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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928

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Heft 4
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Wolfradt, Willi: Monet und der Impressionismus: zu den Ausstellungen der Berliner Galerien Thannhauser und M. Goldschmidt & Co.
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https://doi.org/10.11588/diglit.41322#0166
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Van Gogh Garten mit Haus, 1888
Ausgestellt bei M. Goldschmidt & Co., Berlin

thedrale von Rouen. Sie ist bei Thannhauser mit zwei Fassungen vertreten,
einer aus dem Besitz des Luxembourg, die im Tanz aschvioletter und rostiger
Flocken in phantomatischer Auflösung immerhin noch das Architektonische
wahrt, und einer anderen aus demselben Jahre 1 894, die überhaupt nur noch ein
diffuses Geriesel blasser Tinten, ein Schleiern blaugrünen Scheins weist, leicht
ins Wirbeln geratend, wo Pforte und Fensterrose hinter dem Nebel sich an-
deuten. Londoner Brücken von 1905 und 1904, venezianische Ansichten von
1908 sind traumhafte Apotheosen in zuckendem Gold und Perlmutter. Wie
Teerosen blühen die Omnibusse auf der Themsebrücke durch das milchige
Changeant der Luft, aus tausend zwitschernden Flämmchen ist der Dogen-
palast gewoben. Impression wird zu trunkener Halluzination.
Zu solchen Konsequenzen ist weder Pissarros noch Sisleys Malerei je gediehen.
Sisley, in manchen Bildern Monet zum Verwechseln nahe, hat nicht dessen
artistische Kühnheit, die ja zuweilen etwas Prahlerisches annehmen konnte.
Gerade ein Moment feiner Bescheidenheit, noch in so leuchtenden Stücken
wirksam wie den beiden schönen Landschaften von 1884 bei Goldschmidt,
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