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Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (3) — 1823

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No 26-39 (März 1823)
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https://doi.org/10.11588/diglit.22118#0131

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Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.

Nro. 27. Montag den 3. Maͤrz 1823.

Verantwortlicher Nedakteur und Herausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Erlach.

Elegiſche Epigramme uͤber Athen.

2. Athen.
Dieſes Athen? in die Wüſte gebaut fruchtweigernder Felſen,
Deren verdüſtertes Grau glänzender Marmor durchwebt?
Steinernes, ſtarrendes Haus der allerbeweglichſten Geiſter,
Welcher⸗Wechſel, di ſtebſt, aber die Geiſter entfloh'n!
Schimmernd vor allen in eigenem Glanz erhebet ſich Pallas
Heiliger Tempel, es wich immer die Göttin noch nicht.
Schneller geeilt und zur Seite den Hügel des Sängers gelaſſen/
Der von den Muſen geliebt, theilte den Namen als Preis.
Links die erſtickende Hitze der Pnyx gemieden, der Feſizug
Schon zu dem Parthenon hin wogt er in ſchweigendem
ö Ernſt. ö
Greiſ', ehrwürdig im Silber des Haupts, in den Haͤnden den
—— Oelzweig,
Fjühren den Zug, und es folgt ihnen die kriegriſche Schaar.

Gang und Geberde bezeugen den Sinn, der Athene bewahret,

Und in der eiſernen Zeit, ſchützte mit Eiſen das Land.

Fremdlinge tragen das Schiffchen, ein Sinndild ferner Ent-

wendung; ö
Nieder die Blicke geſenkt folgen die Frauen Athens.

Ader damit ſich zum keltlichen Ernſt das Heitre geſelle,

Wandelt, mit Schönheit geſchmückt, lockiger Jünglinge

Horch/ wie ihr Hymnos ertönt; wie die Herzen erweichen;
. wie Thränen

Sinken aus zeglichem Blicke: „Schüh uns o Pallas

hinfort!

Hohe, die Städte gebaut und Städte beſchirmet, o hör' uns!
So verhallt der Geſang, doch es entflieget der Blick/
Huldiget ſchon, wenn noch das halbgewendete Ohr lauſcht/
Zärteren Neizen, zu viel Rührung ergreift das Gemüth.
Jungfrau'n, wie ſie Athene ſich wünſcht, in ſittſamer Schönheit/
Tragen die Körbe daher, Reine das Reine, ſo ziemts.
Töchter der Schutzverwandten, die Unſchuld lieblicher Knaben,
Schließt ſich in regrem Gedräng dort an den langſamen Zug.
Immer noch bunteres Leben entfaltet ſich, Flötengetön mengt
Sich in der Lyra Klang; Sänger entrücken den Geiſt
Hin, wo Ilion ſank der Göttin unendlichen Weisheit,
Waffengeklirre verſtärkt mächtig die Töne der Kunſt.
Leicht empor mit den Lanzen geſchnellt und den ehernen
Schilden,
Hüpfet der kriegriſche Tanz in dem geſchlagenen Takt.
Aber was gleitet dahin, wie von ſanfteren Winden getrieben,
Segel, ein Schleyergewand, häufig mit Golde durchwebt?
Täuſcht mich der Blick? wie vermag denn ein Schiff auf dem
— trockenen Boden
Alſo zu gleiten, doch nichts iſt ja den Göttern zu ſchwer,
Pallas begabt mit Bewegung es ſelbſt. — Zur Seite des Zuges
Drängt ſich das Volk und es flürzt ietzt in den heiligen
—1 Raum.
Eilen wir raſch mit den Eilenden ſelbſt; ihr Innres eröffnet
Jetzo die Burg uns; ein Wald herrlicher Werke der Kunſ!
Wer vermag ſie zu nennen, die ewigen Namen? Atbene
Trug des Großen zu viel; wenig des Größeſten nicht.

Dank hat alle die Bilder geweiht; auch viele der Undank

Wieder geſtürzet, doch nie mangelte gleiches Verdienſt.
 
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