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Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (3) — 1823

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No 1-13 (Januar 1823)
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https://doi.org/10.11588/diglit.22118#0007

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Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.

Nro. 1. Mittwoch den 1. Januar 1823.

Verantwortlicher Nedakteur und Herausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Erlach.

Die Charis

zum neuen Jahre, an ihre Freunde.

Euch, die ich oft in wechſelvollen Weiſen
Mit ſtets erneuter Geiſtesluſt empfangen;
Euch/ mir verknüpft, was zart und ſchön zu preiſen;
Euch, denen herzig meine Lieder klangen —
Zu welchen immer, in den innern Kreiſen,
Sich meiner Bilder Urgeſtalten ſchwangen:
Euch Allen Gruß! Ihr habt verfüßt mein Strehen,
Erheitert darf ich meinen Blick erheben.

In freiern Tönen will ich Euch begrüßen
Mit Zuverſicht Euch froh entgegenſchreiten:
Das todte Wort, es ſoll lebendig ſprieſſen
Wie ihr mich kennt aus jenen ſchönern Zeiten;
Und gleich wie Stunden, Tage, Jahre flieſſen,
wil ich ſanft an Euch vorübergleiten —
Vorü benin dem allgemeinen Treiben!
Rur Eure Liebe, wünſch' ich, möge bleihen.

Die Liele! denn das wandelbare Leben
Soll bald im Ernſt/ bald ſcherzend vor Euch quellen/
Nun zu der Freude Hügel Euch erheben,
VNun Euch ins Thal zur Trauerweide ſtellen;
und/ muß ein Morgenroth um jenen ſchweben,
Soll dach ein Stern auch Thal und Nacht erhellen,
und ziriſcken beiden, dab Ihr ganz Euch fühlet,
Ein mildes Dammern, das die Stirn Euch kühlet.

Antwort, die
ſehen, bewog ihn, mich zu begleiten; er wurde

Der Unbekannte.
von Emilie Linden.

Zu viel für Einen Menſchen.
»„Schon wieder da?“ rief Amalie ihrer Nichte
Hortenſia zu, das Konzert kann doch noch nicht zu
Ende ſeyhn.“ —
„Aber meine Geoͤuld iſt zu Ende!“ rief dieſe,
warf der herbeieilenden Kammerfrau den Shawl
zu, und ſich in die Sophaecke.
„Was haſt du? du gluͤhſt“ —
„Kein Wunder — o ich bin ſo unmuthig! denk'

nur, waͤhrend der erſten Pauſe draͤngt ſich wie
gewoͤhnlich
ſage nur, haben denn die Leute gar kein Ehrge-

eine laͤſtige Schaar um mich —
fuͤhl? ſie ſehen doch, daß ich ſie nicht mag —
aber nicht genug, die Baronin draͤngt ſich durch
und fluͤſtert mir ins Ohr: Mein Sohn gluͤht vor
Verlangen Ihnen vorgeſtellt zu werden. Gott!

ruf' ich voll Schrecken: iſt er denn ſchon angekom-

men? Erſt vor einer Stunde, giebt ſie mir zur
Sehnſucht, Sie heute noch zu
 
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