Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (3) — 1823
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https://doi.org/10.11588/diglit.22118#0424
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No 79-91 (Juli 1823)
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- Einband
- Titelblatt
- [Inhalt]
-
No 1-13 (Januar 1823)
-
No 14-25 (Februar 1823)
-
No 26-39 (März 1823)
-
No 1 Intelligenzblatt zur Charis
-
No 40-52 (April 1823)
-
No 53-65 (Mai 1823)
-
No 66-78 (Juni 1823)
-
No 2 Intelligenzblatt zur Charis
-
No 79-91 (Juli 1823)
-
No 92-104 (August 1823)
-
No 105-117 (September 1823)
-
No 3 Intelligenzblatt zur Charis
-
No 118-130 (Oktober 1823)
-
No 131-143 (November 1824)
-
No 144-157 (Dezember 1824)
-
No 4 Intelligenzblatt zur Charis
- Inhalt
- Einband
- Maßstab/Farbkeil
².—
—— 4
+ V
Rheiniſche Morgenzeitung fuͤrg
Nro. 87. Montag den . Juli 1823.
Verantwortlicher Redakteur und Derausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Erlach.
Konigg Arthur's Geburt.
x V.
Im Koͤnigsſchloße herrſchte tiefe Stille,
Und bangend ſtand das Volk vor dem Pallaſt;
Aus tauſend Herzen quoll der Andacht Fuͤlle
Zum hellen Himmelsdom mit banger Haſt.
Da kündete ein frohes Jubelrufen
Der Menge den erſehnten Augenblick;
Und dankend ſinkt ſie an des Schloſſes Stufen,
Und winkt dem neugebornen Kinde Glück.
Wie war dir aber damals Igavine,
Als nun der Saͤugling an dein Herz geſchmiegt,
Dich grüßte mit der frommen Unſchuldsmiene,
Die auf des Kindes reinem Antlitz liegt.
O kurze Luſt, o bald geraubte Freuden,
O! bange Trennungsſtunde, die da naht! —
Von deinem Liebſten mußt du ſchmerzlich ſcheiden,
Und kaum begonnen trennt ſich euer Pfad.
Kein Troſt ward dir in deines Gatten Armen:
Siehſt du ſein Auge nicht, wie deines feucht?
Noch hofft ihr Beide auf Merlins Erbarmen:
Hofft nicht! des Zaub'rers Herz war nie erweicht.
O! Gott! ſchon haͤlt das Kind ſein Arm umſchlungen;
Ein Kuß noch — und auf immer iſt's geraubt.
Die Königinn, von heißem Schmerz durchdrungen
Senkt an des Gatten Bruſt das muͤde Haupt.
„Getroſt ihr Eltern! Stark ihr wunden Herzen!
Noch leuchtet euch ein heller Hoffnungsſtern:
Nicht ewig waͤhren ja der Trennung Schmerzen,
Ihr ſeht ihn wieder, — iſt er jetzt auch fern.
Welch große Tafel glaͤnzt euch dort entgegen,
Ein Geiſt herrſcht hier, ein Leben und ein Sinn;
Schaut wie anmuthig ſich die Ritter regen,
Wie ſchöne Frauenblumen roſig bluͤhn!
Von hier aus geht jedwedes Ritterſtreben,
Von hier aus weht jedwedes Minnelied:
Ein neues Thun beginnt, ein neues Leben,
Das neu beſeelend alle Welt durchzieht.
und ſeinen Schopfer, werdet ihr ihn kennen,
Der dorten thront auf goldumblitztem Thron?
Deſſ' Namen alle Zungen preiſend nennen,
's iſt Arthur, euer früh verlorner Sohn!“
Ludwig Halirſch.
—— — — — —2— —— 2— — — —— —p—.—p—— — — —..
Stumme Liebe.
Der Freiherr von Lörsheim, ein beglückter Gatte, und Va-
ter von drei Knaben und zwei Maͤdchen, wohnte in dem
anmuthigſten Thale einer Rheingegend. Hohe Berge mit
dunkeln Nadelwaͤldern und ewigen Eichenhainen umgrenzen
dies Thal; liebliche Blumenfluren, unter andern eine Ver-
gißmeinnicht⸗Wieſe, das Engelplaͤtzchen genannt, ziehen
ſich durch die weite Flaͤche, die von friſchen Quellen und
einem klaren Forellenbache durchwaͤſſert wird. Jeder Sin-
—— 4
+ V
Rheiniſche Morgenzeitung fuͤrg
Nro. 87. Montag den . Juli 1823.
Verantwortlicher Redakteur und Derausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Erlach.
Konigg Arthur's Geburt.
x V.
Im Koͤnigsſchloße herrſchte tiefe Stille,
Und bangend ſtand das Volk vor dem Pallaſt;
Aus tauſend Herzen quoll der Andacht Fuͤlle
Zum hellen Himmelsdom mit banger Haſt.
Da kündete ein frohes Jubelrufen
Der Menge den erſehnten Augenblick;
Und dankend ſinkt ſie an des Schloſſes Stufen,
Und winkt dem neugebornen Kinde Glück.
Wie war dir aber damals Igavine,
Als nun der Saͤugling an dein Herz geſchmiegt,
Dich grüßte mit der frommen Unſchuldsmiene,
Die auf des Kindes reinem Antlitz liegt.
O kurze Luſt, o bald geraubte Freuden,
O! bange Trennungsſtunde, die da naht! —
Von deinem Liebſten mußt du ſchmerzlich ſcheiden,
Und kaum begonnen trennt ſich euer Pfad.
Kein Troſt ward dir in deines Gatten Armen:
Siehſt du ſein Auge nicht, wie deines feucht?
Noch hofft ihr Beide auf Merlins Erbarmen:
Hofft nicht! des Zaub'rers Herz war nie erweicht.
O! Gott! ſchon haͤlt das Kind ſein Arm umſchlungen;
Ein Kuß noch — und auf immer iſt's geraubt.
Die Königinn, von heißem Schmerz durchdrungen
Senkt an des Gatten Bruſt das muͤde Haupt.
„Getroſt ihr Eltern! Stark ihr wunden Herzen!
Noch leuchtet euch ein heller Hoffnungsſtern:
Nicht ewig waͤhren ja der Trennung Schmerzen,
Ihr ſeht ihn wieder, — iſt er jetzt auch fern.
Welch große Tafel glaͤnzt euch dort entgegen,
Ein Geiſt herrſcht hier, ein Leben und ein Sinn;
Schaut wie anmuthig ſich die Ritter regen,
Wie ſchöne Frauenblumen roſig bluͤhn!
Von hier aus geht jedwedes Ritterſtreben,
Von hier aus weht jedwedes Minnelied:
Ein neues Thun beginnt, ein neues Leben,
Das neu beſeelend alle Welt durchzieht.
und ſeinen Schopfer, werdet ihr ihn kennen,
Der dorten thront auf goldumblitztem Thron?
Deſſ' Namen alle Zungen preiſend nennen,
's iſt Arthur, euer früh verlorner Sohn!“
Ludwig Halirſch.
—— — — — —2— —— 2— — — —— —p—.—p—— — — —..
Stumme Liebe.
Der Freiherr von Lörsheim, ein beglückter Gatte, und Va-
ter von drei Knaben und zwei Maͤdchen, wohnte in dem
anmuthigſten Thale einer Rheingegend. Hohe Berge mit
dunkeln Nadelwaͤldern und ewigen Eichenhainen umgrenzen
dies Thal; liebliche Blumenfluren, unter andern eine Ver-
gißmeinnicht⸗Wieſe, das Engelplaͤtzchen genannt, ziehen
ſich durch die weite Flaͤche, die von friſchen Quellen und
einem klaren Forellenbache durchwaͤſſert wird. Jeder Sin-