Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (3) — 1823
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https://doi.org/10.11588/diglit.22118#0573
DOI Kapitel:
No 105-117 (September 1823)
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- Einband
- Titelblatt
- [Inhalt]
-
No 1-13 (Januar 1823)
-
No 14-25 (Februar 1823)
-
No 26-39 (März 1823)
-
No 1 Intelligenzblatt zur Charis
-
No 40-52 (April 1823)
-
No 53-65 (Mai 1823)
-
No 66-78 (Juni 1823)
-
No 2 Intelligenzblatt zur Charis
-
No 79-91 (Juli 1823)
-
No 92-104 (August 1823)
-
No 105-117 (September 1823)
-
No 3 Intelligenzblatt zur Charis
-
No 118-130 (Oktober 1823)
-
No 131-143 (November 1824)
-
No 144-157 (Dezember 1824)
-
No 4 Intelligenzblatt zur Charis
- Inhalt
- Einband
- Maßstab/Farbkeil
W
4½¼—%ρ
Ryeiniſche Morgenzeitung für gebildete Leſer.
Nro. 117. Montag den 20. September 13823.
Verantwortlicher Redakteur und Herausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Erlach.
Der ſchlummernde Jäger.
Einſt ſchlief auf Kraͤutermatten
Der ſchöne Jaͤger Ralf im Waldesſchatten.
Da ſtroͤmten ſchnell Goͤttinnen
Herbei, und jede meint' ihn zu gewinnen.
Schwelgend im Schau'n erfaßte
Die zarte Echo wiederum Nareiſſen,
Und eine Nais den, der, hingeriſſen
Vom kuͤhlen Brunnen, in der Tief' erblaßte.
Den Jaſion ſah Demeter,
Und Jene die erhellt den naͤcht'gen Aether
Begann mit feſtem Glauben: ö
„Erwach', Endymion! folg' in meine Lauben!“
Drauf ſagte triumphirend Aphrodite:
»Ihr armen Wahnverſtrickten!
Verkennt ihr noch Adonis Jugendbluͤthe,
Die Eberzaͤhne grauſam einſt zerdruckten?“
Doch er, der Goͤtter Vater, ö
Er lächelt' ob dem Streite:
„Nur meiner würdig iſt die ſtolze Beute!“
Und augenblicklich naht' er
Auf Schwingen Ganymeds, den Zank zu ſchlichten
Und mit dem Fange zum Olymp zu flüchten.
ö Fr. Raßmann.
Adelbert.
(ortſetzun g.)
Dieſer Schlag war fuͤr den Grafen entſcheidend; als aber
die Anweſenden Frechheit genug hatten, ihn binden und
gefangen halten zu wollen, ſtieß er den Bürgermeiſter nie-
der und eilte die Stiegen hinab, um an der Spitze ſeiner
ritterlichen Freunde den letzten und wehrlichſten Widerſtand
gegen die eindringenden Verraͤther zu wagen.
Bundſchuh! Bundſchuh, hoch! Gott mit uns! — erſchaͤll-
ten die bruͤllenden Stimmen aus allen Straßen und Ecken
der Stadt und auf dem Marktplatz von der Hoͤhe der
Hintergaſſe gaben die Bürger ein Freudenfeuer zum feſt-
lichen Empfang der ſtürmiſchen Neuerer. Durch die Fackeln
der noch immer einziehenden Bauern erleuchtete ſich nach
und nach ein bedeutender Theil der Stadt und das Blut-
bad begann. Eingedenk ſeines zarten Weibes und des
kleinen Knaben eilte Ludwig mit ſchnellen Schritten nach
ſeinem Hauſe hin und er würde bei der allgemeinen ſtets
wachſenden Verwirrung wohl laͤnger ſeinen Feinden unbe-
kaͤnnt geblieben ſeyn, wenn nicht mit Einmal Ritter Ulrich
aus einem Nebengaͤßchen ihm begegnet waͤre. ö
Sputet euch, Graf, ſprach er mit bewegter Stimme,
Bertha verzweifelt in ſolch allgemeiner Noth und Verwir-
rung; eilt! Lebt wohl! ö
So ſprechend beſtieg er den nahen Thurm, um ein
Feuerzeichen zu geben, damit die noch friedlichen Nachbarn
des unglücklichen Städtchens nicht zoͤgerten mit freundſchaft-
4½¼—%ρ
Ryeiniſche Morgenzeitung für gebildete Leſer.
Nro. 117. Montag den 20. September 13823.
Verantwortlicher Redakteur und Herausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Erlach.
Der ſchlummernde Jäger.
Einſt ſchlief auf Kraͤutermatten
Der ſchöne Jaͤger Ralf im Waldesſchatten.
Da ſtroͤmten ſchnell Goͤttinnen
Herbei, und jede meint' ihn zu gewinnen.
Schwelgend im Schau'n erfaßte
Die zarte Echo wiederum Nareiſſen,
Und eine Nais den, der, hingeriſſen
Vom kuͤhlen Brunnen, in der Tief' erblaßte.
Den Jaſion ſah Demeter,
Und Jene die erhellt den naͤcht'gen Aether
Begann mit feſtem Glauben: ö
„Erwach', Endymion! folg' in meine Lauben!“
Drauf ſagte triumphirend Aphrodite:
»Ihr armen Wahnverſtrickten!
Verkennt ihr noch Adonis Jugendbluͤthe,
Die Eberzaͤhne grauſam einſt zerdruckten?“
Doch er, der Goͤtter Vater, ö
Er lächelt' ob dem Streite:
„Nur meiner würdig iſt die ſtolze Beute!“
Und augenblicklich naht' er
Auf Schwingen Ganymeds, den Zank zu ſchlichten
Und mit dem Fange zum Olymp zu flüchten.
ö Fr. Raßmann.
Adelbert.
(ortſetzun g.)
Dieſer Schlag war fuͤr den Grafen entſcheidend; als aber
die Anweſenden Frechheit genug hatten, ihn binden und
gefangen halten zu wollen, ſtieß er den Bürgermeiſter nie-
der und eilte die Stiegen hinab, um an der Spitze ſeiner
ritterlichen Freunde den letzten und wehrlichſten Widerſtand
gegen die eindringenden Verraͤther zu wagen.
Bundſchuh! Bundſchuh, hoch! Gott mit uns! — erſchaͤll-
ten die bruͤllenden Stimmen aus allen Straßen und Ecken
der Stadt und auf dem Marktplatz von der Hoͤhe der
Hintergaſſe gaben die Bürger ein Freudenfeuer zum feſt-
lichen Empfang der ſtürmiſchen Neuerer. Durch die Fackeln
der noch immer einziehenden Bauern erleuchtete ſich nach
und nach ein bedeutender Theil der Stadt und das Blut-
bad begann. Eingedenk ſeines zarten Weibes und des
kleinen Knaben eilte Ludwig mit ſchnellen Schritten nach
ſeinem Hauſe hin und er würde bei der allgemeinen ſtets
wachſenden Verwirrung wohl laͤnger ſeinen Feinden unbe-
kaͤnnt geblieben ſeyn, wenn nicht mit Einmal Ritter Ulrich
aus einem Nebengaͤßchen ihm begegnet waͤre. ö
Sputet euch, Graf, ſprach er mit bewegter Stimme,
Bertha verzweifelt in ſolch allgemeiner Noth und Verwir-
rung; eilt! Lebt wohl! ö
So ſprechend beſtieg er den nahen Thurm, um ein
Feuerzeichen zu geben, damit die noch friedlichen Nachbarn
des unglücklichen Städtchens nicht zoͤgerten mit freundſchaft-