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Die Republik — 1849

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No. 51 - No. 77 (1. März - 31. März)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44148#0271

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kirche, um einem Trauvergottesdienſte für die am 13. März v.
JI. (efallenen beizuwohnen , welcher ihnen jedoch verweigert,

. der Platz vor der Kirche mit Militär besetzt und einige der-
elben verhaftet wurden. Obſchon ſich viele Menschen ſammel-

ten, kam es dennoch zu keinem Conflikte und die Stadt blieb
ruhig. ~ Man wollte geſtern Abend wiſſen, daß die Oeſt-

reicher in Toecana eingerückt ſind. ~–

Man behauxtet hier mit Beſlimmtheit, daß zwiſchen den
Höfen von Wie n, Petersburg, und München einege-
heime Verschwörung geſchloſſen ſei gegen die Absicht, den Kö-
nig von Preußen zum deutschen Kaiſer zu erheben.

Krakau, 12. März. Der hier kommandirende k. k.
General Lege di ts < soll (nach der Oderzeitung) an die
Stadtbehörie das Ansinnen geſtellt haben, das Gubernium zu
erſuchen, die Ruſſen einrücken zu lassen , weil die in Krakau
liegenden Oeſtreicher nach Ungarn marſchiren müßten. Die
Stadtbehörde hat aber ablehnend geantwortet.

_ HVrag , 12 März. Gerüchte verbreiten ſich, daß in
Reichenberg, Kuttenberg, Raudnitz und Meln ik
Unruhen ausgebrochen seien. Ein Bataillon soll Befehl er-
halten haben, ſich marſchfertig zu halten.

Ungarn.

Peſth, 7. März. Bei Mezökö ves d, eine Meile
hinter Maklar und zwei hinter Kapolna, soll am 3. März eine
große Schlacht vorgefallen sein, in der Dembinski durch mei--
ſterhafte Benutzung des Terrains und geschickte taktiſche Ma-
növer die Kaiserlich en t o tal . . h a be. Ihr
Verluſt wird auf 7000 Mann und 60 Kanonen angegeben.

Am 5. März früh um 7 Uhr traf aber noch ein ent-
ſcheidender Schlag die kaiserl. Armee. Die 5000 Mann fstarke
Brigade Grammont in Szolnok an der Theiß wurde nämlich
von einem ungariſchen Heere, welches bei Zibakhaza die Theiß
überſetzte, umzingelt, und nach einem furchtbaren Gemegtel

ſammt dem Feldmarsſchall-Lieutenant Gra mm ont gefangen

genommen. Der Kavalleriegeneral Ottinger erhielt hierbei
eine törtliche Wunde, an welcher er in Ofen gestern ſtarb.
Die Ungarn ſind übrigens hierbei nicht ſtehen geblieben Sie
ſind bis Cze gl e d vorgetrungen und haben dort am 5 in
einem blutigen Gefechte die Kaiser iich en ( wohl die durch
Zeisberg in Peſth geholten drei Bataillone Sukkurs]) g eſch la-
gen. Chenso haben sie Kecskemet, eine sehr bedeutende Statt
¿wischen Theiß und Donau, wieder beſetzt. In Folge dieser
Niederlagen soll Jellachich dem Fürsten Windiſchgrätz gefolgt
sein und ebenfalls P eſth verlassen h abe n. Die um Peſth
aufgeworfenen Verſchanzungen sollen bereits von den Kaiſer-
lichen ſelbſt wieder eingeriſſen werten; ſie wollen alſo Peſth
ſelbſt nicht vertheitigen, ſondern es tloß turch die Kanonen
von Ofen beherrschen. Die Feſtung von Ofen wird ſiaik ver-
proviantirt, toch auch von hier werden Geſchüte ſchweren
Kalibers fortgeführt, nnd man ſcheint hiernach nicht an eine
ſehr lange Vertheidigung zu denken. ~- Eörgei soll mit einem
Armeekorps gegen Raab vordringen und den Kaiserlichen den
Rückzug abſchneiden. Die Ungarn sollen unterhalb Peſih über
die Donau gegangen sein und Stuhlweißenburg (im Rücken
von Peſth) besetzt haben, um dem Feinde den Rückzug über
die Fleiſchhaderſtraße abzuschneiden.

In Debreczien hat die ungarische Nationalverſammtlung
beſchloſſen , einen Lanrſturm zur Unterſtütung der Armee guf-
zubieten. ? : s

Italien,

* Mailand, 13. März. Geſtern haben die Piemon-

tesen den Oeſterreichern den Waffenftillſtand aufgekündigt. Sie
haben als Grund angegeben, daß der Marschall durch die
Heimſuchung Ferrara’s, dann durch die Vorbereitungen, Vene-
dig anzugreifen , endlich durch Ueberſchreitung des Schweizer-
gebietes den Waffenſtillſtand gebrochen hätte Aus Mailand
flüchtet ſich nun Alles, was sich den Ofterreichern geneigt ge-
zeigt hat. Verona und Südtyrol ſind die Zufluchtsorte. Der
König von Sardinien beginnt den Krieg witer ſeinen Willen.
Das Volk von Genua und Turin hat ihn dazu gezwungen.
Mögen die italieniſchen Waffen so ſiegreich ſein wie die der
Ungarn und mögen die Piemontesen, nachdem ſie Italien von
den öſterreichiſchen Henkern gesäubert haben, das republikaniſche
Banner, das jezt in Rom und Florenz weht, auch in Turin
aufſtecken.







s ierv on sagen die Flugblätter der ,„Vater-
ländiſchen“ nichts!

Es gibt Thatſachen in unseren „glücklichen“ conſtitutio-
néllen Staaten, die man nur der Oeffentlichkeit zu übergeben
braucht, um alle die Lügen, all' das Schimpfen und Schelten
der Vaterländler, der Bekämpfer der Republikaner, zu nichts
zu machen. j

In Würtemberg muß das Volk dem Wilhelm von Wür-
temberg jährlich bezahlen , ; . . 850000 fl.

Dem ſogenannten Kronprinz . . . 67000 fl.
Der sog. Kronprinzeſſſn Olga (Nadelgeld) 8000 fl.
Der ſog. Prinzeſſin Auguſte (Nadelgeld) . 8000 fl.
Dem ſog. Prinz Paul (Bruder des Königsn . 4%50472 Al.
Dem sog. Prinz Friedrich . | 25000 fl.
Dem sog. Prinz Auguſt 9026 fl.

Dem ſog. Herzog Alexander (Bruder d. Königin] 15276 fl. :
Der sog. Erz-Herzogin Marie v. Oeſsterreieh . 1650 fl.
Der sog. Herzogin Louiſe Amalie v. Sachsenaltenburg 1500 fl.

Dem ſog. Herzog Karl Paul Ludwig Eugen . 17485 Fl.
Dem sog. Herzog Eugen Wilhelm Alexander . 14337 ſl.
Der sog. Herzogin Louiſc . 4 . z 3000 fl.
Dem ſog. Herzog Friedrich Paul . § 17342 fl.
Dem ſog. Herzog Friedr. Wilh. Alexander 17462 fl.
Dem sog. Herzog Ernſt j . ' 12151 fl.
Dem sog. Graf Wilhelm 5000 fl.

Witthume:



Der sog. Herzogin Henriette (Mutter d. Königin] 21900 fl.
Der sog. Herzogin Pauline . ...au s 6000 fl.
Der sog. Herzog Heinrichs Witwe . 4000 fl.

Summe 1,155,105 fl.

Würtemberg , ein conſtitutioneller Staat von 360 Qua-
dratmeilen, bezahlt 20 Menſchen, die auch nicht das Geringſte
arbeiten, mit 1,155,105 Gulden jährlich! Das ſind die Seg-
nungen der conſtitutiolenn Staaten. Hiervon sagen tie Flug-
blätter der Vaterländler nichts!



Viesiges.
HVapctiſten - Bankett
auf dem Saale des Lyceums
zur Feier des W. März, “rz uu der hcivelvrrger Volks-

Erster Theil:

1) „Belagerungsmarsch‘" mit obligatem Bajonett- und Sähbel-
getlirr, von Wrangel. t

2) Prolog über tie März-Verrungensſchaften von N. Jeper.
3) Brumbaß Chor: „Heil unſerm Großherzog‘“ ron Häuſſer.
4) „Sonſt und Jetzt“ proviſoriſche Betrachtung von Z. Ittel.
 
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