Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (3) — 1823
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https://doi.org/10.11588/diglit.22118#0579
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No 118-130 (Oktober 1823)
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- Einband
- Titelblatt
- [Inhalt]
-
No 1-13 (Januar 1823)
-
No 14-25 (Februar 1823)
-
No 26-39 (März 1823)
-
No 1 Intelligenzblatt zur Charis
-
No 40-52 (April 1823)
-
No 53-65 (Mai 1823)
-
No 66-78 (Juni 1823)
-
No 2 Intelligenzblatt zur Charis
-
No 79-91 (Juli 1823)
-
No 92-104 (August 1823)
-
No 105-117 (September 1823)
-
No 3 Intelligenzblatt zur Charis
-
No 118-130 (Oktober 1823)
-
No 131-143 (November 1824)
-
No 144-157 (Dezember 1824)
-
No 4 Intelligenzblatt zur Charis
- Inhalt
- Einband
- Maßstab/Farbkeil
Rheiniſche Morgenzeitung für gebildete Leſer.
Nro. 118. Mittwoch den 1. Oktober 18²23.
Verantwortlicher Redakteur und Herausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Erlach.
Leben ein Traum. Adelbert.
(Fortſetzun g.)
Metzlers Entſchluß war gefaßt. Die Ritter ſollten ſogleich
ſterben, dann wollte er Weinsperg mit geringer Beſatzung
ſeiner Leute ſchließen und dem Reichsheer entgegen ziehen.
Den Truchſeß kannte er als treu und kriegeriſch, aber hart,
ohne Milde und Schonung gegen die Feinde und er er-
wartete das Schlimmſte von dem gewandten Feldherrn, in
deſſen Heer er noch vor wenig Monaten Reitersdienſte
that; denn Truchſeß war unbeugſam und ſeinen geübten
Kriegern konnte Metzler nur durch das Ungewohnte des
Kampfes oder durch die Neuheit des Schreckens und ſchwär—⸗
meriſcher Grauſamkeit beikommen.
Haſtige Entſchlüſſe hatten ihm oft die Gunſt des Glückes
Leben ein Traum!
Flüchtiges Tagen
Stuͤrmiſches Wagen,
Hier des Gewoͤlkes umnachteter Saum
Dort der erhabene, ſchimmernde Raum.
Leben ein Traum!
Leben ein Trauͤm!
Ohne zum Werke
Freudige Staͤrke, ö
Ohne des Willens vollkraͤftigen Baum
Leben ein eitler, betrüglicher Schaum.
Leben ein Traum. *
Leben ein Traum! bewieſen. In wenig Minuten verſammelte ſein Gebot die
Himmliſcher Milde —— * ganze Schaar auf dem Markte, deſſen entferntes Ende
Segnend Gebilde, eine Reihe von Säaͤulen ſchloß, auf denen ſchon damals die
2 Still in der Liebe umſchatteten Raum Namen, Wappen und Schilder der edelſten Burggrafen
Suͤß dann wie Ruhe auf koſtlichem Flaum. aufgezeichnet waren. Die gaffende Menge der Bürger um-
Leben ein Traum. ſchloß auch hier, wie bei allen oͤffentlichen Ereigniſſen ſie
Leben ein Traum! mögen ſo grauſam ſeyn als nur immer, den Kreis: man
Laͤchen in Thraͤnen ö kommt und ſieht, man traͤgt die Kinder auf dem Arm;
— Schmerzliches Sehnen, elbſt wenn ein Märtyrer das Schaffot beſtiege, es faͤnden
Von dem Erſehnten der Schatten oft kaum ſſich Reugierige, ſey es auch nur um Haare oder Spaͤnchen
Ferne des Morgenroths leuchtender Saum. — mit ſeinem Blut beſprützt aufzeigen zu koͤnnen.
Leben ein Traum — ö Durch die Gaſſen herab ſchleppte jezt eine auserleſene
Caroline Stilll. Rotte die unglücklichen Schlachtopfer der Empoͤrung und
Nro. 118. Mittwoch den 1. Oktober 18²23.
Verantwortlicher Redakteur und Herausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Erlach.
Leben ein Traum. Adelbert.
(Fortſetzun g.)
Metzlers Entſchluß war gefaßt. Die Ritter ſollten ſogleich
ſterben, dann wollte er Weinsperg mit geringer Beſatzung
ſeiner Leute ſchließen und dem Reichsheer entgegen ziehen.
Den Truchſeß kannte er als treu und kriegeriſch, aber hart,
ohne Milde und Schonung gegen die Feinde und er er-
wartete das Schlimmſte von dem gewandten Feldherrn, in
deſſen Heer er noch vor wenig Monaten Reitersdienſte
that; denn Truchſeß war unbeugſam und ſeinen geübten
Kriegern konnte Metzler nur durch das Ungewohnte des
Kampfes oder durch die Neuheit des Schreckens und ſchwär—⸗
meriſcher Grauſamkeit beikommen.
Haſtige Entſchlüſſe hatten ihm oft die Gunſt des Glückes
Leben ein Traum!
Flüchtiges Tagen
Stuͤrmiſches Wagen,
Hier des Gewoͤlkes umnachteter Saum
Dort der erhabene, ſchimmernde Raum.
Leben ein Traum!
Leben ein Trauͤm!
Ohne zum Werke
Freudige Staͤrke, ö
Ohne des Willens vollkraͤftigen Baum
Leben ein eitler, betrüglicher Schaum.
Leben ein Traum. *
Leben ein Traum! bewieſen. In wenig Minuten verſammelte ſein Gebot die
Himmliſcher Milde —— * ganze Schaar auf dem Markte, deſſen entferntes Ende
Segnend Gebilde, eine Reihe von Säaͤulen ſchloß, auf denen ſchon damals die
2 Still in der Liebe umſchatteten Raum Namen, Wappen und Schilder der edelſten Burggrafen
Suͤß dann wie Ruhe auf koſtlichem Flaum. aufgezeichnet waren. Die gaffende Menge der Bürger um-
Leben ein Traum. ſchloß auch hier, wie bei allen oͤffentlichen Ereigniſſen ſie
Leben ein Traum! mögen ſo grauſam ſeyn als nur immer, den Kreis: man
Laͤchen in Thraͤnen ö kommt und ſieht, man traͤgt die Kinder auf dem Arm;
— Schmerzliches Sehnen, elbſt wenn ein Märtyrer das Schaffot beſtiege, es faͤnden
Von dem Erſehnten der Schatten oft kaum ſſich Reugierige, ſey es auch nur um Haare oder Spaͤnchen
Ferne des Morgenroths leuchtender Saum. — mit ſeinem Blut beſprützt aufzeigen zu koͤnnen.
Leben ein Traum — ö Durch die Gaſſen herab ſchleppte jezt eine auserleſene
Caroline Stilll. Rotte die unglücklichen Schlachtopfer der Empoͤrung und