DOI Kapitel:
No 66-78 (Juni 1823)
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.22118#0339
Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.
Nro. 70. Mittwoch den 11. Juni 1823.
Verantwortlicher Redakteur und Herausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Erlach.
Kriegeriſcher Edelmuth
eines
Großh. badiſchen Offiziers.
Als jüngſt der Franken mächt'ge Schaaren
Im Lande, wo der Tajo fließt,
Der Ebro ſich in's Meer ergießt,
Gleich übermüthigen Barbaren
Der Völker heil'ges Recht verhöhnten,
Indem ſie unbeſiegbar wähnten
Die ſtolze kriegeriſche Macht
Erprobt in mancher großen Schlacht:
Da zeigte ſich mit hehrem Muthe
Hiſpaniens große Nation,
Der Fürſten angeerbten Thron
Vertheidigt ſie mit ihrem Blute;
Und wie die Männer furchtbar kriegen,
Nur tapfer ſtreitend unterliegen,
»Sieht man das ſchönere Geſchlecht
Bewaffnet für des Königs Necht.
Ja ſelbſt der Gott geweihte Orden,
In ſeinem härenen Gewand
Das Crueifir in einer Hand,
Sucht mit dem Schwerdt den Feind zu morden:
Und für des Vaterlandes Ehre
Verließen Prieſter die Altäre/,
Ertrugen ſchweres Ungemach, ö
Des Krieges Leiden, Sorg' und Schmach. —
In dieſen ſturmbewegten Zeiten
Ein Städtchen an des Tajos Strand,
ö Von Racheſucht und Wuth entbrannt
Ob ausgeſtand'nen ſchweren Leiden,
Die ungerecht und unverſchuldet
Hiſpaniens tapfres Volk erduldet,
Bereitet grauſam, ohne Noth,
Dem ſchwächern Feind den herben Tod.
Der Feldherr im gerechten Grimme,
Wie er die Schreckens⸗That erfährt,
Beſiehlt daß Jedermann es hört!
Mit grauſer fürchterlicher Stimme:
„Das Städtchen übergebt den Flammen,
„In Aſch' und Schutt ſtürz' es zuſammen,
„Doch plündert, mordet noch zuvor,
„Für Mitleid taub ſey euer Ohr!“
Der teutſchen Brüder Zod zu rächen
Sind teutſche Krieger auserwählt,
Damit das Herz, von Wuth geſtählt,
Nicht öffne ſich des Mitleids Schwächen.
Und die zur Rach' erkornen Schaaren
Beffehlt ein Hauptmann hocherfahren
Im Krieg, berühmt durch Tapferkeit
Im Franken⸗Heere weit und breit.
So wie die Sonne jetzt verſchwindet
Mit Lunas falbem Silberſchein,
Und bei der Sterne Licht⸗Verein
Der Schlaf die müden Augen bindet,
Nro. 70. Mittwoch den 11. Juni 1823.
Verantwortlicher Redakteur und Herausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Erlach.
Kriegeriſcher Edelmuth
eines
Großh. badiſchen Offiziers.
Als jüngſt der Franken mächt'ge Schaaren
Im Lande, wo der Tajo fließt,
Der Ebro ſich in's Meer ergießt,
Gleich übermüthigen Barbaren
Der Völker heil'ges Recht verhöhnten,
Indem ſie unbeſiegbar wähnten
Die ſtolze kriegeriſche Macht
Erprobt in mancher großen Schlacht:
Da zeigte ſich mit hehrem Muthe
Hiſpaniens große Nation,
Der Fürſten angeerbten Thron
Vertheidigt ſie mit ihrem Blute;
Und wie die Männer furchtbar kriegen,
Nur tapfer ſtreitend unterliegen,
»Sieht man das ſchönere Geſchlecht
Bewaffnet für des Königs Necht.
Ja ſelbſt der Gott geweihte Orden,
In ſeinem härenen Gewand
Das Crueifir in einer Hand,
Sucht mit dem Schwerdt den Feind zu morden:
Und für des Vaterlandes Ehre
Verließen Prieſter die Altäre/,
Ertrugen ſchweres Ungemach, ö
Des Krieges Leiden, Sorg' und Schmach. —
In dieſen ſturmbewegten Zeiten
Ein Städtchen an des Tajos Strand,
ö Von Racheſucht und Wuth entbrannt
Ob ausgeſtand'nen ſchweren Leiden,
Die ungerecht und unverſchuldet
Hiſpaniens tapfres Volk erduldet,
Bereitet grauſam, ohne Noth,
Dem ſchwächern Feind den herben Tod.
Der Feldherr im gerechten Grimme,
Wie er die Schreckens⸗That erfährt,
Beſiehlt daß Jedermann es hört!
Mit grauſer fürchterlicher Stimme:
„Das Städtchen übergebt den Flammen,
„In Aſch' und Schutt ſtürz' es zuſammen,
„Doch plündert, mordet noch zuvor,
„Für Mitleid taub ſey euer Ohr!“
Der teutſchen Brüder Zod zu rächen
Sind teutſche Krieger auserwählt,
Damit das Herz, von Wuth geſtählt,
Nicht öffne ſich des Mitleids Schwächen.
Und die zur Rach' erkornen Schaaren
Beffehlt ein Hauptmann hocherfahren
Im Krieg, berühmt durch Tapferkeit
Im Franken⸗Heere weit und breit.
So wie die Sonne jetzt verſchwindet
Mit Lunas falbem Silberſchein,
Und bei der Sterne Licht⸗Verein
Der Schlaf die müden Augen bindet,