Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (3) — 1823
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https://doi.org/10.11588/diglit.22118#0263
DOI Kapitel:
No 53-65 (Mai 1823)
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- Einband
- Titelblatt
- [Inhalt]
-
No 1-13 (Januar 1823)
-
No 14-25 (Februar 1823)
-
No 26-39 (März 1823)
-
No 1 Intelligenzblatt zur Charis
-
No 40-52 (April 1823)
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No 53-65 (Mai 1823)
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No 66-78 (Juni 1823)
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No 2 Intelligenzblatt zur Charis
-
No 79-91 (Juli 1823)
-
No 92-104 (August 1823)
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No 105-117 (September 1823)
-
No 3 Intelligenzblatt zur Charis
-
No 118-130 (Oktober 1823)
-
No 131-143 (November 1824)
-
No 144-157 (Dezember 1824)
-
No 4 Intelligenzblatt zur Charis
- Inhalt
- Einband
- Maßstab/Farbkeil
—
X
Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Le ſer.
Nro. 54. Montag den 5. Mai 1823.
Verantwortlicher Redakteur und Herausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Erlach.
——
Nachklaͤn ge an Theodor Körner. Dort ſang er dich, du große Ungar⸗Seele,
— —
Du greiſer Held, der ohne Furcht und Fehle
— Sich mit den Lieben weiht dem Opfertode;
. Dich Liebesbild, o zarte Noſamunde,
Wo ſind' ich Dich, mein theurer Jüngling, wieder? Die ſtilloerblutend an der Liebeswunde
Wie ſchnell verſtummt iſt Deiner Leyer Ton! — Den Giftkelch leert, nach gräßlichem Gebote.
Vergebens ſuch' ich Dich, Du kühner Liederſohn, [Fortſetzung folgt.!
Vergebens in dem Kreiſe Deiner Brüder.
Doch horch! da tönen fern gedämpfte Lieder; —
222222242— — — ——27———— —— ————— — —8
Wie weit riß Dich das Schickſal ſchon davon? Kranke Liebe.
Dir nach! Dir nach! um Deinen Sängerthron,
Nach, mit der Sehnſucht eilendem Gefieder!
Er iſt nicht ferne, tief im Erdenſchooße
Fortſetzung.
Erwählteſt Du des Lebens ernſ're Looſe! Der alte Ritter hatte der Erzaͤhlung mit dem Aus-
Doch tönet freudig manches Lied heraufk. druck eines ſehr bewegten Antheils zugehoͤrt. Als
Der Knappe kämpft die Geiſter muth'ger nieder, jetzt ein tiefes Stillſchweigen eintrat, faßte er Wer-
Lös'r freudiger der Felſen ſtarre Glirder, ners Hand und hielt ſie eine Weile, indem er die
Hoört er des Sängers Gruß: Glück auf! Glück auf
andere uͤber die nachdenklich gegen die Abendlampe
ö ö . * geneigte Stirn lehnte. Ihr fuͤhlt meinen Puls,
Olarmes Wort! das ich vergeblich töne, * ſprach Herr Werner. — Das iſt es nicht, entgeg-
Vergeblich für niein innigſtes Empfinden; ‚ nete der Gaſt; die betruͤbte Geſchichte, die Ihr mir
doch dies Sehnen, Laute aufzufinden, ö mittheiltet, war mir bekannt, und es iſt mir ſchmerz-
Daß es im Lied, zu meiner Luſt ertöne; lich, daß Ihr jener Ritter wart. — Werner rich-
Denn blickt mit mir in dieſe ſchöne Seene,
Wie aller Edlen Hände Kränze binden/
tete ſich befremdet auf, und konnte ſein Erſtaunen
gen Sängers Schläfe zu umwinden nicht genug zu erkennen geben, daß irgend jemand
Kaiſerſtadt ebrwürd'ger Schöne. ſein. Geheimniß wiſſe. Forſchet nicht, ſprach jener-
X
Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Le ſer.
Nro. 54. Montag den 5. Mai 1823.
Verantwortlicher Redakteur und Herausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Erlach.
——
Nachklaͤn ge an Theodor Körner. Dort ſang er dich, du große Ungar⸗Seele,
— —
Du greiſer Held, der ohne Furcht und Fehle
— Sich mit den Lieben weiht dem Opfertode;
. Dich Liebesbild, o zarte Noſamunde,
Wo ſind' ich Dich, mein theurer Jüngling, wieder? Die ſtilloerblutend an der Liebeswunde
Wie ſchnell verſtummt iſt Deiner Leyer Ton! — Den Giftkelch leert, nach gräßlichem Gebote.
Vergebens ſuch' ich Dich, Du kühner Liederſohn, [Fortſetzung folgt.!
Vergebens in dem Kreiſe Deiner Brüder.
Doch horch! da tönen fern gedämpfte Lieder; —
222222242— — — ——27———— —— ————— — —8
Wie weit riß Dich das Schickſal ſchon davon? Kranke Liebe.
Dir nach! Dir nach! um Deinen Sängerthron,
Nach, mit der Sehnſucht eilendem Gefieder!
Er iſt nicht ferne, tief im Erdenſchooße
Fortſetzung.
Erwählteſt Du des Lebens ernſ're Looſe! Der alte Ritter hatte der Erzaͤhlung mit dem Aus-
Doch tönet freudig manches Lied heraufk. druck eines ſehr bewegten Antheils zugehoͤrt. Als
Der Knappe kämpft die Geiſter muth'ger nieder, jetzt ein tiefes Stillſchweigen eintrat, faßte er Wer-
Lös'r freudiger der Felſen ſtarre Glirder, ners Hand und hielt ſie eine Weile, indem er die
Hoört er des Sängers Gruß: Glück auf! Glück auf
andere uͤber die nachdenklich gegen die Abendlampe
ö ö . * geneigte Stirn lehnte. Ihr fuͤhlt meinen Puls,
Olarmes Wort! das ich vergeblich töne, * ſprach Herr Werner. — Das iſt es nicht, entgeg-
Vergeblich für niein innigſtes Empfinden; ‚ nete der Gaſt; die betruͤbte Geſchichte, die Ihr mir
doch dies Sehnen, Laute aufzufinden, ö mittheiltet, war mir bekannt, und es iſt mir ſchmerz-
Daß es im Lied, zu meiner Luſt ertöne; lich, daß Ihr jener Ritter wart. — Werner rich-
Denn blickt mit mir in dieſe ſchöne Seene,
Wie aller Edlen Hände Kränze binden/
tete ſich befremdet auf, und konnte ſein Erſtaunen
gen Sängers Schläfe zu umwinden nicht genug zu erkennen geben, daß irgend jemand
Kaiſerſtadt ebrwürd'ger Schöne. ſein. Geheimniß wiſſe. Forſchet nicht, ſprach jener-