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Die Republik — 1849

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No. 125 - No. 141 (1. Juni - 21. Juni)
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wenmgen Jahren, die ste der Vorbereitung zu ihrem
Berufe widmen konnten, nur eine ganz nothdürftige
Bildung, nur die Anfangsgründe einzelner Wiſſen-
schaften ſich erwerben konnten, und ſich daher der
Mehrzahl nach in jenem Zuſtande der Halbwiſserei be-
finden, welche von Allem und noch von einigem An-
dern einen Hieb hat.

Nichts ſchädlicher aber und verderblicher, als wenn
lückenhafte Kenntnisse eine Aufgabe löſen ſollen, der
uur eine umfassende und vollendete Bildung gewachsen
iſte. Wir warnen daher im Intereſſe des öffentlichen
Wohles, den Saal der konſtituirenden Verſammlung
nicht zu ſehr mit Schullehrern anzufüllen. Einer oder
der Andere, warum nicht? aber 20! nein das wäre
zu arg und was zu arg iſt, iſt zu arg!

( Heidelberg, 51. Mai. (Correſp.) «Wenn
doch die touſtituu eude Verſammlung nicht die Dumm-
heit macht und die Republik proklamirt !» schreien un-
sere ängſtlich- bedenklichen Republikaner und möchten
deßhalb in ihrer Beſcheidenheit, um dieſem großen
Unglück vorzubeugen, gerne ſelbſt auf die grünen Bänke
ſich ſesgen. Sie würden zwar dadurch große Opfer
bringen, allem aus Liebe zum Vaterland, zum Lan-

desvater und zu fünf Gulden würden sie, & wenn

nichts dazu kommt, -- eine halbe Ewigkeit beiſammen-
itzen. j
Us dem Volke, das noch Männer beſitzt, die zu
Allem und für Ales bereit Großes leiſteten, wenn nicht
ſo kleine Seelen ihre Körper bewohnten! Aber das
Volk, zumal die Arbeiter und Soldaten, wie die ein-
ſichtsvollen Bürger des Landes und der Stadt werden
ſchon zu wählen wissen, und gerade weil man sich alle
Mühe gibt, durch Mäßigung wieder Alles zu verders-
ben, was man wit vielem Blute erkauft, werden und
wüſſen ſie den entschiedenſten Republikanern, die frei
und oſfen mit der Sprache herausreden, ihre Stimme
geben. Troy dem Borſchlage eines Ihrer Korreſpon-
denten, aus deſſen Worten jedoch man auf die Unent-
ſchiedenheit von Lehlbach und Bronner , wenigſtens in
dieſen kritiſchen Tagen gleichfalls schließen konnte,
möchte ich den andern Vorſc’lag machen, zu Peter
und Scheibel Struve und Blind zu wählen. Eis-
ner beſondern Empfehlung bedürfen sie nicht, und es
weiß Jeder, was er von ihnen zu erwarten hat.
" Mannheim , 25. Mai. Die Bewegung breitet
sich aus. Vom 55. preußiſchen Regiment sind einige
Trupps mit Waffen und Gepäck übergegangen. Ein
preugiſcher Helm blinkte mir auf der Wache in Lud-
wigshafen entgegen. Es leben unsere Brüder in der
preuyiſchen Armee, die zum Volke ſtehen! Die Zsger
ſind deßwegen verlegt, und Mainz hat einen Garni-
ſonswecbſel erfahren. Mainz iſt ſchwach besetzt. Mi-
roslawski iſt in Speyer angekommen. Es ſind viele
tüchtige preußiſche Ofſiziere dort. Die Armee bildet
ſich, das Selbſtvertrauen des Volkes hebt sich. Von
der hesſſiſchen Gränze ebenfals gute Nachrichten. Die
Heſſen ſind getheilt und die Volksbewegung hat Ein-
gang gefunden. Der Odenwald wirkt herab auf die
Ebene. In Eiſenach ließ man die Preußen nicht paſ-
ſiren ; Alles ſtizte zu den Waffen und die Behörden
erklärten den Preußen, sie würden in jedem Hauſe
eine Feſtung finden. Das Korps der Feinde wandte
ſich daher nach einer andern Richtung. In ganz Hesſſen,
von Vach bis Gelnhauſen, kommt der Landſturm zu-
ſammen gegen die Preußen, In Kaſſel und Hanau
iſt die nämliche Stimmung. Die Henker Deutſchlands
ſind überall in feindlichem Lande, und ihre eigenen
Angehörigen wünſchen ihnen den Untergang. Der
Plan iſt, die Preußen auf die Pfalz, und die Baiern
auf Baden zu hetzen. Er wird und muß ſckeitern an
der einmüthigen Abwehr des ganzen freien Theils von
Deutſchland gegen dieſe ruſſiſch - öſterreichiſchen Blut-
hunde. Dresden soll ihnen vergolten werden. Das
Bliit der Kinder und Frauen, die ſie erwürgt, und der
Wehrloſen, die ſie gemeuchelt , schreit um Ract e. Je-

des Bajoner jouen ſie geschliffen finden, und Hundert-
tauſende brennen auf den Augenblick des erſten Kamp-
fes. Rache für Deutſchland! Tod den Ruſſen und
ihren preußiſchen Schergen ! j
Mannheim, 50. Mai. Karl Heinzen, der als
Nicbtbadener noch keinen geeigneten politiſchen Wir-
kungskreis gefunden, beabſichtigt, ſich militäriſch an
der Bewegung zu betheiligen und eine deutſch-schwei-
zeriſche Legion zu errichten. Sie soll gewöbnliche In-
fanterie, Scharſſchügen, Artillerie und Kavallerie in
ſich vereinigen und nur aus den entſchloſſenſten und
entſchieden demokratiſch geſinnten Theilnehmern bestehen.
Die Kavallerie liefert ein kleines Korps Ungarn, wel-
ches aus Italien kommt. Ein ſolches Elitenkorps könnte
große Erfolge erringen und zugleich dre Aufgabe löſen,
Militärweſen und Republikanismus zu verbinden.
Mannheim, 51. Mai. In der geſtrigen Wahl-
vorberathung in Schwetzingen wurden folgende Män-

ner vorgeſcblagen:

Bürger Heinrich Hoff , Buchdrucker in Mann-
heim Mitglied des regierenden Landes-
Ausſscuſſes.

Heinrich Tiedemann, prakt. Arzt in
Schwetzingen.

Adrian Murmann,
Philippsburg und
Friedrich Le h 1b a ch, Pfarrer in Hei-
lig-Kreuz-Steinach.

Karlsruhe, 28. Mai. Geſtern ſind mehrere
würtembergiſche Soldaten hier angekommen, weiche den
Uebertritt größerer Schaaren von den zänächſt an un-
ſerer Gränze ſtationirten würtembergiſchen Truppen
anmeldeten.

Kehl, 24. Mai. Der Heinrich Mathy, Bruder
des Volksverräthers Karl Matbhy, wurde ſoeben hier
verhaftet. Derſelbe war von der vorigen Regierung,
obgieich es bekannt war, daß er es mit der Redlihkeit
nicht ſehr genan nahm, als Spediteur zu Efringen
angeſtelt worden, aus Rücksicht der Verdienſte seines
Bruders. Wie unverantwortlich die Regierung bei der
Anſtellung dieſes Menschen gehandelt hat, ergibt sich
daraus, daß er, wie man versichert, ſicb eine Unter-
ſcblagung von 2000 fl. schuldig gemacht, nebſtdem
noch zwei Fäßchen Speditionsgut von je 9000 fl. be-
ſeitiget und ſich damit aus dem Staube gemacht hat.
In Mannheim ſoll derſelbe angegeben haben, die bei-
den Fäßcben mit 18,000 fl. ſeien ihm geſtohlen wor-
den, und heute kam er hierher, um ſich nach Frank-
reich zu begeben. Ein Bürger aus Offenburg erkannte
ihn, als er ſchon in dem Omnibus ſich befand, der
ihn nach Straßburg verbringen ſolte, und es wurde
von dieſem Offenburger Bürger sogleich die Verhaftung
auf den Grund des angeſchuldigten Diebſtahls veran-
laßt. Es wird ſich nun zeigen, ob derſelbe auch wie-
der aus Milde unseres Landesausſchuſses auf freien
Fuß gesetzt wird. ~ Bei dieſer Gelegenheit, und da

Kaufmann von

die Verbaftung durch einen Offenburger Bürger

vorgenommen wurde, muß man jedoch die Bemerkung
hier niederlegen , daß die Offenburger gut daran thun
würden , auch vor ihrec eigenen Thüre zu kehren, denn

man ſollte es kaum glauben, daß der berüchtigte Dr.

Brandeis, der als ein ruſſiſcher Spion allgemein bekannt
iſt, ſich noch zu Offenburg herumtreibt. (M.A.3Z.3

Ludwigshafen, 50. Mai. Fabelhafte Gerüchte
gehen um über unſern Rückzug von Worms. Es wird
Ihnen intereſſant sein, den wahren Thatbeſtand zu er-
fahren. Wir ſtanden 5 Tage lang in Worms ohne
von Feinden beläſtigt zu werden. Täglich wurden Res
kognoëszirungen vom Thurm aus mit dem Fernrohr
nach Oppenheim und dem ganzen Umkreis von vier
Meilen gemacht, aber an keinem Orte sand eine Be-
wegung ſtatt. Selbſt am Montage nicht. Die Pa-
trouillen gingen des Nackts bis nacb Eich; durch zu-
verläßige Männer wurde das rechte Ufer ausgetundſchaftet.

Von einem Ueberfal! erhielten wir keine Nachrickt da
 
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