Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (3) — 1823
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https://doi.org/10.11588/diglit.22118#0125
DOI Kapitel:
No 26-39 (März 1823)
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- Einband
- Titelblatt
- [Inhalt]
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No 1-13 (Januar 1823)
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No 14-25 (Februar 1823)
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No 26-39 (März 1823)
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No 1 Intelligenzblatt zur Charis
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No 40-52 (April 1823)
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No 53-65 (Mai 1823)
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No 66-78 (Juni 1823)
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No 2 Intelligenzblatt zur Charis
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No 79-91 (Juli 1823)
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No 92-104 (August 1823)
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No 105-117 (September 1823)
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No 3 Intelligenzblatt zur Charis
-
No 118-130 (Oktober 1823)
-
No 131-143 (November 1824)
-
No 144-157 (Dezember 1824)
-
No 4 Intelligenzblatt zur Charis
- Inhalt
- Einband
- Maßstab/Farbkeil
Rheiniſche Morgenzeitung fur gebildete Leſer.
Nro. 26. Sonnabend den 1. Maͤrz 1823.
Verantwortlicher Redakteur und Herausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Erlach.
Biarke und Ruta.
Nordiſche Sage.
Es war der Ritter Biarke, Normanna's ſtarker Held
Der zieht auf hohem Roſſe wohl über Lethra's Feld,
Kam weither gezogen über Meer und Land,
Denn in Nuhm und Liebe war ihm das Herz entbrannt.
König Rolf dem Kühnen, der in Lethra haußt,
War er treu ergeben, wenn der Kampf erbraußt:
Darum zieht er heute zu dem Herrſcher hin,
Freudig ihm zu dienen mit klugem Heldenſinn.
Wo des Königs Veſie am höchſten war erbaut,
Wohnt die Königsſchweſter, Ritter Biarken's Braut,
In der Jungfrau Ruta ſtilles Kämmerlein
TDrat Herr Bodwar Biarke dültern Muthes ein.
»Hoch am Sternenhimmel erhellt der Mond die Racht,
Hat ſo trübe Bilder in mir angefachtt.
Dunkle Wolken drängen wie ein Wogenmeer
Zucliſch nach dem Strahlenden, gleich einem Feindesheer.
Da ſprach die Jungfrau Ruta: „„Draußen durch die Racht
Bieht des wilden Heeres tiefverworrene Jagd,
Streifet hin und wieder manch' ein rother Schein/
Mag von jähem Sturme irgend ein Vorbild ſeyn. 4%
»„Hörſt du nicht Waffen klirren / die mit dunklem Laut
Räher dorthin üürmen, wo Rolf die Burg erhaut —
Lebe wobl, Geliebte, harte im Stilen mein“
Noch ſeh' ich dich wieder im blaſſen Mondenſchein! — *
Sprach's der Ritter Biarke und erhob ſich dann,
Schnallt die ſtarke Wehre um die Hüfte an,
Geht zum Bogenfenſter, ſchaut in die Nacht hinaus
Ihm zerreißt den Buſen wüthenden Zornes Graus.
Denn Hiortwar eilte dei dem Mondenſchein
Durch Verrath geleitet, in die Veſte ein,
Ihn Hiortwar ſah er, den Kämpfer auserwaͤhlt,
Welchem Herr Rolf der Kühne hatte die Tochter vermählt.
Sah die Königin Skulda, Rolfens Tochter ſchön,
An Hiortwars Seite, zuckend das Schlachtſchwert, gehn,
Wie ſie mit dem Gatten wetteifernd gerungen hat
Schleunig zu beenden den kühnen Hochverrath.
Da war der Nitter Biarke der faßte wild ſein Schwert,
Und dann ſah er traurig auf ſeine Blume werth,
Rahm ſie ſtill und liebend an ſein treues Herz
„Sieht der Theuren Ruhe nur mit eignem Schmerz.
f „Wirſt du treu mir bleiben, o Geliebte traut?
Ach bald biſt du, Nuta, eines Todten Braut! —*
IyJa ich bleibe treu dir, s mein Ritter werrh/
So du mir nur läſſeſt, Laufar dein gutes Schwert! — 1
„Wohl, ſo nimm den Degen, den ich geführt ſo kühn.
Mit der Streitaxt will ich gegen die Feinde ziehn. —
„nNein, nimm dieſe Keule, grimmig rächender Leu'/
und nun ſtirb' dem Könige und der Geliebten treu.““
Nro. 26. Sonnabend den 1. Maͤrz 1823.
Verantwortlicher Redakteur und Herausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Erlach.
Biarke und Ruta.
Nordiſche Sage.
Es war der Ritter Biarke, Normanna's ſtarker Held
Der zieht auf hohem Roſſe wohl über Lethra's Feld,
Kam weither gezogen über Meer und Land,
Denn in Nuhm und Liebe war ihm das Herz entbrannt.
König Rolf dem Kühnen, der in Lethra haußt,
War er treu ergeben, wenn der Kampf erbraußt:
Darum zieht er heute zu dem Herrſcher hin,
Freudig ihm zu dienen mit klugem Heldenſinn.
Wo des Königs Veſie am höchſten war erbaut,
Wohnt die Königsſchweſter, Ritter Biarken's Braut,
In der Jungfrau Ruta ſtilles Kämmerlein
TDrat Herr Bodwar Biarke dültern Muthes ein.
»Hoch am Sternenhimmel erhellt der Mond die Racht,
Hat ſo trübe Bilder in mir angefachtt.
Dunkle Wolken drängen wie ein Wogenmeer
Zucliſch nach dem Strahlenden, gleich einem Feindesheer.
Da ſprach die Jungfrau Ruta: „„Draußen durch die Racht
Bieht des wilden Heeres tiefverworrene Jagd,
Streifet hin und wieder manch' ein rother Schein/
Mag von jähem Sturme irgend ein Vorbild ſeyn. 4%
»„Hörſt du nicht Waffen klirren / die mit dunklem Laut
Räher dorthin üürmen, wo Rolf die Burg erhaut —
Lebe wobl, Geliebte, harte im Stilen mein“
Noch ſeh' ich dich wieder im blaſſen Mondenſchein! — *
Sprach's der Ritter Biarke und erhob ſich dann,
Schnallt die ſtarke Wehre um die Hüfte an,
Geht zum Bogenfenſter, ſchaut in die Nacht hinaus
Ihm zerreißt den Buſen wüthenden Zornes Graus.
Denn Hiortwar eilte dei dem Mondenſchein
Durch Verrath geleitet, in die Veſte ein,
Ihn Hiortwar ſah er, den Kämpfer auserwaͤhlt,
Welchem Herr Rolf der Kühne hatte die Tochter vermählt.
Sah die Königin Skulda, Rolfens Tochter ſchön,
An Hiortwars Seite, zuckend das Schlachtſchwert, gehn,
Wie ſie mit dem Gatten wetteifernd gerungen hat
Schleunig zu beenden den kühnen Hochverrath.
Da war der Nitter Biarke der faßte wild ſein Schwert,
Und dann ſah er traurig auf ſeine Blume werth,
Rahm ſie ſtill und liebend an ſein treues Herz
„Sieht der Theuren Ruhe nur mit eignem Schmerz.
f „Wirſt du treu mir bleiben, o Geliebte traut?
Ach bald biſt du, Nuta, eines Todten Braut! —*
IyJa ich bleibe treu dir, s mein Ritter werrh/
So du mir nur läſſeſt, Laufar dein gutes Schwert! — 1
„Wohl, ſo nimm den Degen, den ich geführt ſo kühn.
Mit der Streitaxt will ich gegen die Feinde ziehn. —
„nNein, nimm dieſe Keule, grimmig rächender Leu'/
und nun ſtirb' dem Könige und der Geliebten treu.““