Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (3) — 1823
Cite this page
Please cite this page by using the following URL/DOI:
https://doi.org/10.11588/diglit.22118#0375
DOI chapter:
No 66-78 (Juni 1823)
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.22118#0375
- Einband
- Titelblatt
- [Inhalt]
-
No 1-13 (Januar 1823)
-
No 14-25 (Februar 1823)
-
No 26-39 (März 1823)
-
No 1 Intelligenzblatt zur Charis
-
No 40-52 (April 1823)
-
No 53-65 (Mai 1823)
-
No 66-78 (Juni 1823)
-
No 2 Intelligenzblatt zur Charis
-
No 79-91 (Juli 1823)
-
No 92-104 (August 1823)
-
No 105-117 (September 1823)
-
No 3 Intelligenzblatt zur Charis
-
No 118-130 (Oktober 1823)
-
No 131-143 (November 1824)
-
No 144-157 (Dezember 1824)
-
No 4 Intelligenzblatt zur Charis
- Inhalt
- Einband
- Maßstab/Farbkeil
—
e
——
II
Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.
Nro. 78. Montag den 30. Juni 1823.
Verantwortlich er Redakteur und Herausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Erlach.
Der Regen.
Wie ſich Zeus im goldnen Regen
Der gefangnen Danage ö
Einſt genaht: ſo ſchütten Segen
Auch die Wolken aus der Höh'. —
Sind's nicht eben goldne Fluthen,
Sie, die ſchaffen Fruchtharkeit?
Lang' oft dürre Auen ruhten
Gleichſam in Verſchloſſenheit.
Und ſo ſteigt vom Götterheerde
Zeus herab noch immerdar,
Iſt der eingeklemmten Erde
Was er Dangen einſt war.
Fr. Raͤßmann.
—9. —9— ——— — — — — — ———— —]f...
Beantwortung
der in NRro. és der Charis geſchebenen Anfrage
das Original⸗Gemaͤlde der Siytiniſchen
Madonna in Dresden betreffend.
Indem ich das, was der Einſender zum Lobe mei-
ner Nachbildung geſagt hat, in der Ueberzeugung
hinnehme, iede Copie des unvergleichlichen Bildes,
mit Liebe und Aufmerkſamkeit verfertigt wor-
den iſt, biete dem Beſchauer immer ſo viel Erfreu-
liches dar, daß er leichtlich durch das, was von
dem eigenthuͤmlichen Zauber des Urbildes nicht zu
verfehlen war, zu ſolchem Lobe hingeriſſen werden
mogte; finde ich keinen Anſtand, die dabei an mich
gerichteten Fragen uͤber den dermaligen Zuſtand und
die Zulaͤßigkeit einer Reſtauration des Driginalge-
maͤldes mit wenigen Worten zu beantworten.
Das Raphael'ſche Bild, in der Behandlungsart
einem Freſco⸗Gemaͤlde aͤhnlich, iſt auf weißem Oel-
grund gemalt, die Leinwand fein, aus drei Stuͤcken
zuſammengeſetzt, noch ziemlich ſtark und geſund.
Am obern Theil des Bildes iſt, etwa einer Hand-
breit von der Malerei, um den Ramen genagelt,
worauf eine Fortſetzung der Glorie, der Vorhaͤnge
und einer Stange, woran dieſe befeſtigt ſind, ab-
gebildet iſt; ein eben ſolches Stuͤck ungrundirter
Leinwand iſt unten außer dem Ramen zum Ge-
maͤlde gezogen, und dieß ſoll, ſo lange Sachſen
ſich des Beſitzes dieſes Bildes erfreut, alſo gewe-
ſen ſeyn.
Was nun den erſten Eindruck dermalen dem Be-
ſchauer erſchwert, iſt eine unbeſchreibliche Trocken-
e
——
II
Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.
Nro. 78. Montag den 30. Juni 1823.
Verantwortlich er Redakteur und Herausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Erlach.
Der Regen.
Wie ſich Zeus im goldnen Regen
Der gefangnen Danage ö
Einſt genaht: ſo ſchütten Segen
Auch die Wolken aus der Höh'. —
Sind's nicht eben goldne Fluthen,
Sie, die ſchaffen Fruchtharkeit?
Lang' oft dürre Auen ruhten
Gleichſam in Verſchloſſenheit.
Und ſo ſteigt vom Götterheerde
Zeus herab noch immerdar,
Iſt der eingeklemmten Erde
Was er Dangen einſt war.
Fr. Raͤßmann.
—9. —9— ——— — — — — — ———— —]f...
Beantwortung
der in NRro. és der Charis geſchebenen Anfrage
das Original⸗Gemaͤlde der Siytiniſchen
Madonna in Dresden betreffend.
Indem ich das, was der Einſender zum Lobe mei-
ner Nachbildung geſagt hat, in der Ueberzeugung
hinnehme, iede Copie des unvergleichlichen Bildes,
mit Liebe und Aufmerkſamkeit verfertigt wor-
den iſt, biete dem Beſchauer immer ſo viel Erfreu-
liches dar, daß er leichtlich durch das, was von
dem eigenthuͤmlichen Zauber des Urbildes nicht zu
verfehlen war, zu ſolchem Lobe hingeriſſen werden
mogte; finde ich keinen Anſtand, die dabei an mich
gerichteten Fragen uͤber den dermaligen Zuſtand und
die Zulaͤßigkeit einer Reſtauration des Driginalge-
maͤldes mit wenigen Worten zu beantworten.
Das Raphael'ſche Bild, in der Behandlungsart
einem Freſco⸗Gemaͤlde aͤhnlich, iſt auf weißem Oel-
grund gemalt, die Leinwand fein, aus drei Stuͤcken
zuſammengeſetzt, noch ziemlich ſtark und geſund.
Am obern Theil des Bildes iſt, etwa einer Hand-
breit von der Malerei, um den Ramen genagelt,
worauf eine Fortſetzung der Glorie, der Vorhaͤnge
und einer Stange, woran dieſe befeſtigt ſind, ab-
gebildet iſt; ein eben ſolches Stuͤck ungrundirter
Leinwand iſt unten außer dem Ramen zum Ge-
maͤlde gezogen, und dieß ſoll, ſo lange Sachſen
ſich des Beſitzes dieſes Bildes erfreut, alſo gewe-
ſen ſeyn.
Was nun den erſten Eindruck dermalen dem Be-
ſchauer erſchwert, iſt eine unbeſchreibliche Trocken-