Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (3) — 1823
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https://doi.org/10.11588/diglit.22118#0665
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No 131-143 (November 1824)
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- Einband
- Titelblatt
- [Inhalt]
-
No 1-13 (Januar 1823)
-
No 14-25 (Februar 1823)
-
No 26-39 (März 1823)
-
No 1 Intelligenzblatt zur Charis
-
No 40-52 (April 1823)
-
No 53-65 (Mai 1823)
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No 66-78 (Juni 1823)
-
No 2 Intelligenzblatt zur Charis
-
No 79-91 (Juli 1823)
-
No 92-104 (August 1823)
-
No 105-117 (September 1823)
-
No 3 Intelligenzblatt zur Charis
-
No 118-130 (Oktober 1823)
-
No 131-143 (November 1824)
-
No 144-157 (Dezember 1824)
-
No 4 Intelligenzblatt zur Charis
- Inhalt
- Einband
- Maßstab/Farbkeil
ö Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.
Nro. 136. Mittwoch den 22. November 1833.
Verantwortlicher Nedakteur. und Herausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Erlach.
Flucht iſt kein Glück; wenn der Fluͤchtling zurück läßt hei-
ö miſchen Boden:
. was da gedieh', es gedeiht jaͤhrlich in friſchem Gedeihn.
Iſt denn der Lenz ſchon dahin, und ziehen froſtig die erge Ausgeriſſen, die Aeſte verkrummt, ſie reißen mich fremdlings;
Nebelhauben ſchon an, Regen und Winden zu Trotz? traure nicht, daß du da ſtehſt, — Flucht iſt mir Trauer,
Klagen.
Aber am Hange blüht noch der Strauch, auf der Wieſe die nicht Tudſe
‚ Primel: Haͤtte mir, wo ich gelebt, auch ein zuͤrnendes Wort der
Geliebten
nicht der Lenz, — ach nur ich muß in die Fremde hinaus.
Reißend geht das Geſpann, zuruͤck fliehn, heimwaͤrts die Berge,
x nicht für immer von liſpelndem Wort', von bluͤhenden Blicken
und ich ſtrecke den Arm weinend den Fliehenden nach. .
Dort, wo auf Hoͤhn, im Gekluft' das Echo lebte und nachrief, ſtand ich entbloßt, doch getreu, — wie du nicht jaͤhrlich ſo
ö ſtehſt. —
trauert mein Lieb, das, geliebt, liebte, — und kußte, geküßt.
Hier im ebenen Land', erſtickend zwiſchen den Hecken, Fort von hier, treibe nur hart, der die keuchenden Pferde
dahin treibſt: ö
ruf' ich, es rufet kein Laut, — lieb' ich, es liebet kein Herz. ö ö
ö Hirten ſammeln des Baums Laub, — mich beneidet kein
Alles geraubt, wie jetzt dir zürnende Wolke gethan,
ͤ 2. ö Menſch!
Halt' hier, der du ſo hart die keuchenden Pferde dahintreibſt,
halt' hier; es flehet der Bäum, Bettler am offenen Weg. 5.
Reichſt du den Aß, den nackten daher, — in die Tiefe des Duftender Schnee vom bluͤhenden Baum', und farbige Slocken
— Buſens weh'n vom Geſtraͤuch, und mich friert, innerlich fröͤſtelnd —
greifſt du mir, dürftiger du, ſtummer Geſelle des Grams. betrüͤbt.
Denn ſo ſüßes Geflöck von liebeduftenden Kuͤſſen
Ja,/ dir hat das Gewölk, das mit blitzender Braue hereinzog,
hat mich verwöhnt, und es fehlt fern von der Liebſten
grunes Gewand abgeſtreift, ſilbernes Blüthengeſchmeid.
Stehſt nun verſchaͤmt, wo zum Feſte geſchmückt im herrlichen der Kub. ö
x Maifeld ö Zugluft ritzt mir den Mund, — es buͤßet blutig das Lachen;
Alles gekommen, und zeigſt — auf zu dem Raͤubergewoͤlk. Durre wohl ritzt auch das Land, aber die Wolken ſind nah!
Fliehen nicht kannſt du, gepackt an der Ferſe, aber dich fliehet
ö ö (Schluß folgt.)
alles Geflügel, — es draͤun Wolken durch offnes Geaſt. ——
Nro. 136. Mittwoch den 22. November 1833.
Verantwortlicher Nedakteur. und Herausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Erlach.
Flucht iſt kein Glück; wenn der Fluͤchtling zurück läßt hei-
ö miſchen Boden:
. was da gedieh', es gedeiht jaͤhrlich in friſchem Gedeihn.
Iſt denn der Lenz ſchon dahin, und ziehen froſtig die erge Ausgeriſſen, die Aeſte verkrummt, ſie reißen mich fremdlings;
Nebelhauben ſchon an, Regen und Winden zu Trotz? traure nicht, daß du da ſtehſt, — Flucht iſt mir Trauer,
Klagen.
Aber am Hange blüht noch der Strauch, auf der Wieſe die nicht Tudſe
‚ Primel: Haͤtte mir, wo ich gelebt, auch ein zuͤrnendes Wort der
Geliebten
nicht der Lenz, — ach nur ich muß in die Fremde hinaus.
Reißend geht das Geſpann, zuruͤck fliehn, heimwaͤrts die Berge,
x nicht für immer von liſpelndem Wort', von bluͤhenden Blicken
und ich ſtrecke den Arm weinend den Fliehenden nach. .
Dort, wo auf Hoͤhn, im Gekluft' das Echo lebte und nachrief, ſtand ich entbloßt, doch getreu, — wie du nicht jaͤhrlich ſo
ö ſtehſt. —
trauert mein Lieb, das, geliebt, liebte, — und kußte, geküßt.
Hier im ebenen Land', erſtickend zwiſchen den Hecken, Fort von hier, treibe nur hart, der die keuchenden Pferde
dahin treibſt: ö
ruf' ich, es rufet kein Laut, — lieb' ich, es liebet kein Herz. ö ö
ö Hirten ſammeln des Baums Laub, — mich beneidet kein
Alles geraubt, wie jetzt dir zürnende Wolke gethan,
ͤ 2. ö Menſch!
Halt' hier, der du ſo hart die keuchenden Pferde dahintreibſt,
halt' hier; es flehet der Bäum, Bettler am offenen Weg. 5.
Reichſt du den Aß, den nackten daher, — in die Tiefe des Duftender Schnee vom bluͤhenden Baum', und farbige Slocken
— Buſens weh'n vom Geſtraͤuch, und mich friert, innerlich fröͤſtelnd —
greifſt du mir, dürftiger du, ſtummer Geſelle des Grams. betrüͤbt.
Denn ſo ſüßes Geflöck von liebeduftenden Kuͤſſen
Ja,/ dir hat das Gewölk, das mit blitzender Braue hereinzog,
hat mich verwöhnt, und es fehlt fern von der Liebſten
grunes Gewand abgeſtreift, ſilbernes Blüthengeſchmeid.
Stehſt nun verſchaͤmt, wo zum Feſte geſchmückt im herrlichen der Kub. ö
x Maifeld ö Zugluft ritzt mir den Mund, — es buͤßet blutig das Lachen;
Alles gekommen, und zeigſt — auf zu dem Raͤubergewoͤlk. Durre wohl ritzt auch das Land, aber die Wolken ſind nah!
Fliehen nicht kannſt du, gepackt an der Ferſe, aber dich fliehet
ö ö (Schluß folgt.)
alles Geflügel, — es draͤun Wolken durch offnes Geaſt. ——