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Die Republik — 1849

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No. 78 - No. 101 (1. April - 29. April)
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hen läßt, iſt bereits in die Hoſbuchdruckerei abgesendct worden;

er ſoll jedoch erſt erſcheinen, wenn die Annahme ter Kaiser-
krone von Seiten des Königs von Preußen offiziell bekannt
gemacht sein ſollte.

_ * Yerlin, A. April. Unsere Konstitutionellen sind wü-
thend, daß der König die Kaiserſchaft nicht unbedingt antreten
will.
constitutionellen Geldariſtokraten, vergißt ſich in seiner Wuth
ſo weit, auszurufen: r, Die Geschicke Deutſchlands sind an
Preußen geknüpft, und ſie werden ſich erfüllen, wenn nicht
mit, ſo trot; dem König!, Alſso die reaktionären Geld-
ariſtokraten drohen mit Revolution! Denn etwas anderes
bedeutet dieſes „trotz- nicht. Cine Revolution, um den Kö-
nig von Preußen zum Kaiſer zu zwingen! Das iſt ein gött-
licher Gedanke. Die Herrn haben nur eins vergeſſen. Re-
volutionen machen nicht die mit den goldenen Ketten und den
dicken Bäuchen, ſondern das Volk, die Männer im Proleta-
riatsroc. Das Volk von Berlin aber lacht über dieſe Kaiſer-
poſſe und freut sich über die ohnmächtige Wuth der Kaiſer-
philiſter. Sein Kampfpreis iſt ein anderer.

Italien.

Nach einer Mittheilung aus Turin sollen die Grundla-
gen des Friedensvertrages, welcher von dem öſterreichiſchen
Cabinette dem Könige Victor Emanual vorgeschlagen würde,
und zu dessen Annahme derselbe auch geneigt sein soll, folgende
Punkte umfassen: 1) Offenſiv- und Defenſivalians mit ODester-
reich; 2) Leiſtung einer Kriegscontribution von hunder Mil-
lionen Lire; dafür sollen die Herzogthümer Parma und Pia-
cenza mit Piemont vereinigt werden; 3) vollſtändige Amnestie
für die Lombarden und Venetianer; 4) Berufung eines italie-
lieſchen Congreſſes, um einen Bund aller italieniſchen Staa:
ten unter dem Patronate Oeſterreichs zu Stande zu bringen;
der Sitz des Bundes soll in Mailand sein; die Stimmen
würden im Verhältaiß zur Gebietsgröße, in folgender Weile
vertheilt sein : Lombardei und Venedig, 10 Stimmen; Nea-
pel, 10; Piemont, 10; Rom, 6; Toskana, 3; Modena, 23
5) Wiedereinſezung des Pabſtes und des Großherzogs von
Toskana; 6) das lombardiſch- venetianiſche Königreich solle
eine gesonderte Verwaltung nebst einer ganz freiſinnigen Ver-
fasſung erhalten und durch die Bande der „„Brüderlichteit-- mit
den übrigen Staaten der öſterreichiſchen Monarchie verbunden
sein. – Das von dem General de la Marmora befehligte
Armeekorps, 8000 Mann stark, iſt nach Genua auf Gesuch
der dortigen Localbehörde beordert worden, um die daſelbſt
bedrohte „Ordnung.. aufrecht zu erhalten. Am Abend des 29.
hatte in Genua eine revolutivnäre Demonſtration ſtatt, die
aber in Folge energischer Maßnahmen, welche ſofort ergrifsen
wurden, ohne weitere Resultate blieb.

Der König Karl Albert hat ſich über Nizza nach Frank-
reich begeben; er iſt am 27. März in Antibes eingetroffen.

Republik Frautkreich.

Paris , 3. April. Die Opppſition in der Rational-
verſammlung hat in der heutigen Sitzung, bei der Fortsegung
der Berathung über das Budget des Departements des Ju-
nern, dem Miniſterium einen empfindlichen Schlag beigebracht.
Es kam der GEchalt zur Berathung, welchen General Chan-
garnier als Oberbefehlehaber der Nationalgarde bezieht. Hr.
Vedru- Rollin erklärte, es für eine arge Inconslitutionalität , daß
General Chargarnier außer der wichtigen Stellung, die er in
der erſten Militärtiviſion bekleide, auch noch den Oberbefehl
über die Nationalgarde führe; er beantragt die Streichung des
Gehalts, welcher für denselben in dieser letzten Eigenschaft
vorgeschlagen sei. Die Herren Perree und Degousee, unter-
ſtütßen auf das Lebhafteſte den Antrag des Herrn Ledru-Rolln,
ebenſo Herr Cremieux, welcher wieder ein eifriger Revolutio-
när geworden iſt. Der Minister des Innern, Hr. Leon Fau-
cher, entgegnete: Das Commando der Nationalgarde und das
der erſten Militärdiviſion seien dem General Changarnier nur

Die .- Deutſche Reform, das reaktionäre Blatt .der



temporär übertragen, und zwar im Interesse der öffentlichen
Ordnnng; dieses Interesse beſtehe noch und erheiſche, daß beide

Commandos vorerſt noch in einer und derſelben Hand verei-
nrigt seien. Der Antrag des Herrn Ledru-Rollin wurde mit
361 Stimmen gegen 304 angenommen und der ganze Gehalt
des Generals Changarnier als Oberbefehlshaber der National-
garde iſt damit geſtrichen.

Das franzöſiſche Cabinet erhielt heute eine in sehr freund-
ſchaftlichem Ton abgefaßte Mittheilung der öſterreichiſchen Re-
gierung, welche ſich in dieser Note mit großer Befriedigung
über die von Frankreich bei den jüngsten Ereigniſſen genom-
mene Haltung ausspricht. ~

* Maris, 3. April. Barbes, Albert, Blanqui, Flotte,
Sobrier, Quentin und Raſpail, die im Kampfe gegen das
Königthum lange Jahre dem Vaterlande treu gedient, sind im
Kampfe gegen die größeren Feinde der Menſchheit, gegen die
Herrn mit den steinernen Herzen, die Geldſäcke, unterlegen.
Am 2. April hat der Staatsgerichtshof zu Bourges das Ur-
theil über dieſe Sozial -Demokraten wegen des Maiaufſtandes
gefällt. Barbes und Albert ſind zur Deportation, Blanqui
zu 10 Jahren, Sobrier zu 7, Raspail zu 0, Flott und Quen-
tin zu 5 Jahren Gefängniß verurtheilt. Das Volk Frankreichs
wird hierüber richten, und dies zwar in Bälde; denn der Tag
iſt nicht mehr fern, an dem das Volk zu Gericht sitzen wird.
In allen Provinzen regt es ſich; das Volk sieht ſich abermals
getäuſcht und will ſich rächen.

Aus Bordeaux schreibt das Frankf. J. vom 31. März:
„Die Zahl der rothen Republikaner wächſt mit jedem Tagez
geſtern zog eine Schaar solcher unter dem Rufe :: „Die Ariſto-
kraten an die Laterne! Es lebe Ledru-Rollin, es lebe Barbes,
es lebe Raſspail!‘’ durch die Stadt. Die Truppen sahen sich
zu wiederholten Malen genöthigt, einzuſchreiten, um die Tu-
multuanten-- zu zerſtreuen.'

Die Wahl zur geſezgebenden Kammer, die vor der Thüre
ſteht, erböht auch die Aufregung. Die Milliarde , (von der
wir letzthin mittheilten) und Italien ſind die Worte , welche
die Demokraten auf ihre Fahne geschrieben ; ihr folgt das
Volk, seines Sieges gewiß.

Strasburg, 2. April. Die Bewohner des elsäſſer
Oberrheins haben an die National- Versammlung in Paris fol-
gende Adreſſe gesandt : „Bürger- Repräsendenten ! Das Volk
der ewigen Stadt, das römiſche Voik, iſt in seine Rechte wie-
der eingetreten und hat die Republik proclamirt. Die Könige
und die Ariſtokraten werden ſich dagegen verſchwören. Sie
werden Liſt, Gold und Eiſen gebrauchen. Es iſt an euch, Re-
präsſentanten, ihr, die ihr durch eine Volksrevolution ernannt
worden seyd, dieſes Brudervolk kräftinig zu beschützen. Ellet
denn, die römiſche Republik, diese Schweſter der französiſchen,
anzuerkennen. Erkläret, daß die Sache des römiſchen Volks
auch die des franzöſiſchen iſt und daß die franzöſiſche Repub-
lik jeder Regierung, welche es wagen würde, das Recht an-
zugreifen, welches das römiſche Volk hat, ſich als Republik zu
conſtituiren, den Krieg erklären werde. Hoch lebe die franzö-
ſiſche Republik! Hoch lebe die römische Republik !-

Schweiz.

(Genf. Auf das Verlangen des Bundesraths, Heinzen
auszuweiſen, hat Genf damit geantwortet, daß es den
Reichspolizeiſpion Baron v. Römer ausgewiesen hat. Genf
will fo nicht zur verächtlichen Dierſtmagd der Fürsſtenplizei
hergeben. !



Siesiges. '
Vürgerwehrfache.

Ihr Wehrmänner aller Fähnlein werdet gewiß in Nro. 81 des
Heidelberger Journals die anmaßende Erklärung des Cafetiers Bolley
gelesen haben, warin derselbe dem klaren Wortlaut des Gesetzes Hohn
sprechen, und keine Entschädigung dafür leiſten will, daß er bei allen
vorkommenden Fällen ruhig zu Hauſe bleiben kann, während ihr bei
falter und naſſer Witterung die Patrouillen besorgtet, während ihr
 
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