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Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (3) — 1823

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No 40-52 (April 1823)
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https://doi.org/10.11588/diglit.22118#0207

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F5.

Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.

Nro. 42. Montag den 7. April 1823.

Verantwortlicher Redakteur und Herausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Erlach.

Elegiſche Epigramme uͤber Athen.

ö T. Aeſchyhos.
Sendet Herakles in üppigem Muth zur Sonne die Pfeile,
Staunen wir alle, wenn gleich jen“ unverwundet auch
bleibt.
Hohes gefällt nur dem Hohen allein und gelingt ihm nicht
alles/
Ihn nur wagen zu ſehn iſt die erhabenſte Schau.

8. Aeſchylos Traum.
„Wenn du erwacheſt, ſo ſprach, zum ſchlummernden Jünglinge,
* Baechus, ö ö
Faurch' in dein Täfelchen ſchnell eine Tragödie mir.
Wie du anietzo die Trauben bewachſt, die Spender des Geiſtes,
„Setz' ich zum Hüter dich nun über mein tragiſches Gut.
Wähle dir aus!“ ſo redend berührt mit dem laubigen Stabe

Zenen der Gott und entſchwand, aber der Jüngling

5 ö erwacht;

Nahm, was er nimmer verſucht, den Griffel des Geiſtes und
leichtlich

Sprangen Gedanken hervor, wie ſie der Gott ihm verlieh.
Schmerzen empfand ſelbſt Zeus, da er Pallas Athene getragen,
Aber die Schmerzen zertheilt feurig ein einziger Schlag.

9. Alte und neue Kun ſt.
Oleich dem beſchriebenen Blatt ſo ſind die Geſchichten der
—* Bolker, ——
Ganz erlöſchet kein Zug, welcher ins Tiefere ging.

Aber die Farben ermatten und ſpäter erſcheinende Menſchen
Friſchen mit ahndender Hand leicht die erſtorbenen auf.
Ewig erneut ſich die Kunſt, und an der verglimmenden Kohle
Zündet, wer Licht bedarf, wieder ſein Lämpchen ſich an.
(Fortſetzung folgt.)

22 —— — — — —— — — — — —3..— —

Der Wilddieb.

— (Fortſetzung.)
Aber ſonderbar kam es mir vor, daß ich nur
zur Zeit des Mondſcheins das Hinterpfoͤrtchen un-
verſchloſſen fand. Sollte ſie damit, daß ſie mich
nur beim Mondſchein einließ, ihr Zartgefuͤhl beru-
higen wollen, daß ich doch nicht in finſtrer Nacht
zu ihr kaͤme 2 Wie oft beruhigt ſich der Menſch

mit einem Scheine, wenn ſeinen Wuͤnſchen ein

Verbot widerſpricht! Aber dieſer Grund ſelbſt war
mir nur ein Scheingrund, und ich quaͤlte mich mit
ſeltſamen Vermuthungen, wenn ich dfter im Dun-
kel des Gaͤrtchens ſtand, vergebens an dem Pfort-

chen druͤckte, und morgen vergebens wiederkam.
Waͤre es eine Frau, zu der das Pfoͤrtchen fuͤhrte,

dachte ich mir, ſo moͤchte ich vermuthen, ihr Mann
ſey ein Wilddieb, der bei hellen Naͤchten herum-
ſtreifte, und in dunkeln daheim bliebe. ö
 
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