Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (3) — 1823
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https://doi.org/10.11588/diglit.22118#0111
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No 14-25 (Februar 1823)
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- Einband
- Titelblatt
- [Inhalt]
-
No 1-13 (Januar 1823)
-
No 14-25 (Februar 1823)
-
No 26-39 (März 1823)
-
No 1 Intelligenzblatt zur Charis
-
No 40-52 (April 1823)
-
No 53-65 (Mai 1823)
-
No 66-78 (Juni 1823)
-
No 2 Intelligenzblatt zur Charis
-
No 79-91 (Juli 1823)
-
No 92-104 (August 1823)
-
No 105-117 (September 1823)
-
No 3 Intelligenzblatt zur Charis
-
No 118-130 (Oktober 1823)
-
No 131-143 (November 1824)
-
No 144-157 (Dezember 1824)
-
No 4 Intelligenzblatt zur Charis
- Inhalt
- Einband
- Maßstab/Farbkeil
Rheiniſche Morge nzeitung fuͤr gebildete Leſer.
Nro. 23. Sonnabend den 22. Februar 1823.
Verantwortlicher Redakteur und Herausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Erlach.
Elegiſche Epigramme uͤber Athen,
vom Profeſſor Braun zu Mainz.
*
* 1. Peiräeus. ö
Kaum berũhrt den Peiräiſchen Sand, o Wandrer, dein Fahrzeug/
Siehſt du von Fluthen beſpült einen geſunkenen Stein.
Mal des Meerbezwingers Themiſtockles, immer noch rufſt du:
„Hölzerne Mauern, mein Volk, retten zum zweitenmal dich!“—
Gleich Schiffbrüchigen liegt noch mancherlei Trümmer am
ö Ufer: ö
Aber der lärmende Markt iſt in der Oede verſtummt.
Richt mehr ſammeln ſich rings um der Erd' unermeßlichen
Reichthum
Frohlich die Käufer, doch blieb einziger Reichthum das Meer.
Auf und aufs neue hinaus mit dem brauſenden Kiele geſtürzet,
Goldene Zonen durchforſcht, da dir die Woge noch winkt.
Aermlicher Boden ermahnt, das Glück in der Weite zu ſuchen/
Zi dir hart die Natur, werde noch haͤrter, o Menſch!
ö (Fortſetzung folgt.)
— — —— —.—9—9.——
Die Brieftaſche.
223—29———725222 2——2——.— — —2— — ——
*
(Fortſetzung.)
Ich warikte lange vergeblich auf ſein Wiederkommen, ö
und ging endlich „da es auf der Straße ſchon ſehr le-
bendig zu werden anfing, zuerſt auf mein Zimmer,
wo ich Visconti's Brieftaſche zu mir ſteckte und
meinen Burſchen einpacken hieß; dann aber zum
Kriegs-Kommiſſaͤr, um Abmarſch und Vorſpann
zu reguliren. Um ſechs Uhr eilte ich in mein
Quartier zuruͤck, wo Viscon ti zwar wieder nach
mir gefragt, aber ohne einen Augenblick zu warten
ſich beurlaubt, und fuͤr mich nichts hinterlaſſen
hatte, als die Weiſung: wir wuͤrden uns ſchon
in Vicenza finden.
Der Marcheſe umarmte mich zum Abſchiede, ich
luͤßte Donna Eleonoren die magere mit Ringen bedeckte
Hand, und ruͤckte gegen ſieben Uhr Abends mit
meinen vier Wagen in die Doppel-Reihe der ſchon
ſeit einer vollen Stunde auf dem Wege von Mar-
cheſano und Rivarole langſam vorwaͤrts ſtrͤmen-
den Equipagen. ö
Wir raſteten nach Mitternacht ſeithalb der Heer-
Straße im freien Felde zwiſchen Capacind und
Romano, und als die Sonne aufging Jaͤnzte
uns der Glockenthurm von la Longa zwiſchen him-
melhohen hellgruͤnen Maulbeerbaͤumen entgegen. —
Noch eine Stunde weiter, ienſeits Preſſovido,
ſtockte das ganze Fuhrweſen. Der Kanal, der von
den Gebuͤrgen kommend ſich hier nach der Brenta
Nro. 23. Sonnabend den 22. Februar 1823.
Verantwortlicher Redakteur und Herausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Erlach.
Elegiſche Epigramme uͤber Athen,
vom Profeſſor Braun zu Mainz.
*
* 1. Peiräeus. ö
Kaum berũhrt den Peiräiſchen Sand, o Wandrer, dein Fahrzeug/
Siehſt du von Fluthen beſpült einen geſunkenen Stein.
Mal des Meerbezwingers Themiſtockles, immer noch rufſt du:
„Hölzerne Mauern, mein Volk, retten zum zweitenmal dich!“—
Gleich Schiffbrüchigen liegt noch mancherlei Trümmer am
ö Ufer: ö
Aber der lärmende Markt iſt in der Oede verſtummt.
Richt mehr ſammeln ſich rings um der Erd' unermeßlichen
Reichthum
Frohlich die Käufer, doch blieb einziger Reichthum das Meer.
Auf und aufs neue hinaus mit dem brauſenden Kiele geſtürzet,
Goldene Zonen durchforſcht, da dir die Woge noch winkt.
Aermlicher Boden ermahnt, das Glück in der Weite zu ſuchen/
Zi dir hart die Natur, werde noch haͤrter, o Menſch!
ö (Fortſetzung folgt.)
— — —— —.—9—9.——
Die Brieftaſche.
223—29———725222 2——2——.— — —2— — ——
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(Fortſetzung.)
Ich warikte lange vergeblich auf ſein Wiederkommen, ö
und ging endlich „da es auf der Straße ſchon ſehr le-
bendig zu werden anfing, zuerſt auf mein Zimmer,
wo ich Visconti's Brieftaſche zu mir ſteckte und
meinen Burſchen einpacken hieß; dann aber zum
Kriegs-Kommiſſaͤr, um Abmarſch und Vorſpann
zu reguliren. Um ſechs Uhr eilte ich in mein
Quartier zuruͤck, wo Viscon ti zwar wieder nach
mir gefragt, aber ohne einen Augenblick zu warten
ſich beurlaubt, und fuͤr mich nichts hinterlaſſen
hatte, als die Weiſung: wir wuͤrden uns ſchon
in Vicenza finden.
Der Marcheſe umarmte mich zum Abſchiede, ich
luͤßte Donna Eleonoren die magere mit Ringen bedeckte
Hand, und ruͤckte gegen ſieben Uhr Abends mit
meinen vier Wagen in die Doppel-Reihe der ſchon
ſeit einer vollen Stunde auf dem Wege von Mar-
cheſano und Rivarole langſam vorwaͤrts ſtrͤmen-
den Equipagen. ö
Wir raſteten nach Mitternacht ſeithalb der Heer-
Straße im freien Felde zwiſchen Capacind und
Romano, und als die Sonne aufging Jaͤnzte
uns der Glockenthurm von la Longa zwiſchen him-
melhohen hellgruͤnen Maulbeerbaͤumen entgegen. —
Noch eine Stunde weiter, ienſeits Preſſovido,
ſtockte das ganze Fuhrweſen. Der Kanal, der von
den Gebuͤrgen kommend ſich hier nach der Brenta