Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (3) — 1823
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https://doi.org/10.11588/diglit.22118#0032
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No 1-13 (Januar 1823)
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- Einband
- Titelblatt
- [Inhalt]
-
No 1-13 (Januar 1823)
-
No 14-25 (Februar 1823)
-
No 26-39 (März 1823)
-
No 1 Intelligenzblatt zur Charis
-
No 40-52 (April 1823)
-
No 53-65 (Mai 1823)
-
No 66-78 (Juni 1823)
-
No 2 Intelligenzblatt zur Charis
-
No 79-91 (Juli 1823)
-
No 92-104 (August 1823)
-
No 105-117 (September 1823)
-
No 3 Intelligenzblatt zur Charis
-
No 118-130 (Oktober 1823)
-
No 131-143 (November 1824)
-
No 144-157 (Dezember 1824)
-
No 4 Intelligenzblatt zur Charis
- Inhalt
- Einband
- Maßstab/Farbkeil
˙.
=.
Rigudt
ffff
N
ö
Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.
Nro. 6. Montag den 13. Januar 1823.
Verantwortlicher Redakteur und Herausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Erlach.
+ er Nachbar.
Ma nn.
Ein Nachbar kam uns heute,
Er kam uns über Nacht;
Frau, Kind und liebe Leute,
Den nehmt mir gut in Acht!
Ich mag den Nachbar gerne,
Doch nicht im Hauſ', nur ferne.
ö Frau.
Ey, Mann! Wer iſt er? Lieber,
Woher? und bleibt er hier?
Sein Haus, läg's gegenüber,
So ſtänd' er an der Thür.
Man reiſ't nicht mehr ſo dumm.
Ein Fremder ſieht ſich um!
M ann.
Mein Schatz, ein Leinwandhändler,
Gar luftig, obenaus,
Ein Täuzer, Gaukler, Länd'rer,
Und nirgendwo zu Hauſ'.
Sonſt wackerer Geſelle,
Doch auß erhalb der Schwelle.
Fr au. ö
Mann! Mann! Wie ſo bethöret!
Und welch ein Doppelwort!
Wem halb ein Lob geböret,
Den weiſ't man ja nicht fort.
Weiß Gott, das iſt nicht rein!
Was wär's denn, ſpräch' er ein?
Mann.
Kein Kreuz und keine Sprüche
Beſchwören meinen Kopf.
Geh, Schatz, geh in die Küche
Und ſieh nach Heerd und Topf.
Ihr Leute — Schaufeln! Beſen!
Hier, ſey er hier geweſen!
Fra u.
Nun, du da droben! Weiter
Erfleh' ich dir kein Leid — —
Schau, ſchau die weißen Reiter:
Wie's rieſelt, wie es ſchneit!
Fürwahr! der Nachbar denkt,
Hier ſey ein Fluch verhängt.
Mann. ‚
Da iſt er! Sperrt die Thüren! —
Mein Kind, du haſt bekannt /
Wie dich die Nachbarn rühren;
Hier haſt du deinen Fant!
Erhitzt Euch Schnee, der kühle,
Weiß ich, was ſonſt ich fühle.
Thorbecke.
=.
Rigudt
ffff
N
ö
Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.
Nro. 6. Montag den 13. Januar 1823.
Verantwortlicher Redakteur und Herausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Erlach.
+ er Nachbar.
Ma nn.
Ein Nachbar kam uns heute,
Er kam uns über Nacht;
Frau, Kind und liebe Leute,
Den nehmt mir gut in Acht!
Ich mag den Nachbar gerne,
Doch nicht im Hauſ', nur ferne.
ö Frau.
Ey, Mann! Wer iſt er? Lieber,
Woher? und bleibt er hier?
Sein Haus, läg's gegenüber,
So ſtänd' er an der Thür.
Man reiſ't nicht mehr ſo dumm.
Ein Fremder ſieht ſich um!
M ann.
Mein Schatz, ein Leinwandhändler,
Gar luftig, obenaus,
Ein Täuzer, Gaukler, Länd'rer,
Und nirgendwo zu Hauſ'.
Sonſt wackerer Geſelle,
Doch auß erhalb der Schwelle.
Fr au. ö
Mann! Mann! Wie ſo bethöret!
Und welch ein Doppelwort!
Wem halb ein Lob geböret,
Den weiſ't man ja nicht fort.
Weiß Gott, das iſt nicht rein!
Was wär's denn, ſpräch' er ein?
Mann.
Kein Kreuz und keine Sprüche
Beſchwören meinen Kopf.
Geh, Schatz, geh in die Küche
Und ſieh nach Heerd und Topf.
Ihr Leute — Schaufeln! Beſen!
Hier, ſey er hier geweſen!
Fra u.
Nun, du da droben! Weiter
Erfleh' ich dir kein Leid — —
Schau, ſchau die weißen Reiter:
Wie's rieſelt, wie es ſchneit!
Fürwahr! der Nachbar denkt,
Hier ſey ein Fluch verhängt.
Mann. ‚
Da iſt er! Sperrt die Thüren! —
Mein Kind, du haſt bekannt /
Wie dich die Nachbarn rühren;
Hier haſt du deinen Fant!
Erhitzt Euch Schnee, der kühle,
Weiß ich, was ſonſt ich fühle.
Thorbecke.