Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928
Zitieren dieser Seite
Bitte zitieren Sie diese Seite, indem Sie folgende Adresse (URL)/folgende DOI benutzen:
https://doi.org/10.11588/diglit.41322#0172
DOI Heft:
Heft 4
DOI Artikel:Rundschau
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.41322#0172
Hans Brühlmann
Weiblicher Akt
Neuerwerbung der Basler Kunstsammlung
Kunst — ein Stilleben Paul B. Barths, ein
Figurenbild Hermann Hubers, eine Land-
schaft Karl Iiügins, eine figürliche Kompo-
sition von R. Auberjonois (die diesen be-
deutendsten welschen Künstler ganz unzuläng-
lich repräsentiert), ferner Plastiken Carl
Burckharclts und A. Suters — seien im
Einzelnen übergangen, ebenso der Zuwachs an
lokalbaslerischer Kunst. Letzterer allerdings
mit dem Bemerken, daß er qualitativ meist
nichtssagend und numerisch zu bedeutend ist.
Es wird eine der ersten Aufgaben des neuen
Direktors sein, diesen Käufen aus lokalpatrio-
tischen Gründen zu bremsen und die hierzu
vorhandenen Stiftungen nur für künstlerisch
wertvolle Arbeiten zu verwenden. Hoffentlich
gelingt es auch, mehr Plan und Richtung in
das gesamte Ankaufswesen zu bringen, ohne
der allgemeinen Manie zu verfallen, nun um
jeden Preis eine Sammlung französischer Im-
pressionisten anzulegen. Die Versäumnisse, die
Basel auf diesem Gebiete zu verzeichnen hat,
sind so gründliche, daß bei den zur Verfügung
stehenden Mitteln hier nur Stückwerk zu-
stande kommen könnte (es müßte denn je-
mand die Millionen, die heute eine museums-
reife Franzosensammlung kostet, stiften!).
Anderseits harrt aber das Gebiet der deutschen
Malerei des 19. Jahrhunderts, deren Säulen
Böcklin, Feuerbach und Marees der Basler
Sammlung das Gepräge geben, des sinngemä-
ßen Ausbaus. Hier die klaffenden Lücken zu
füllen, wozu vor allem eine entsprechende Ver-
tretung des Münchner Realismus (Leibi, Trüb-
ner, Schuch usw.), der durch Schider zu Ba-
sel unmittelbare Beziehungen hat, aber auch
ein Ausbau der Thoma-Sammlung gehört, fer-
ner eine Vermehrung der Hodler-, Buri- und,
so lange es nicht auch zu spät ist, der Amietr
Sammlung. Eine Ausgestaltung nach dieser
Richtung hin läge nicht nur in den gegebenen
Verhältnissen, sondern würde auch mit dem
142
Weiblicher Akt
Neuerwerbung der Basler Kunstsammlung
Kunst — ein Stilleben Paul B. Barths, ein
Figurenbild Hermann Hubers, eine Land-
schaft Karl Iiügins, eine figürliche Kompo-
sition von R. Auberjonois (die diesen be-
deutendsten welschen Künstler ganz unzuläng-
lich repräsentiert), ferner Plastiken Carl
Burckharclts und A. Suters — seien im
Einzelnen übergangen, ebenso der Zuwachs an
lokalbaslerischer Kunst. Letzterer allerdings
mit dem Bemerken, daß er qualitativ meist
nichtssagend und numerisch zu bedeutend ist.
Es wird eine der ersten Aufgaben des neuen
Direktors sein, diesen Käufen aus lokalpatrio-
tischen Gründen zu bremsen und die hierzu
vorhandenen Stiftungen nur für künstlerisch
wertvolle Arbeiten zu verwenden. Hoffentlich
gelingt es auch, mehr Plan und Richtung in
das gesamte Ankaufswesen zu bringen, ohne
der allgemeinen Manie zu verfallen, nun um
jeden Preis eine Sammlung französischer Im-
pressionisten anzulegen. Die Versäumnisse, die
Basel auf diesem Gebiete zu verzeichnen hat,
sind so gründliche, daß bei den zur Verfügung
stehenden Mitteln hier nur Stückwerk zu-
stande kommen könnte (es müßte denn je-
mand die Millionen, die heute eine museums-
reife Franzosensammlung kostet, stiften!).
Anderseits harrt aber das Gebiet der deutschen
Malerei des 19. Jahrhunderts, deren Säulen
Böcklin, Feuerbach und Marees der Basler
Sammlung das Gepräge geben, des sinngemä-
ßen Ausbaus. Hier die klaffenden Lücken zu
füllen, wozu vor allem eine entsprechende Ver-
tretung des Münchner Realismus (Leibi, Trüb-
ner, Schuch usw.), der durch Schider zu Ba-
sel unmittelbare Beziehungen hat, aber auch
ein Ausbau der Thoma-Sammlung gehört, fer-
ner eine Vermehrung der Hodler-, Buri- und,
so lange es nicht auch zu spät ist, der Amietr
Sammlung. Eine Ausgestaltung nach dieser
Richtung hin läge nicht nur in den gegebenen
Verhältnissen, sondern würde auch mit dem
142