Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (3) — 1823
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https://doi.org/10.11588/diglit.22118#0608
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No 118-130 (Oktober 1823)
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- Einband
- Titelblatt
- [Inhalt]
-
No 1-13 (Januar 1823)
-
No 14-25 (Februar 1823)
-
No 26-39 (März 1823)
-
No 1 Intelligenzblatt zur Charis
-
No 40-52 (April 1823)
-
No 53-65 (Mai 1823)
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No 66-78 (Juni 1823)
-
No 2 Intelligenzblatt zur Charis
-
No 79-91 (Juli 1823)
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No 92-104 (August 1823)
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No 105-117 (September 1823)
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No 3 Intelligenzblatt zur Charis
-
No 118-130 (Oktober 1823)
-
No 131-143 (November 1824)
-
No 144-157 (Dezember 1824)
-
No 4 Intelligenzblatt zur Charis
- Inhalt
- Einband
- Maßstab/Farbkeil
F-FITIF
iel
0
Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.
Nro. 424. Mittwoch den 13. Oktober 1823.
ö Verantwortlicher Redakteur und Herausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Erlach.
—
Spätſyprache.
Fortſetzung der „Frühſprache.“ 9
—.. Herr.
Finden wir uns hier ſo bald ſchon wieder?
Soll der Tag, wie er begann, beſchließen?
Alſo ſpaͤt auch biſt du auf den Füßen!
Muͤdigkeit zwingt noch nicht deine Glieder.
mMädchen.
Ach, das iſt der Herr von heute Morgen!
Unter Hunderten wollt' ich ihn kennen.
Wie er mir ein Troſtwort thaͤt vergoͤnnen,
Waren weggeweht all' meine Sorgen.
Herr.
Aber rede! wie ſoll jezt ich deuten
Hier dein Wandeln, da das Tagwerk raſtet?
Sünderin! du ſtehſt mit Schuld belaſtet!
— Schleichſt umher, — ein Fangnetz auszuſpreiten.
Mädchen. ö
Tief, o lieber Herr, bin ich gefallen
Aüiber daß ich doch ſo tief nicht fiele! ö
Botin komm' ich von der Graupenmuͤhle,
Und mein Weg fuͤhrt durch die Daͤmmerhallen.
22— — Herr.
Hatt' ich doch das Wort in mich geſogen,
Lieber doch beſchworen dich mit Eiden:
*) Vergl. des Verfaſſers „Poetiſche Schriften.“ geipzig 1821. S. 109.
Kannſt du keinen Mann nun wieder leiden,
Seit dein Falſcher frevelnd dich betrogen?!
Mädchen.
Jeden Abend muß ich eifrig beten:
Daß doch nie, mich wieder zu berücken,
Komm' ein Schalk, mit Worten oder Blicken! —
Lieber Herr! ich möchte mich verſpaäten.
Herr.
Einer macht noch gut, was Jener fehlte.
Tröſte Gott, wenn's lauter Wildfäng' gäͤbe! —
Ob dein Herz ſich wohl zu mir erhoͤbe, ͤ
Den ein Fraͤulein jungſt mit Treubruch quäalte?
ö ö Mädchen.
Wach' ich? traͤum' ich? — Meine Sinne ſchwanken!
Mußten darum wir uns wiederfinden?
Herr.
Wird ſich Gegenlieb' in dir entzünden,
Kommt dein Flüchtling dir aus den Gedanken?
Mädchen.
Ach! der Herr, ſo vornehm, fein von Sitte
Doch es ſey! — Nur ihm kann ich vertrauen.
Herr.
Auf! wir wollen Feld und Wieſe bauen,
Und am Abend ruhen in der Huͤtte. ö
Fr. Raßmann.
iel
0
Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.
Nro. 424. Mittwoch den 13. Oktober 1823.
ö Verantwortlicher Redakteur und Herausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Erlach.
—
Spätſyprache.
Fortſetzung der „Frühſprache.“ 9
—.. Herr.
Finden wir uns hier ſo bald ſchon wieder?
Soll der Tag, wie er begann, beſchließen?
Alſo ſpaͤt auch biſt du auf den Füßen!
Muͤdigkeit zwingt noch nicht deine Glieder.
mMädchen.
Ach, das iſt der Herr von heute Morgen!
Unter Hunderten wollt' ich ihn kennen.
Wie er mir ein Troſtwort thaͤt vergoͤnnen,
Waren weggeweht all' meine Sorgen.
Herr.
Aber rede! wie ſoll jezt ich deuten
Hier dein Wandeln, da das Tagwerk raſtet?
Sünderin! du ſtehſt mit Schuld belaſtet!
— Schleichſt umher, — ein Fangnetz auszuſpreiten.
Mädchen. ö
Tief, o lieber Herr, bin ich gefallen
Aüiber daß ich doch ſo tief nicht fiele! ö
Botin komm' ich von der Graupenmuͤhle,
Und mein Weg fuͤhrt durch die Daͤmmerhallen.
22— — Herr.
Hatt' ich doch das Wort in mich geſogen,
Lieber doch beſchworen dich mit Eiden:
*) Vergl. des Verfaſſers „Poetiſche Schriften.“ geipzig 1821. S. 109.
Kannſt du keinen Mann nun wieder leiden,
Seit dein Falſcher frevelnd dich betrogen?!
Mädchen.
Jeden Abend muß ich eifrig beten:
Daß doch nie, mich wieder zu berücken,
Komm' ein Schalk, mit Worten oder Blicken! —
Lieber Herr! ich möchte mich verſpaäten.
Herr.
Einer macht noch gut, was Jener fehlte.
Tröſte Gott, wenn's lauter Wildfäng' gäͤbe! —
Ob dein Herz ſich wohl zu mir erhoͤbe, ͤ
Den ein Fraͤulein jungſt mit Treubruch quäalte?
ö ö Mädchen.
Wach' ich? traͤum' ich? — Meine Sinne ſchwanken!
Mußten darum wir uns wiederfinden?
Herr.
Wird ſich Gegenlieb' in dir entzünden,
Kommt dein Flüchtling dir aus den Gedanken?
Mädchen.
Ach! der Herr, ſo vornehm, fein von Sitte
Doch es ſey! — Nur ihm kann ich vertrauen.
Herr.
Auf! wir wollen Feld und Wieſe bauen,
Und am Abend ruhen in der Huͤtte. ö
Fr. Raßmann.