Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (3) — 1823
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https://doi.org/10.11588/diglit.22118#0040
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No 1-13 (Januar 1823)
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- Einband
- Titelblatt
- [Inhalt]
-
No 1-13 (Januar 1823)
-
No 14-25 (Februar 1823)
-
No 26-39 (März 1823)
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No 1 Intelligenzblatt zur Charis
-
No 40-52 (April 1823)
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No 53-65 (Mai 1823)
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No 66-78 (Juni 1823)
-
No 2 Intelligenzblatt zur Charis
-
No 79-91 (Juli 1823)
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No 92-104 (August 1823)
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No 105-117 (September 1823)
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No 3 Intelligenzblatt zur Charis
-
No 118-130 (Oktober 1823)
-
No 131-143 (November 1824)
-
No 144-157 (Dezember 1824)
-
No 4 Intelligenzblatt zur Charis
- Inhalt
- Einband
- Maßstab/Farbkeil
*
Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.
Nro. 8. Sonnabend den 18. Januar 1823.
Verantwortlicher Redakteur und Herausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Erlach.
R o ſſi m uen de.
Beſch hu ß.
Er eilet davon, und den andern Tag
Als der König zu Mittag ſchlafen lag
Schleicht er kühn ſich zur bleichen Königin
Und ſie reicht ihm ſchweigend einen Schlüſſel hin. —
Die Wachen gehen drauſſen wohl auf und ab
Doch drinnen iſt's ſtille wie in dem Grab, —
hat die rechte Thür gefunden ö
Und ſchaut zurück nach Noſimunden. —
Doch ſie ſieht es nicht und hörer es nicht
Wie der Helmich den ſchlafenden Mann erſticht,
Sie ſchaut vor ſich hin in finſterem Schmerz
Und preſſet die Hände an's bebende Herz —
Da kommt mit dem blut'gen Dolch er zurück
Und ſein Auge ſucht ihren ſcheuen Blick,
Er zuckt den Dolch und wirft ihn nieder
Und flüſtert: — „Der erwacht nicht wieder.“
„Du wirſt mein Gemahl doch fort nur ach fort
Nicht darfſt du verweilen an dieſem Ort.“
Er ſchleicht ſich nach Haus, und ſchwingt ſich auf's Roß
und kommt eilig geritten vor's Königs Schloß.
„Ich gebe dir dieſen gold'nen Ring
Erweck'ſt du den König mir, Kämmerling!
Denn eine wicht'ge Mähr aus Norden,
Iſ mir ſo eben kund geworden.“
Der Kaͤmmerling eilet mit ihm hinauf
Und thut ihm die ſtillen Gemächer auf — —
Da ſtürzt aus dem glänzenden Ritterſaal/
Ein Page heraus mit dem blutigen Stahl;
Er ſchaut den Grafen an mit wildem Blick
Und dieſer tritt bebend vor ihm zurück —
Doch muß er gleich vor ihm erblaſſen,
Er weiß ſich ſchnell und kühn zu faſſen.
„Halt Bube,“ ſo ruft ſein ſchäumender Mund,
„Was wollt'ſt du beim König in dieſer Stund,
Du haſt ihn ermordet, dein bleich Geſicht
Und der blutige Dolch führt dich ſchnell zu Gericht.“
Er ſtürzt auf ibn zu und er zuckt ſein Schwerdt
Daß es tief in die Bruſt des Jünglings fährt,
Da ſinkt der Reine ſchweigend nieder
Und öffnet nie die Augen wieder. ö
Die Ritter und Edlen eilen berbei,
Roſimunde auch mit dumpfem Geſchrei — —
Doch wie ſie es hört was eben geſcheh'n
So müſſen ihr vlötzlich die Sinne vergehn,
Wohl kennt ſie des Jünglings edle Geſtalt
Vom Gruße des Todes ſo bleich umwallt,
Er liebte ſie mit ſillem Sehnen
Und oft belauſcht' ſie ſeine Thränen.
Das bricht ihr das Herze/ ſie ſtürzt dahin
Und daͤmmernde Nacht umfängt ihren Sinn. —
Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.
Nro. 8. Sonnabend den 18. Januar 1823.
Verantwortlicher Redakteur und Herausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Erlach.
R o ſſi m uen de.
Beſch hu ß.
Er eilet davon, und den andern Tag
Als der König zu Mittag ſchlafen lag
Schleicht er kühn ſich zur bleichen Königin
Und ſie reicht ihm ſchweigend einen Schlüſſel hin. —
Die Wachen gehen drauſſen wohl auf und ab
Doch drinnen iſt's ſtille wie in dem Grab, —
hat die rechte Thür gefunden ö
Und ſchaut zurück nach Noſimunden. —
Doch ſie ſieht es nicht und hörer es nicht
Wie der Helmich den ſchlafenden Mann erſticht,
Sie ſchaut vor ſich hin in finſterem Schmerz
Und preſſet die Hände an's bebende Herz —
Da kommt mit dem blut'gen Dolch er zurück
Und ſein Auge ſucht ihren ſcheuen Blick,
Er zuckt den Dolch und wirft ihn nieder
Und flüſtert: — „Der erwacht nicht wieder.“
„Du wirſt mein Gemahl doch fort nur ach fort
Nicht darfſt du verweilen an dieſem Ort.“
Er ſchleicht ſich nach Haus, und ſchwingt ſich auf's Roß
und kommt eilig geritten vor's Königs Schloß.
„Ich gebe dir dieſen gold'nen Ring
Erweck'ſt du den König mir, Kämmerling!
Denn eine wicht'ge Mähr aus Norden,
Iſ mir ſo eben kund geworden.“
Der Kaͤmmerling eilet mit ihm hinauf
Und thut ihm die ſtillen Gemächer auf — —
Da ſtürzt aus dem glänzenden Ritterſaal/
Ein Page heraus mit dem blutigen Stahl;
Er ſchaut den Grafen an mit wildem Blick
Und dieſer tritt bebend vor ihm zurück —
Doch muß er gleich vor ihm erblaſſen,
Er weiß ſich ſchnell und kühn zu faſſen.
„Halt Bube,“ ſo ruft ſein ſchäumender Mund,
„Was wollt'ſt du beim König in dieſer Stund,
Du haſt ihn ermordet, dein bleich Geſicht
Und der blutige Dolch führt dich ſchnell zu Gericht.“
Er ſtürzt auf ibn zu und er zuckt ſein Schwerdt
Daß es tief in die Bruſt des Jünglings fährt,
Da ſinkt der Reine ſchweigend nieder
Und öffnet nie die Augen wieder. ö
Die Ritter und Edlen eilen berbei,
Roſimunde auch mit dumpfem Geſchrei — —
Doch wie ſie es hört was eben geſcheh'n
So müſſen ihr vlötzlich die Sinne vergehn,
Wohl kennt ſie des Jünglings edle Geſtalt
Vom Gruße des Todes ſo bleich umwallt,
Er liebte ſie mit ſillem Sehnen
Und oft belauſcht' ſie ſeine Thränen.
Das bricht ihr das Herze/ ſie ſtürzt dahin
Und daͤmmernde Nacht umfängt ihren Sinn. —