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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928

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Heft 7
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.41322#0275
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viertes Farbenempfinden verrät. Waske und
Heckendorf können in diesem Falle in einem
Atem genannt werden — sie bringen beide
große Hafenbilder aus Marseille und Genua.
Zu erwähnen ist noch Gross mit einem satiri-
schen Bilde und einem Stilleben, Großmann,
Purrmann, Kanold, Levy und Nauen, auch
Caspar und Maria Gaspar-Filser. Merkwürdige
Dinge zeigt Seewald, die in ihrer Naivitätsehr
ansprechen, aber doch vielleicht etwas zu ge-
wollt sind. Maria Slavona bringt neben ande-
rem eine sehr sympathische Straße auf dem
Montmartre. Ausgemacht schlecht sind Pech-
stein und Wollheim. Baumeister und Schlem-
mer sind mit konstruierten figürlichen Kom-
positionen vertreten. Campendonk stellt sehr
schöne Hinterglasmalereien aus, Kandinsky als
einziger „Abstrakter“ drei Bilder in satten
warmen Tönen.
Zu diesen klingenden Namen gesellen sich
noch eine Menge weniger bekannter, die er-
wähnt werden müssen. Neben ICaus und Kersch-
baum er sind es vor allem Champion (Düssel-
dorf), Coester (München), Kuhn (Stuttgart),
Anita Ree (Ahrensburg), Rudolph (Chemnitz),
Saß (Berlin), Schmetz (Düsseldorf) und Wax
(Berlin), deren Arbeiten besonders auffallen.
Es sei gestattet, noch ein Wort über die Han-
noverschen Künstler zu sagen. An erster S telle
steht da Otto Gleichmann, an dessen starker
und eigenartiger Kunst man nicht mehr lange
vorbei können wird. Seiffert-Wattcnbergs
feinsinnige und kultivierte Kunst ist außer-
halb Hannovers leider noch kaum bekannt. Zu
der älteren Generation ist noch Heitmüller zu
zählen, dessen Stärke im Porträt liegt. Von
jüngeren Malern müssen Dörries und Horch-
ler genannt werden, und in letzter Zeit ver-
langt Busack einige Aufmerksamkeit. Ischi
von König hat man auch außerhalb Hanno-
vers schon gesehen.
Auch unter der Plastik der Ausstellung finden
sich Namen von Klang. Scharff zeigt eine
große dekorative Figur für einen Theaterbau;
Kolbes „Ilerabsteigende“ ist wohl die ein-
drucksvollste plastische Arbeit der Ausstel-
lung. Daneben stehen Haller, Fiori, Abbo, Al-
biker und Renee Sintenis. Hannover ist hier
ebenfalls gut vertreten durch die schönen Ar-
beiten Scheuernstuhls, durch Herting, Stolzer
und Suffrian.
Dieser Überblick mag zeigen, daß das Bild des
deutschen Kunstschaffens, das diese Ausstel-
lung bietet, vollkommen in sich abgerundet
ist. Der Wert und Sinn der Ausstellung liegt
in der gebotenen Übersicht, in der Möglichkeit
des Abwägens einzelner Persönlichkeiten ge-


Werner Peiner Stuhl mit Flasche. 1928
Kollektiv-Ausstellung im Bochumer Museum
Mit Genehmigung von Herrn. Abels, Köln

geneinander. So betrachtet ist die Ausstellung
des Deutschen Künstlerbundes eine Tat von
weittragender Bedeutung. St
DIE „GOTIK“ IM KÜNSTLERHAUS
Die Galerie Hinrichsen-Lindpaintner
verlängert ihre Ausstellung „Gotik“ bis zum
25. Mai. Neben den berühmten Wienhäuser
Teppichen (siehe Cicerone Ilefti) wird eine
neue Sammlung von gotischer Plastik und go-
tischen Tafelbildern gezeigt. Die Ausstellung
erfreut sich nach wie vor des allerstärksten
Interesses. n
DRESDEN
Der Sächsische Kunstverein bereitet
anläßlich seines ioojälirigen Bestehens drei
größere Ausstellungen vor: Vom 29. April bis
2 4- Juni: „Kunst in Sachsen vor hun-
dert Jahren“ (Vorsitzender des vorbereiten-
den Ausschusses Galeriedirektor Dr. Posse).
Mitte Juli bis 3o. September: „Sächsische
Kunst unserer Zeit“ (Vorsitzender des
vorbereitenden Ausschusses Prof. Dorsch).
Mitte Oktober bis 18. November: „Ausstel-
lung aus Pr ivatb esitz“. Die Jubiläums-
schrift gibt Prof. Dr. Haenel heraus. G


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