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Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (3) — 1823

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No 40-52 (April 1823)
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https://doi.org/10.11588/diglit.22118#0249

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— SSS —
.

S ,

Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.

Nro. 51. Montag den W. April 1823.

Verantwortlicher Redakteur und Herausgeber; Friedrich Karl Freiherr von Erlach.



Einer Freundin zum Geburtstag.

Dir⸗ zu dem Tag der Geburt, o Freundin, bring ich bier Gaben/
Wirkliche hab ich nicht, bin ich zu arm doch dazu;
Aber die Gaben des Wunſches, die nimm aus beſcheidenen
ö Händen/ ö
Bin ſelbſt in Wünſchen zu arm, doch nimm mit dieſen vorlieb.

Hier die goldene Uhr, an goldenem Kettchen zu tragen,
Zierlicher Schmuck für den Hals, für die empfindende Bruſt;
Nur die Stunden des Glückes, der Freude zeige das Uehrchen/
Keinen Augenblick ſelbſt ſtehe es ſtille bei Dir.

Hier für die Lilienhände die weißen geglätteten Handſchuh
Wen Du nur damit berührſt, ſeye wie Du dann ſo rein;
Was von uns keiner gekannt, und was wir doch alle verloren,
ö Dieſes gibſt Du dann zurück, zum Paradieſe führſt Du.

Auch den Lichtſchirm, er ſreue Dir wonnigen Schatten
aufs Lager,
Wenn Du dem Schlummer im Arm freudig ermüdet entſchlafſt;
Dann auch werden im Schatten Dir liebliche Träume begegnen
Und der Freundſchaft geweiht ſeyen die Bilder der Nacht.

Bier auch den ſchimmernden Kamm, die zierlichen Flechten
ö zu halten, ö
Edelſteine umfängt leuchtend der goldene Rand;
Könnt ich die Sterne faſſen aus jenem unendlichen Himmel,

Braͤcht ich den würdigern Schmuck Dir auf das herrliche Haupt.

Nimm auch dies Schreibgeräthe, hier Tinte, Feder und
Pettſchaft,
Freundſchaft und Liebe nur ſey , was Du verkündeſt damit;
O wie glücklich wirds ſeyn, wenn Du Dein Glück ihm
vertraueſt/ ö
Ob es wohl jemals erfahrt, daß Du auch dachteſt an mich?

Hier dies freundliche Kreuz, aus einzelnen Perlen gefüget,
Friedlich ruh es Dir ſtill, ſanft auf der gläubigen Bruſt;
Dieſes das Bild der Duldung, das Bild von unſerem Glauben
Sey Dir das letztere nur dulde kein trübes Geſchick.

Sieh auch den Bienenſtock, die ämſgen, fliegenden
Thierchen/
Wie ſie den Honig für Dich tragen zum Korbe herbei;
Wie ſie wetteifern mit Dir, im Fleiße Dich zu beſiegen,
Doch weil es halb nur gelingt, bringen ſie Dir den DTribut.

Nimm auch die Ohrgehänge, von goldenen Ringen gehalten/

Sieh, zwei Muſchelchen ſinds, Dir nur beſtimmet vom Meer;

Wächter ſollen ſie ſeyn, damit Du nur Liebes vernehmeſt,

Und zur Erinnerung auch, daß ſie geboren Dein Bild.

Dieſe zärtlichen Dauben, auch dieſe nimm zum Geſchenke,

Lehrer ſeyen ſie jetzt, Vorbild im Lieben dereinſt; ö
Doch ich weiß es, wenn ſie beglückt Dich in Liebe erblicken,
Sehen ſie ſtille beſchämt Dich als die Meiſterin an.

Hier auch den goldenen Ring / das Bild der Treue im Lieben,
Der bei der Treue zugleich Bild der Unendlichkeit iſt;
 
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