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Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (3) — 1823

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No 66-78 (Juni 1823)
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https://doi.org/10.11588/diglit.22118#0335

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Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.

Nro. 69. Montag den 9. Juni 1823.

Verantwortlicher Redakteur und Herausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Erlach.

Geiſterſtimmen um Eleuthens Grabe.

(Schlu ß.)
7 6. —
Hier bewahret man Tells Geſchoß an heiliger Stätte;
Doch der geſchickt ihn geſpannt, lange ſchon iſt er nicht mehr.
7. ö ö
Schau die gewichtige Axt, das Schwerdt, die Lanze des
Ahnen!
Staunend faßt ſie der Sohn; aber die Kraft iſt zu ſchwach.
Träaͤumt es ihm doch, er habe ſie leicht und kräftig geſchwungen;
Aber der Traum iſt entflohn. Wachend nun träumet er
fort.
ö 8.
Wunderſam! Goldne Palläſte ſind dort neben elenden Hütten,
und ein reiches Geſchlecht wohnet mit ſchmutzigem Volk.
Stolz verehrt es den Nebel, der feucht aus den Sümpfen
—— emporſteigtt.
Neennt ihn Eleuthens Geiſt, redet und ſtreitet dafür.
Lächelnd ſchaut des goldnen Pallaſts Bewohner dem Volk zu,
Pönnt ihm ſein Reden und macht ihm nur des Dunſtes
noch mehr. ö

ö — ö — 9.
Geh, kleinmeñ riſcher Denker, und ſchaue das Treiden der
WMaet an,
Wie die veraltete Form ſprengt der gereifete Geiſt.

Wohl, ich ſehe den Kork abſpringen der ſchäumenden Flaſche,
Und der Champagner beſtrömt jetzt in die Breite den Tiſch.
Kellner, ſo laufet und füllt ihn ſchleunig in ander Gefäß ein!
Wahrlich, daß ſprengt er nicht; doch Geiſt und Geſchmack
iſt entflohn. —
10.
Herrlich tratſt du hervor im roſigen Oſten, Eleuthe,
Und der ſilberne Mond wich vor dem helleren Glanz.
Nimmer vereinet ihr euch; du kannſt nicht dulden den Nachtgeiſt;
Doch es hüllte ſich bald dunkles Gewölk' um dein Haupt.

Und noch glänzt der nächtliche Mond! — O Götter! verlaßt ihr

Euere Tochter des Tags? Hilft ſie nur immer ſich ſelbſt?
A. Schul z.

2——2— — ———— —— — — — — — —.——7

Die Huſſiten.

(Fortſetzun g.)

In heftigen Fieberſchauern lag ein Raub des furcht-

barſten Schreckens Viktorin krank danieder und die
liebende Sophia wich nicht von ſeinem Lager. Tage
und Naͤchte ſaß ſie an ſeinem Haupte, und weinte,
wenn er bisweilen, irre redend, ihre Muͤhe mit
Haͤrte belohnte. Jetzt eben lag er wieder mit off-
nen Augen traͤumend auf dem Beite und Wenzel
ſtand mit Sophien unfern, bisweilen erſchreckend
vor ſeinen ſtarren durchbohrenden Blicken. In der
 
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