Galerie Flechtheim [Mitarb.]
Der Querschnitt
— 16.1936
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https://doi.org/10.11588/diglit.74679#0183
DOI Heft:
Heft 3
DOI Artikel:Scheuermann, Wilhelm: Immer noch Morganismus
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,, Untrüglicher Beweis"
Friedrich Winckler^Tannenberg
IMMER NOCH MORGANISMUS
Von
WILHELM SCHEUERMANN
Es ist schon lange her, seit Loredan Lorey die Sammler als die Glücklichen der
Jahrhunderte gepriesen hat. Die Alleinbewohner und Herrscher einer eigenen.
Welt nannte er sie, einer Welt zudem, die sie ganz nach dem im eigenen Inneren
ruhenden Plan um sich herum aufgebaut haben. Diese Welt können höchstens
Kometenstürze vorübergehend stören und zerstören, aber keine Kraft des Weltalls
kann den Sammler hindern, sie immer wieder erneut aufzubauen.
In dieser Betrachtung des philosophischen Franzosen wird die naheVerwandtschaft
zwischen dem Sammler und dem Dichter angedeutet; von dem letzteren meinte Vib
helm Busch, daß er sich hübsch für sich allein eine neueWelt aus weicher Kleie backe,
wenn ihm die mißgestalte alteWelt mißfalle, und also bestünde der Unterschied nur
darin, daß der Dichter jederzeit aus dem Wörterschatz seines Volkes unbeschränkt
schöpfen kann, während der Sammler genötigt ist, die Steine zu seinem Bau leicht
oder mühsam, und wie es ihm Glück und Zufall verstatten, zusammenzutragen.
Indessen ist das so lange her, seit Loredan Lorey über die Kunst und das Glück
zu sammeln geschrieben hat, daß man sich wohl fragen darf, ob seine Kenn#
zeichnung noch zutrifft. Die Leute, die er im Auge hatte, sind sicherlich seither
nicht weniger geworden. Namentlich in Gebieten mit altbodenständiger Kultur,
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