Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (3) — 1823
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https://doi.org/10.11588/diglit.22118#0715
DOI Kapitel:
No 144-157 (Dezember 1824)
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- Einband
- Titelblatt
- [Inhalt]
-
No 1-13 (Januar 1823)
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No 14-25 (Februar 1823)
-
No 26-39 (März 1823)
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No 1 Intelligenzblatt zur Charis
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No 40-52 (April 1823)
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No 53-65 (Mai 1823)
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No 66-78 (Juni 1823)
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No 2 Intelligenzblatt zur Charis
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No 79-91 (Juli 1823)
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No 92-104 (August 1823)
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No 105-117 (September 1823)
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No 3 Intelligenzblatt zur Charis
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No 118-130 (Oktober 1823)
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No 131-143 (November 1824)
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No 144-157 (Dezember 1824)
-
No 4 Intelligenzblatt zur Charis
- Inhalt
- Einband
- Maßstab/Farbkeil
Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.
Nro. 146. Sonnabend den 6. Dezember 1823.
Verantwortlicher Redakteur und Herausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Erlach.
Da s Ballſpiel.
(Sch uu ß.)
VI.
Der dort vor fremder Thür erſchien,
So abgezehrt und blaß,
Mit hohlem Athem, ſchwanken Knie'n,
Das iſt der ſchöͤne Ardovin?
Fürwahr, wer glaubte das!
Der treue Diener ſtützet ihn,
Der zweit' ein Krüglein traͤgt,
In welchem eine Rebe grün,
Die Täuſchung vom Smaragd geliehn,
Goldſchwere Trauben hegt.
Sie traten vor des Zaubrers Haus,
Palumbus man ihn hieß, „
Palumbus ſchaut' auf ſie heraus,
Mit hoher Mütze roth und kraus,
Den goldnen Zweig er pries.
Der Jüngling ſprach, dein ſoll er ſeyn,
So du mir Hülfe leihſt!
Dem Zaubrer klagt' er ſeine Pein,
Der ſeufzt' und ſprach, nicht ewig dein,
O Hoͤll', iſt dieſer Geiſt!
Und einen Brief Palumbus ſchrieb,
Legt' ihn in Ardoins Hand,
Und was zu thun, er ihm beſchrieb:
„Den Brief dem in der Kutſche gieb,
Stumm an des Kreuzwegs Rand.“
VII.
Um Mitternacht da zog vorbei
An einem oͤden Ort
Von Maͤnnern, Frauen eine Reih',
Sie ſchritten gaukelnd zwei und zwei,
Und zogen immer fort.
Manch Knäͤblein trug vor ihnen her
Fruchtkoͤrbe, Fackeln, Wein,
Es ſchimmerte der Ritter Speer;
Der Saͤnger Saitenſpiel daher,
Der Frauen Pracht, nicht klein.
Zuletzt erſchien in dieſem Zug
Ein ſtolzes nacktes Weib,
Ne guͤldne Ruth' es vor ſich trug,
Fliegend das Haar allumwaͤrts ſchlug
Den frechen ſchönen Leib.
Und hinter ihr ein Wagen kam,
Ein Mann ſah von dem Sitz,
Smaragden ſeiner Augen Flamm', ö
Den Brief der Jüngling ſchweigend nahm,
Ihn traf der Augen Blitz,
Zum Jüngling ſagt' er: wo hinaus?
Der Jͤngling aber ſchwieg,
Und hielt den Brief ihm hin mit Graus.
Da zog der Geiſt den Brief heraus,
Nro. 146. Sonnabend den 6. Dezember 1823.
Verantwortlicher Redakteur und Herausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Erlach.
Da s Ballſpiel.
(Sch uu ß.)
VI.
Der dort vor fremder Thür erſchien,
So abgezehrt und blaß,
Mit hohlem Athem, ſchwanken Knie'n,
Das iſt der ſchöͤne Ardovin?
Fürwahr, wer glaubte das!
Der treue Diener ſtützet ihn,
Der zweit' ein Krüglein traͤgt,
In welchem eine Rebe grün,
Die Täuſchung vom Smaragd geliehn,
Goldſchwere Trauben hegt.
Sie traten vor des Zaubrers Haus,
Palumbus man ihn hieß, „
Palumbus ſchaut' auf ſie heraus,
Mit hoher Mütze roth und kraus,
Den goldnen Zweig er pries.
Der Jüngling ſprach, dein ſoll er ſeyn,
So du mir Hülfe leihſt!
Dem Zaubrer klagt' er ſeine Pein,
Der ſeufzt' und ſprach, nicht ewig dein,
O Hoͤll', iſt dieſer Geiſt!
Und einen Brief Palumbus ſchrieb,
Legt' ihn in Ardoins Hand,
Und was zu thun, er ihm beſchrieb:
„Den Brief dem in der Kutſche gieb,
Stumm an des Kreuzwegs Rand.“
VII.
Um Mitternacht da zog vorbei
An einem oͤden Ort
Von Maͤnnern, Frauen eine Reih',
Sie ſchritten gaukelnd zwei und zwei,
Und zogen immer fort.
Manch Knäͤblein trug vor ihnen her
Fruchtkoͤrbe, Fackeln, Wein,
Es ſchimmerte der Ritter Speer;
Der Saͤnger Saitenſpiel daher,
Der Frauen Pracht, nicht klein.
Zuletzt erſchien in dieſem Zug
Ein ſtolzes nacktes Weib,
Ne guͤldne Ruth' es vor ſich trug,
Fliegend das Haar allumwaͤrts ſchlug
Den frechen ſchönen Leib.
Und hinter ihr ein Wagen kam,
Ein Mann ſah von dem Sitz,
Smaragden ſeiner Augen Flamm', ö
Den Brief der Jüngling ſchweigend nahm,
Ihn traf der Augen Blitz,
Zum Jüngling ſagt' er: wo hinaus?
Der Jͤngling aber ſchwieg,
Und hielt den Brief ihm hin mit Graus.
Da zog der Geiſt den Brief heraus,