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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928

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Heft 23
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.41322#0807
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Carl Hofer Karneval 1928
Aus der Kollektivausstellung Carl Hofer in der Berliner Sezession

EINE JAHRHUNDERT-AUSSTELLUNG IN
HALBERSTADT
Der 1828 aus Kreisen der Bürgerschaft ge-
gründete Kunstverein plant für das erste Jahr
seines zweiten Jahrhunderts eine rückblickende
Ausstellung. Es soll versucht werden, eine
Reihe der im Laufe der ersten hundert Jahre
in den großen Kunstausstellungen gezeigten
Bilder leihweise zurückzugewinnen, um so
einen Überblick über die Arbeit des Kunstver-
eins zu geben. Unter den im Laufe der hun-
dert Jahre ausgestellten Werken befinden sich
Arbeiten von C. D. Friedrich, Quaglio, Th.
Hildebrandt, L. Richter, Blechen, Catel,
Feamley, Dahl, Rottmann, Morgenstern u. a.
Ferner Werke aller bedeutenden Künstler der
70er, 80er, 90er Jahre. Gelingt es dieser Aus-
stellung, über das nur Zufällige hinaus die Ak-
zente im Sinne unseres heutigen Geschmackes
richtig zu verteilen, dann allein wird sie auf
ein allgemeines Interesse rechnen dürfen. B
LEIPZIG
In einer sehr eindrucksvollen Zusammenstel-
lung hat der Leipziger Kunstverein unter der
thematischen Gruppierung „Das Tier in der
Kunst“ einige neuere Künstler vorgeführt, für

die die Darstellung des Tieres zum Problem
ihrer Formgesinnung geAvorden ist. Im Mittel-
punkt steht eine sehr reichhaltige Gedächtnis-
ausstellung für August Gaul, die durchgehend
Güsse von bester Qualität, darunter einige
Unica, und dazu fast das gesamte graphische
Werk des Meisters vorführt. Die Entwicklung
dieses schöpferischen Gestalters von dem noch
unter Hildebrandts Einfluß stehenden Relief
der „Römischen Ziegen“ bis zu den letzten
Schaffens] ahren mit der grandiosen Vorzeich-
nung für das heute noch im Cassirer-Salon be-
findliche, leider unvollendete „Schafrelief“
wird offenbar. Gauls höchstlebendiges Ver-
hältnis zum Naturvorbild, vor dem seine künst-
lerische Kraft nie im Sachsinne untergeht,
seine geniale bildnerische Begabung, die von
einem klaren Blick für die stilistische Begren-
zung des animalischenWesens seinerTiere, so-
wie von einem selten ausgereiften handwerkli-
chen Können begnadet ist, zwingen erneut zur
Bewunderung. Mit einer großen Zahl von
meisterhaft behandelten Arbeiten ist dann der
einzige Schüler Gauls, Max Esser, vertreten,
der bekannte Tierplastiker der Meißener Ma-
nufaktur. Wenn Tierplastik ihren besonderen
Reiz in der Behandlung der Oberfläche zeigt.

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