Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928

DOI Heft:
Heft 23
DOI Artikel:
Rundschau
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.41322#0808
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
so ist Esser zweifellos gerade hierin ein Mei-
ster allerersten Ranges. Was sonst an plasti-
schen Arbeiten junger Künstler vorhanden ist,
machte daneben ebenfalls beste Figur. Neben
der Sintenis sind vor allem die temperament-
voll bewegten Stücke des jungen Müncheners
Alexander Fischer und die schon sehr ausge-
reiften Arbeiten des begabten Hermann Geibel
hervorzuheben. Eine besondere Originalität
vertraten die Katzendarstellungen des jungen
Düsseldorfers Carl Moritz Schreiner. Von ein-
heitlich charaktervoller Form sind daneben die
Bronzen Richard Scheibes. Wie hoch im all-
gemeinen gerade das Niveau der ausgestellten
Tierplastik ist, können die Namen Oustav
Wolff, Herbert Garbe, Emy Roeder, Gerhard
Mareks, August Kraus, Johannes Schiffner,
Rudolf Löhner verraten. Mit Absicht treten
Gemälde und Graphik ziemlich zurück. In
einem Sonderraum sind einige ausgewählte
Aquarelle von Franz Marc vereinigt, un-
ter denen vor allem die frühen Skizzen das
besonders starke Verhältnis des Künstlers zum
Wesen des Tieres fühlbar werden lassen. T
TSCHECHOSLOWAKEI
In Brünn tagte eine Architekturausstellung
,,Das Neue Haus“, die von neun Brünner Ar-
chitekten und einer unternehmungsfreudigen
Baufirma der dortigen „AllstaatlLchen Jubi-
läumsausstellung“ angegliedert wurde. System
„Weißenhof“, reichlich reduziert, teilweise
arg verballhornt. Das Gute liegt im Unterneh-
men an sich, das in Brünner Provinzluft eini-
ges Moderne hineinträgt. Immerhin möchte
man dieses Moderne etwas bodenverbundener
wünschen. So wirken diese manchmal etwas
krampfhaft „modernen“ Kastenhäuser in die-
ser Luft zu unglaubhaft, als daß man ernst-
liche Befruchtung der einheimischen Archi-
tektur erwarten könnte. Einige gute Leistun-
gen (Stepänek, Wiesner, in manchem auch
der sonst zu effektvolle Kröha) werden durch
diese Ausstellung weder gedrückt noch ge-
hoben .
Für die deutsche Kunst des Landes verspricht
die Gründung einer: „Prager Sezession“
(Name!) als einer modernen Stoßtruppe eine
erfreuliche Festigung für die etwas disparat
schaffende deutsche Kunst der Tschechoslowa-
kei. Da der unter Maxim Kopf als Obmann
stehenden Gruppe auch einige im Reiche le-
bende Künstler der Deutschböhmen angehö-
ren, ist eine größere innere Spannweite ga-
rantiert.
Im Kunstverein stellt Joseph Hegenbarth
(Dresden) eine schöne Kollektion seiner neuen

Bilder und Blätter aus, in denen man ange-
sichts des großen Könnens die innere Diszi-
plin besonders erfreulich findet. O.S.
*
PERSONALIA
Christoph Voll, der j unge Bildhauer, den
zum erstenmal vor etwa Jahresfrist Nieren-
dorf in Berlin heraussteBte, ist von der Kunst-
gewerbeschule in Saarbrücken als Meisterleh-
rer an die Karlsruher Akademie berufen wor-
den. Es bleibt abzuwarten, wie diese Luftver-
änderung dem talentierten Bildhauer bekom-
men wird.
Der Provinzialkonservator der Kunstdenkmä-
ler der Rheinprovinz Prof. Edmund Re-
nard ist aus seiner Stellung ausgeschieden, in
der er bisher Vorbildliches geleistet hat. Er-
innert sei außerdem an sein grundlegendes
Buch über Köln in Seemanns „Berühmten
Kunststätten“. n
Am 26. Oktober ist in Wien Prof. Ferdinand
Schmutzer an den Folgen eines Herzleidens
verschieden. Am 21. Mai 1870 in Wien ge-
boren, wandte er sich erst der Bildhauerei zu,
um sie aber bald zu Gunsten der Malerei und
Graphik aufzugeben. Entscheidend für seine
weitere Entwicklung wurde der Unterricht
William Ungers. Sein Bestes hat Schmutzer
in seinen Bildnissen gegeben, zu denen ihm
die hervorragendsten Männer Mitteleuropas,
Politiker und Künstler, Modell saßen. P.-N.
In Leipzig ist Ende Oktober Professor Dr. F e-
lix Becker, der Mitbegründer des Thiemc-
Beckerschen Künstlerlexikons, gestorben. Bek-
ker wurde i864 in Sondershausen geboren.
Nachdem er in Leipzig und Bonn studiert und
auf Reisen seine kunstgeschichtlichen Kennt-
nisse bereichert hatte, ließ er sich in Leipzig
nieder und gründete hier zusammen mit Ul-
rich Thieme das „Allgemeine Lexikon der bil-
denden Künste“, dessen Redaktion er zehn
Jahre lang leitete. Seitdem lebte er als Privat-
gelehrter und beschäftigte sich vorwiegend mit
der Erforschung der Handzeichnung. Seine
beiden wichtigsten Publikationen auf diesem
Gebiete sind: „Die Handzeichnungen hervor-
ragender Künstler des i5. bis 18. Jahrhunderts
aus Privatsammlungen“ (1921 )xmd „Die Iland-
zeichnungen holländischer Meister aus der
Sammlung Dr. Hofstede de Groot und Folge“
(1923). Außerdem bearbeitete er den vierten
Band von Springers Kunstgeschichte, den Berg-
nerschen Grundriß der Kunstgeschichte, kata-
logisierte die Galerien von Altenburg und
 
Annotationen