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Die Republik — 1849

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No. 1 - No. 26 (2. Januar - 31. Januar)
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chriſtlich-germaniſch verpflichtet , unſer Geld iwegzuwerfen, und
Andere damit glänzen zu laſe .. r 9 p. 39

Der Nordamerikaner hat auch nur ein ſtehendes Heer von

10,000 Mann, das blos in Kriegszeiten aufs Schnellſte bis
zu 2 Millionen kräftiger Streiter vermehrt werden kann. Er
kennt nicht das Glück, den beſten Theil der Steuern auf ein
Kriegsheer verwenden zu dürfen, das uns in Friedenszeiten

belagert, malträtirt, verwundet und todtſchießt. – Alles zum | . r

.Herungszuſtand herrscht, sondern auch im ganzen Landkreise
Erfurt, iſt die Cenſur wieder eingeführt und wüthet ſchrecklicher
denn je; das Recht der freien Versammlung iſt unterdrückt,

Ruhme und zur Ehre des Vaterlraanen. Ö

Hartnäckig beſteht der deutſche Geldſack darauf, die hohen
Steuern bezahlen zu wollen, das Gottesgnadenthum mit sei-
nem Kriegs- und Beamtenheere, seinen Schaaren von Pen-
ſſonirten, seinen Gratifikationen, Extraordivarius u. A. m,
mit enormen Anstrengungen erhalten zu wollen; hartnäckig
hängen ſie an der konſtitutionellen Monarchie und bekämpfen
die Republikaner, die ihnen ihre ungeheuren Abgaben bis zu
einem kaum bemerkenswerthen Zuſchuß, der nur zum Beſten
des Staates, zu ihrem Besten verwendet werden soll, verwan-
deln wollen, und daher all’ das Unglück, all’ das Elend, all’
die Armuth! §

Es iſt klar : Nur die Republik kann die Völker glückiich
machen ! ]

* Heidelberg, 12. Januar. Aus den verschiedenen
Aemtern Badens ſind bis jetzt 1306 junge Männer ausge-
ſchrieben, die ſich bei der diesjährigen Conſcription nicht ge-
ſtellt haben.

Melnununheinr, 11 Januar. Bei der heute hier vorge-
nommenen Wahl eines erſten Bürgermeisters unſerer Statt,
ſchreilt die M. A. wurde Bürger L. Br ent an o, O.-G.-Ad-
vokat, mit 109 Stimmen gewählt. Jolly, bisheriger Bür-
germeiſter, erhielt 88 Stimmen.

IBornm?!s, 10. Januar. Die hieſige Bürgermeiſterwahl
iſt zu Gunsten der Demokratie ausgefallen. Bürger Blen-
k er erhielt 834 und Ebe r ſta d t 791 > die conſtitutionelle
und servile Partci brachte kaum 400 Stimmen für ihren Can-
ditaten zuſammen.

WVorur Mhein. Demnächſt werden hier vier große
Lager aufgeschlagen werden für „unsere Brüder mit Bajonet-
ten.. Wenn dann 40,000 Preußen, 40,000. Oesterreicher ac.
ſo etwa im Ganzen ein Paar Hunderttauſend Mann Truppen
beiſammen ſind, dann wird man wahrſcheinlich um die Rhein-
länder eine Sperre ziehen, und abſtimmen laſſen, ob Rep u-
blik, ob Monarchie.

Aus der bair. Pfalz wird geschrieben, daß die dort
sehr zahlreichen Volksvereine gegenwärtig zwei Adressen an die
deutsche Nationalverſammlung unterschreiben. Die erſte betrifft
die Gewerbefreiheit, welche die Pfälzer nicht allein für ſich
gewahrt, sondern auch in den übrigen Theilen Deutschlands
eingeführt wissen „möchten. Die zweite Eingabe betrifft die

jeßt so vielfach besprochene Errichtung eines deutschen Kaiser-

thums. Die Adresse spricht ſich entschieden ge g en die Ein-
führung eines solchen unvolksthümlichen Inſtituts aus. p

Frankfurt, 10. Jan. Auch der Reichsverweser Jo-
hann von Deutschland hat ein Schreiben von Sr. Heiligkeit
dem Pabsſte Pius erhalten, worin dieser ihm seine Abreiſe von
Rom und einſtweiligen Aufenthalt in Gaeta anzeigt. Zugleich
spricht der Pabft die Neberzeugung aus , daß der Reichsver-
weser Alles, was in seinen Kräften ſtehe, beitragen werde, um
ihn in dem, Besit, seiner Staaten zu erhalten. Wenn ſich Se.
Heiligkeic auf die deutsche Reichsverweſerſchaft verläßt, dann
iſt ſie verlaſſen und kann ewig in Gaeta ſitzen bleiben.

Frankfurt, 10. Jan. Auch Profeſſor Dr. Fiſcher aus.





Jena, hat aus seinem, dem vierten Wahlbezirk des Großher-
zogthums Sachsen- Weimar - Eisenach, in den letzten Tagen des
vergangenen Jahres ein Mißtrauensvotum erhalten.
Gießen. Die demokratischen Vereine Oberheſsſens. und
der Lahn - Wehrbund geben nun ein neues demokratisches Blatt
Wehr’ dich! heraus.

Erfurt. Nicht allein hier, wo noch immer der:Bela-

die Habeas - Corpus - Akte nichts als » ein Stück Papier. &

Nur für die Anhänger des Ministeriums Brandenburg-Man-

teuffel beſtehen noch die Grundrechte des Volkes. Der Absſo-
tiomus wüthet mit nie gekannter Härte gegen die 250 Abge-
ordnete der Linken, der Centren und gegen ihre Anhänger.
Wir hoffen, den Preußen werden nun die Augen vollkommen
geöffnet sein, und wenn es wieder einmal März wird, werden

sir. es auch beſſer machen, als das erſte Mal.

* Köln, 6. Jan. Wie sehr die Hohen auf Das gefaßt
waren, was das Volk ungeſchickter Weise in den Märztagen
nicht gethan, beweist die große Menge Silbers, das täglich in
Kiſten verpackt aus England ankommt. Die Fäſſer, worin
das königlich preußische Silber bei seiner Heimkehr verpackt iſt
haben 2 Fuß Läuge und 1 Fuß Höhe; ſie ſind mit einem
Flechtwerke von Strick umgeben, und alle von der nämlichen
Beschaffenheit.

* Bon der Unstrut, 5. Jan. Die Regierungspartei,
die auf das Schamloseſte das Bolk für fich zu bearbeiten sucht,
auf das Schamloſeſte die Leute gegen ihre eigenen Interessen
einzunehmen sucht, macht trotz allen Mitteln ſchlechte Geſchäfte
in Preußen. Unsre Bauern wollen ihr Augenmerk nur auf -
ſolche Wahlmänner richten, von denen ſie die Gewißheit ha-
ben, daß ſie ihre Stimme keinem Andern geben werden, als
Denen, welche als Deputirte in Berlin für die Steuerverwei-
gerung gestimmt. „„Wir wollen Leute von Courrage nach Ber-
lin schicken , sagen die wackern Landleute den bezahlten Volks-
bearbeitern , r Leute von Courrage, sonst kriegen wir wieder
eine Taubſtummenanſtalt für Erwachsene, wie der ſelig entſchla-
fene Merscburger Landtag eine war!“ – Der Beſchluß der
konstituirenden Ständeverſammlung von Schwarzburg - Rudol-
ſtadt : ,, Der bisherige Adelſtand iſt mit seinen Vorrechten ab-
geschafft, der Staat kennt keine Adelstitel mehr,- iſt hier mit
großer Freude begrüßt worden. f

Mus dem Vergiſchen wird geschrieben, da die Jagd

jetzt ganz frei sei und jeder auf seinem Eigenthum jagen dürfe,
so werde ſo viel Pulver verknallt und so viel Wild geſchoſſen,

daß dieses ganz ausgerottet, und somit für die Pulverfabrikan-

ten die Ausſichten sehr trüb seien. (Wir glauben, daß in der

nächſten Zeit die Pulverfabrikanten guten Muths bleiben kön-

nen, indem noch immer der Letzte nicht geſchoſſen, und noh
mancher Centner Pulver und Blei in den Wind gejagt werden

muß, bis in Europa Alles in Ordnung und nach dem Willen
des Volkes eingerichtet iſt.) v,

Berlin. Hier eingetroffene, sehr zuverlässige Briefe
aus Schleſien berichten, daß dort unter dem Landvolke eine
große Erbitterung über die aufgedrungene Verfassung herrscht,

und daß die demokratiſche Partei die gegrundetſte Ausſichten
hat, den bei weitem größten Theil der Wahlen dieser Provinz
in ihrem Sinne ausfallen zu sehen. Es iſt dies auch gar
nichts Auffallendes, indem die Schlesier eben die Segnungen
| der konſtitutionellen Monarchie beſſer kennen, als alle andern

Deutschen.
 
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