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Die Republik — 1849

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No. 125 - No. 141 (1. Juni - 21. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44148#0520

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lich war, iſt geſchehen. Ein Geſetzentwurf über ein
Zwangsanleihen bei den Reichen iſt vorbereitet und
wird der konſtituirenden Verſammlung vorgelegt werden.

Zu 7. Der General Mieroslawski wurde ſchon vor
g 4 Tagen zum Oberkdmmandanten der badiſchen und
pfälziſchen Streitkräfte von uns ernannt. Wir haben
ihm zur Hierherreiſe mit einigen andern Stabsoffizie-
xen die nöthigen Geldmittel nach Paris geschickt.

Zu 8. Wegen der Verhaftung unſeres Mitbürgers
Fickler haben wir ſogleich an das württembergiſche
Volk den energiſchſten Aufruf erlassen; wir haben fer-
ner den Argeordneten Raveaux nach Stuttgart gesandt,
um zur Befreiung Fickier's alle möglichen Schritte zu
thun, insbesondere der württembergiſchen Regierung zu
erklären, daß wir die Verhaftung Fickler’'s tür eine
Kriegserklärung ansehen und darnach handeln werden.

Zu 9. Die politiſche Vereinigung Badens mit der
Rheinpfalz iſt angebahnt und die Genehmigung wird
von der proviſoriſchen Regierung verlangt werden.
Zum energiſchen Einſchreiten gegen die Feſtung Landau
und Germersheim werden wir dem Oberkommandanten
die nöthige Weiſung geben. U..

Zu 10. Das verſteht ſich von selbſt, daß wir in
unſerer politiſchen Wirksamkeit keinen andern Stand-
punkt haben, als den europäiſchen Völkerkampf. Vor
Allem aber muß Baden, soweit seine ſchwacben Kräfte
reichen, das Panier der Freiheit und Einheit Deutſch-
lands vorantragen.

Karlsruhe, den 6. Juni 1849.

Brentano, Goegg, Peter.

Karlsruhe, 2. Juni. Der in Durlach wohnende
Bürger Frieorich Fabel aus Karleruhe hat dem Lan-
desausſchuß tauſend Gulden aus seinem Privatvermö-
gen für patriotiſche Zwecke zur Verfügung geſtellt.

Konſtanz, 1. Juni. Der Obercivilkommiſsär für
den Seekrens, Bürger Ganter hat eine Verordnung
erlaſſen, wonach an Wehrpflichtige keine Päſſe oder
Manderbücber zu verabfolgen ſeren. Eine zweite Ver-
ordnung deſſelben Kommiſſärs befiehlt, an allen öffent-
lichen Gebäuden die ſchwarz- roth - goldenen Fahnen
auszuſtecken.

Darnmirſtadt, 1. Juni. Heute hat der Oberlieutenant
von Rojenverg bei’'m großh. IV. Infanteaie-Regiment
seinen Abschied aus dem Militärdienſt verlangt, weil
er den beabsichtigten Angriff auf Baden als Bürger-
krieg gegen eiuen verfaſſungstreuen Bruderſtamm an-
sehe, und deßhalb mit ſeiner politiſchen Ueberzeugung
nicht vereinigen könne. f .

Man iſt begierig, welchen Eindruck dieſer Schritt
auf das übrige Offizierkorps machen werde, indem
ſicherem Vernehmen nach ſchon vor einiger Zeit eine
größere Anzahl Offiziere des 2. Regiments dem Mini-
ſter Jaup eine ähnliche Erklärung abgegeben und die
Absicht ausgesprochen haben soll, äußerſten Falls eben-
falls ihren Abschied zu nehmen. ,

Frankfurt, 5. Juni. Die preußiſche Regierung
ſoll 11ren Bevollmäcbtigten angewiesen haben, den preu-

Hiſchen Deputirten keine andere Legitimation zu geben,

als einen Zw ang sp aß in ihre Heimath.
Frankfurt, 6. Juni. Dem Vernehmen haben die
bei Kreuznach gelegenen preußiſchen Truppen ibren
Marſch nach der Feſtung Landau angetreten.. Die
dieſer Tage abgegangene Hanauer Freiſchaar, meiſtens
aus Turnern und rüſtigen jungen Mäunern beſtehend,

ſînd glücklich auf badiſctem Gebiet eingetroffen und

von ihren Geſinnungsgenossen mit freudigem Jubel be-
grüßt worden. – Ein Bataillon kurhesſſ. Infanterie
soll wieder nach Hanau verlegt werden, wie verlautet,
auf direkte Veranlaſſung des Kurfürſten.

~ U. Juni. Der Reichsverweſer verläßt Frankfurt,
uachdem er heute Morgen eine Parade über die ge-
sammie hieſige Garniſou abgeyalten batte; wohin die
Reiſe gerichtet iſt, wie lange ſolche dauern soll, bierû-
ber verlautet noch nichts. Soviel wiſſen wir jedoch,

daß er ſich geäußert habe, unter deu jeßigen Umſtäne

den könne unmöglich davon die Rede sein, daß er
Berlin besuche. ~ Abermals iſt im Laufe dieſer Woche
eine 4 bis 3500 Maun ſtarke, wohlbewaffnete Frei-
ſchaar aus hiesiger Gegend nach Baden aufgebrochen.
Die erſte Freiſchaar hat glücklich das Ziel ihrer be-

ſchwerlichen Wanderung erreicht.

Aschaffenburg, 3. Juni. Der am Sonntag
hier durchpaſſirte 400 Mann ſtarke Zug Bewaffneter
beſtand größtentheils aus sehr anſtändig gekleideten jun-
gen Männern, die der sogenannten bessern Geſelſchaſt
anzugehören schienen. Dieſelben führten mehrere Wa-
gen bei sich, auf denen Kleidungsstücke, zwei in Stroh
gewickelte Kanonen und eine |tarke Baarſumme ſich
befanden. Kleinere Trupps kommen ſtündlich hier durch
und dieſen Abend wird wieder eine ſtarke Kolonne von
vielen Hunderten erwartet. Zur Stunde iſt unsere
Stadt, das Mainthal und der Speſſart immer noch
ganz entblößt. – So eben erſcheint eine Auſpracbe
des neuen Stadtkommiſsärs Hauck, in welcher zur Ruhe
und Ordnung ermahnt wird.

Stuttgart, 4. Juni. Von hier aus ſind bereits
mehrere juuge Männer wohlbewaffnet nach Baden ab-
gegangen, um unter den Freiſchaaren mit den badi-
ſchen Brüdern zu kämpfen. Denſelben folgte in der
verfloſſenen Nacht der Sohn des Ober-Juſtiz- und Cri-
minalrath Bechter, – jenes Mannes, der aus den
früheren Demagogenunterſuchungen nur noch allzube-
kannt iſt. Uebrigens scheinen bei uns auch wieder po-
litiſche Verfolgungen eingeleitet werden zu sollen. So
ſind in der That mehrere Personen verhaftet worden,
die im Verdacht ſtehen, in demokratiſchem Sinn auf
das Militär eingewirkt zu haben; bei dem Armeekorps
aber iſt das Standrecht verkündige. – Im Ganzen
mögen es bis heute (Montag]) Abend gegen hundert
Reichstagsabgeordnete ſein.

~ 4. Juni. Fickler, Mitglied der proviſoriſchen
Regierung, wurde dem Vernehmen nach auf Denun-
ciation einiger Karlsruher auf Befehl des Staatsraths
Duvernoy von der Polizei verhaftet, und es iſt dieſer
Befehl vom Kriminalrichter von Bechter vorläufig be-
ſtätigt und von diesem bereits auf Hohenasperg ein
Berhör mit dem Angeſchuldigten vorgenommen worden.
Es iù nach den vorliegenden Umſtänden kaum denk-
bar, daß der Kriminal Senat des Gerichtshofs, wel-
chem nunmehr die Akten werden vorgelegt werden,
dieſe folzereiche Maßregel beſtätigen wird.

Aus Württemberg. Bereits iſt es ſo weit ge-
kommen, dap die Kömge allerhöcbſt selbſt mit den
Soldaten unterhandeln und bei ihnen Umtriebe machen
müssen. Zum Beweis theilen wir folgende Unterredung
des Kanoniers Delhaffen mit dem König von Würt-
temberg mit:

»Ich kann nicht umhin, vielleicht eines der wichtig-
ſten Ersigniſſe meines Lebens der Öffentlichkeit zu
übergeben. Verfloſſenen Sonntag wurde ich zum Kö-
nige beſchieden + eine bis jetzt gewiß unerhörte That-
ſache, daß ein Rekrut ſich solcher Gnade (?) zu er-
freuen batte. Nachdem der König ſich nach meinen
Familienverhältniſsen erkundigt hatte, fragte er mich,
ob und wo und mit wem ich den Abend vorher außer
der Kaſerne zugebracht habe. Ich sagte ihm, daß ich
in Geſsellſchaſt mehrerer Freunde, worunter auch der
Abgeordnete Forſter von Gmünd ſich befunden, im
Stern mehrere Stunden verweilte. König: Was haben
Sie da gesprochen ? Delhaffen: Es iſt ſchwer, Wirths-
hausgeſpräche im Detail wiederzugeben. Uebrigens
haben wir auch von den neueſten Kammerbeſchluſſen
gesprochen, und Forſter sagte uns, es ſeien dieser
Tage Beschlüſſe vom höchſten Intereſſe für die Sol-
daten gefaßt worden , deren ſich ohne Zweifel auch die
Verſammlung in Reutlingen annehmen werde. & Ich
ſtelte den Antrag an meine Kameraden, dieſe Ber-
ſammlung mit einer Deputation zu beschicken K. Was
thaten Sie weiter? Oe. Ich brachte dieſen Morgen
eine Bitte an das Kompaguie-Konmmwando gerichtet, zu
 
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