Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928
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Heft 19
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Gerhart Frankl
cler Florentiner Entwicklung Antonio Pol-
laiuolo ein, der in dem einzigen ihm mit
Sicherheit zuzuschreibenden Blatt, das einen
Kampf nackter Männer darstellt, die Kupfer-
stichtechnik zur exakten Nachbildung einer
Zeichnung anwendet.
Neben Florenz bildet Venedig nicht nur im;
Holzschnitt, sondern auch für den Kupfer-
stich die wichtigste Heimat. Wir sind aber nicht
imstande, die Erzeugnisse der venezianischen
Stecher so weit zurückzuver folgen, wie die der
florentinischen. Die bedeutendste Serie sind die
sogenannten Tarock karten, eine lehrhafte
Bildfolge mit Darstellungen der Vertreter
der Stände, der Künste, der Wissenschaften,
Tugenden, Himmelsphären. Erst durch An-
drea Mantegna wird der italienische Kupfer-
stich zu einer führenden Stellung emporgeho-
ben. Durch ihn gewinnt der Kupferstich Mo-
numentalität, Größe der Komposition und
Stärke des bildlichen Ausdrucks, die selbst Dü-
rer begeisterte und ihn zur Nachbildung an-
spornte. Berlin besitzt fast sein ganzes gesto-
chenes Werk. Neben ihm treten alle zurück.
Seine Nachahmer wie Nicoletto da Mo-
dena, Zoan Andrea, Girolamo Mo-
cetto u.a. bleiben in der Umsetzung der Ge-
mälde in Stiche befangen. Nur Domenico
Campagnola und Jacopo de’Barbari,
der in vielem das Vorbild Dürers geworden ist.
Landschaft
wissen mehr als alle anderen dem Kupferstich
neue Elemente der Technik und Komposition
zuzuführen. S
'Ar
BERLINER AUSSTELLUNGEN
Gauguin bei Thannhauser / »Humor
in der Malerei« / Thorak, Mez, Marx
Die Galerie Thannhauser beschenkte uns
mit einer umfangreichen Darstellung Paul
Gauguins, die zum großen Teil Werke der Bas-
ler Veranstaltung enthält, an die der Artikel
von W. Barth über den unbekannten Gauguin
anknüpft. Es war Thannhauser möglich, noch
einiges aus deutschem Besitz heranzuholen,
speziell Werke aus der Tahiti-Zeit, so daß man
in dieser Ausstellung willkommenen Zugang
findet zum Gesamtleben seines Werkes. Wem
Gauguin ein Besitz ist, ein nicht ganz unbe-
zweifelter vielleicht, den erwartet bei Thann-
hauser Avohl keine Steigerung dieses Erlebnis-
ses, aber mannigfachste Bereicherung.
In den Räumen der Sezession hat die Neue
Kunsthandlung (S. Margules) unter dem
Titel „H um or in d e r M a 1 e r e i“ eine höchst
amüsante Schau zusammengetragen, die sich
allerdings auf deutsche Künstler dieses und
des vorigen Jahrhunderts beschränkt. Vom
Publikumsstandpunkt aus eine sehr ergötz-
liche Sache, — als Dokumentation nicht ganz
befriedigend. Es ist beanstandet worden, daß
Zur Zeit ausgestellt im Leipziger Kunstverein
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