Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928
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Heft 6
DOI article:Gundersheimer, Hermann: Die fränkische Malerfamilie Urlaub
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schiedenen, energischen
Schraffuren (Abb. 1).
Was ihn weit von Tie-
polos Zeichenstil ent-
fernt, ist die nicht ganz
saubere Wischtechnik,
die er in den Schatten-
partien anwendet. Mit
Tiepolo teilt er die Vor-
liebe für Dreiviertelpro-
file und die Neigung zu
starker Isolierung des
Gesichtes, ohne seinen
Meister jedoch in der
entschiedenen Formung
der Konturen zu errei-
chen. Seinen Blättern
haftet oft eine gewisse
Leere an. Die Bildtiefe
ist selten in dem Maße
erschlossen, wie es die
Bildinhalte erwarten
ließen.
Unter den Bildern be-
anspruchte ein Selbst-
porträt in Pastell aus dem
Jahre 1 735, also im Alter
von 22 Jahren und noch
vor der Studienzeit an
der Wiener Akademie
entstanden, durch die
Abb. 3. Georg Ant. Urlaub.
Altarblatt von 1752
Ölskizze zum Namen-Jesu-
Würzburg, Luitpoldmuseum
ungewöhnliche Frische,
die vor der Jahrhundert-
mitte erstaunliche plastische Festigkeit, durch seine sachliche, vom Malerischen
unbeirrte Eindeutigkeit das lebhafteste Interesse (Abb. 2). Der junge Urlaub
hat mit einer so ausgereiften Sicherheit den Bildausschnitt gewählt, sich so in
die eigene Psyche versenkt, daß es bedauerlich bleibt, die Spuren weiterer Ent-
wicklung missen zu müssen und ihn erst wieder mit stark von außerhalb be-
einflußten Leistungen aufzufinden.
Eine Frucht der Wiener und italienischen Schulung muß die Ölskizze zum
Namen-Jesu-Altarblatt der Würzburger Dominikanerkirche genannt werden
(Abb. 3). Das erhaltene Hauptblatt ist auf 1752 datiert und ist nur in neben-
sächlichen Dingen von der Skizze verschieden. Diese erweist nicht allein im
Kompositionellen die nach wirkende Kenntnis venezianischer Barockmaler, son-
dern in der goldbraunen Farbigkeit eine unmittelbare Schulung des sehr viel-
seitigen G. A. Urlaub in Italien.
Der an gleicher Stelle veröffentlichte Kruzifixus aus der Sammlung Julius Meyer-
195