Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928

DOI issue:
Heft 18
DOI article:
Rundschau
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.41322#0632
License: Free access  - all rights reserved

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
RUNDSCHAU

BERLINER AUSSTELLUNGEN
Romantiker bei Amsler & Ruthardt / Otto
Herbig j Wolf Hoffmann / Waldemar
Rö sler
Die Kunsthandlung Amsler & Ruthardt
war tet mit einer recht ansehnlichen Reihe klei-
ner Stücke aus der ersten Hälfte des deutschen
19. Jahrhunderts auf, zumeist von Verfas-
sern romantischer Geistesrichtung. Ein un-
zweifelhafter, höchst reizvoller C. D. Fried-
rich blinkt heraus, zwei schwesterlich um-
schlungene Mädchen vor einer halb verrank-
ten Maueröffnung. Daneben eine pathetische
Felsküste in Grisailletechnik von seinem
Freunde Carl Wiese. Weiter ein hübscher,
winziger Ferdinand Kobell, Kühe an der
Tränke; von J. J. Dorner ein hartkühl er-
faßter Gebirgssee, geschickt herauskomponiert.
Man ist wieder einmal an den liebenswürdigen
Grazer Friedrich Loos erinnert, der die gir-
rende Vibration des Laubwerks so anmutig
herausbringt, in einer kleinen steirischen
Landschaft sogar durch malerische Freiheiten
zu überraschen weiß. Dann kommt eine im-

portante italienische Küstenszenerie J. W.
Schirmers, deren zentrale Baumgruppe in ih-
rer expressiven Zusammendrängung stark auf
Böcklin hin weist. Carl Rottmann erscheint mit
einer roströtlich überschimmerten „Land-
schaft bei Sparta“ und einem weiteren Stück,
dessen kühne Farbwirkung sich auf einen
blaugrünen Ferneakzent inmitten braungrau
wölkenden Tons beschränkt. Auch die hier ab-
gebildete „Villa bei Tivoli“, das in seiner
Sammetweiche, in seinem kupfrig-resedafar-
benen Schmelz vielleicht kostbarste Stück der
Ausstellung, wird Rottmann zuerteilt. Ich
glaube aber, daß gerade in diesem Falle weit
eher an Schirmer zu denken wäre. Neben sol-
chen und anderen Landschaften ein Stallbild
von Krüger, ein sauberes Genreszenchen des
Peter von ließ und ein entzückendes Stück
des humorvollen Antiromantikers J. P. Ha-
senclever, die wohlbekannte mondanweinende
Clauren-Leserin.
Otto Herbig, der in der Galerie Ferdi-
nand Möller erneut begegnet und wie nur
je berückt und bannt, schöpft aus enger, in-


M. Slevogt
598

Sudanesische Frauen. 1914
Mit Genehmigung von Bruno Cassirer, Berlin
 
Annotationen