschaft Baidungs an dem Schnitt des
Schürerschen Celtis-Buches bereits von Dörnhöffer (Beiträge Fr. Wickhoff ge-
widmet, 1905, S. 126, Anm. 4) erkannt worden war, fand sie doch in der später
erschienenen Baidung-Literatur keine Berücksichtigung mehr1. Wir bringen
deshalb Baidungs Holzschnitt mit dem Vorbild, das neuerdings ohne ausreichen-
den Grund an den jüngeren Peter Vischer zugeschrieben wurde, nachdem
C. Dodgson W. Traut dafür namhaft gemacht hatte2, nochmals durch die Ab-
bildung (Abb. 1 und 2) in Erinnerung. Das plastische und tektonische Streben
der Baldungschen Anschauung kommt dabei besonders deutlich zum Ausdruck.
Über den Stilzusammenhang des Straßburger Holzschnittes mit dem »Werk«
1 Während des Druckes dieser Zeilen wies H. Zimmermann neuerdings auf diesen Holz-
schnitt hin (Buch und Schrift, 1928).
2 Vgl. H. Stirling in Monatshefte für Kunstw. 1918, S. 255, und H. Röttinger, Dürers
Doppelgänger, S. 227, sowie die dort verzeichnete Literatur.
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