Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (3) — 1823
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https://doi.org/10.11588/diglit.22118#0555
DOI Kapitel:
No 105-117 (September 1823)
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- Einband
- Titelblatt
- [Inhalt]
-
No 1-13 (Januar 1823)
-
No 14-25 (Februar 1823)
-
No 26-39 (März 1823)
-
No 1 Intelligenzblatt zur Charis
-
No 40-52 (April 1823)
-
No 53-65 (Mai 1823)
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No 66-78 (Juni 1823)
-
No 2 Intelligenzblatt zur Charis
-
No 79-91 (Juli 1823)
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No 92-104 (August 1823)
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No 105-117 (September 1823)
-
No 3 Intelligenzblatt zur Charis
-
No 118-130 (Oktober 1823)
-
No 131-143 (November 1824)
-
No 144-157 (Dezember 1824)
-
No 4 Intelligenzblatt zur Charis
- Inhalt
- Einband
- Maßstab/Farbkeil
Rheiniſche Mergenzeitung fuͤr gebildete Leſer.
Nro. 144. Montag den 2. September 1823.
Verantwortlicher Redakteur und Herausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Erlach.
Poeſie der Gemeinheit.
Vorſpiel
zu den dunklen Mächten.
Tag iſt Schein, ö
iſt den Menſchen zum leben,
Nacht iſt mein,
wird euch, Maͤchte, gegeben;
hinaus ſtrebt der Menſch an's Tageslicht,
ihr haltet bei Nacht euer Fehmgericht.
I. Gewohnheitsſünder.
1. Verführung.
Hör' ich Glaͤſer klingen,
denk' ich gleich an Wein,
und gleich muß ich ſingen,
. ſchenket mir auch ein.
„Thor, was hilft dein Singen?
— Narr, was trinkſt du Wein?
thaͤtſt du Waſſer trinken,
thaͤtſt geſcheidter ſeyn.“
Nun, wofur das Laͤrmen?
will geſcheidt nicht ſeyn,
trinken nur und ſchwaͤrmen
Bei dem ſüßen Wein.
E
2. That.
Hab' ich einen Rauſch bekommen,
dreht die Welt ſich mir herum,
ſteh'n und geh'n will mir nicht frommen,
bin geſcheidt und doch auch dumm.
Drauf mich's aͤrgert, wenn ich ſehe,
daß ſo Alles nuͤchtern blieb,
und wohin ich blick' und ſpahe,
war der Wein mein Augendieb.
Waͤrſt du einmal, Mutter Erde,
trunken auch im Eilfer Wein,
taumeln würden Land und Meere
und die Berge tanzen drein.
3. Wiederholung. —
Faſtnachtdienſtag iſt heut'
und im Jahr nur einmal;
man wird nicht geſcheidt
als nur bei'm Pokal.
Iſt alle Welt toll,
warum ſoll ich's nicht ſeyn?
und trink' ich mich voll,
was ſchaͤd't es dem Wein'?
Ich bin nuchtern nicht froh,
die Gedanken ſind dumm,
Beim Wein iſt's nicht ſo,
i it geht herum.
und die Zeit g ht b (Fortſetzung folgt.)
Nro. 144. Montag den 2. September 1823.
Verantwortlicher Redakteur und Herausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Erlach.
Poeſie der Gemeinheit.
Vorſpiel
zu den dunklen Mächten.
Tag iſt Schein, ö
iſt den Menſchen zum leben,
Nacht iſt mein,
wird euch, Maͤchte, gegeben;
hinaus ſtrebt der Menſch an's Tageslicht,
ihr haltet bei Nacht euer Fehmgericht.
I. Gewohnheitsſünder.
1. Verführung.
Hör' ich Glaͤſer klingen,
denk' ich gleich an Wein,
und gleich muß ich ſingen,
. ſchenket mir auch ein.
„Thor, was hilft dein Singen?
— Narr, was trinkſt du Wein?
thaͤtſt du Waſſer trinken,
thaͤtſt geſcheidter ſeyn.“
Nun, wofur das Laͤrmen?
will geſcheidt nicht ſeyn,
trinken nur und ſchwaͤrmen
Bei dem ſüßen Wein.
E
2. That.
Hab' ich einen Rauſch bekommen,
dreht die Welt ſich mir herum,
ſteh'n und geh'n will mir nicht frommen,
bin geſcheidt und doch auch dumm.
Drauf mich's aͤrgert, wenn ich ſehe,
daß ſo Alles nuͤchtern blieb,
und wohin ich blick' und ſpahe,
war der Wein mein Augendieb.
Waͤrſt du einmal, Mutter Erde,
trunken auch im Eilfer Wein,
taumeln würden Land und Meere
und die Berge tanzen drein.
3. Wiederholung. —
Faſtnachtdienſtag iſt heut'
und im Jahr nur einmal;
man wird nicht geſcheidt
als nur bei'm Pokal.
Iſt alle Welt toll,
warum ſoll ich's nicht ſeyn?
und trink' ich mich voll,
was ſchaͤd't es dem Wein'?
Ich bin nuchtern nicht froh,
die Gedanken ſind dumm,
Beim Wein iſt's nicht ſo,
i it geht herum.
und die Zeit g ht b (Fortſetzung folgt.)