Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928

DOI Heft:
Heft 23
DOI Artikel:
Sammler und Markt
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.41322#0812
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Wappen der Familie Stangen von Oberledel
auf der Rückseite von Lucas Cranach: Der
hl. Christophorus (Abb. S. 777)
wesend, doch wirkte einesteils die große ame-
rikanische Nachfrage nach der Qualitätsware
vom Frühjahr her nach, andernteils mögen
verschiedene der anwesenden internationalen
Händler im Auftrag von Amerikanern geboten
haben. Die Seltenheit der ausgebotenen llaupt-
blätter eines Meisters W., des Meisters von
Zwolle, des Monogrammisten F v B(rüggeP)
oder eines Gossaert machte sie ohne Zweifel
den jungen amerikanischen Museen begehrens-
wert, und es bedurfte großer Anstrengungen
der deutschen Kupferstichkabinette, um bei
der gesteigerten Nachfrage konkurrenzfähig
zu bleiben. Mit Befriedigung kann festgestellt
werden, daß sowohl Herr Geheimrat Friedlän-
der als auch die Herren Direktoren der Kabi-
nette von München, Nürnberg und Dresden
wichtige Erwerbungen für die ihnen unter-
stellten Sammlungen getätigt haben; auch
einige Kunstgewerbesammlungen traten in
der Abteilung der Ornamentstiche als Käu-
fer auf.
Das Berliner Kabinett erwarb große Selten-
heiten von Alaert Claesz, Hieronymus Cock,
Frisius, de Gheyn, Goltzius, Nicolas Hogen-
berg, Cornelis Matsys, zwei kostbare Blätter
—- vielleicht Unica — des Meisters mit dem
Krebs, den Apostel Simon des Meisters F v B
776

und zwei der seltensten Blättchen des originel-
len Dirk Veilert, die gegen das Gebot eines
Londoner Händlers ersteigert werden mußten.
Herr Professor Weigmann sicherte der Mün-
chener graphischen Sammlung zwei bedeu-
tende Blätter des Lucas van Leyden; Herr Ge-
heimrat Ifampe kaufte — außer Ornament-
stichen -—- für das Germanische Museum eine
Rarität des Monogrammisten S (und im zwei-
ten Teil der Auktion seltene frühe Lithogra-
phien von Fendi und Olivier); und Herr Di-
rektor Zoege von Man teuf fei blieb u.a. bei
drei Nummern mit Hauptblättern des Nicolas
Hogenberg gegenüber dem Gebot eines hol-
ländischen Spezialsammlers siegreich. Der
brillante Abdruck der reizvollen Madonna des
Jan Gossaert wurde einem Berliner Händler
zugeschlagen, ob für eine inländische Samm-
lung ist uns nicht bekannt.
Besonders muß der Anstrengungen eines Am-
sterdamer Privatsammlers gedacht werden, der
als Bieter für zahlreiche Hauptblätter auf-
trat und auch aus der Fülle des überreichen
Materials von Werken der kleineren Meister
einen Schatz interessanter Stiche wieder nach
den Niederlanden brachte. Der holländische
Handel hielt sich zurück; aus Belgien waren
zwei bekannte Kunsthandlungen vertreten.
Neben den niederländischen Stichen aus der
Sammlung Friedrich August kamen noch eine
ausländische Sammlung, die kostbare Blätter
Dürers und Rembrandts enthielt, .sowie die
schon obenerwähnte Ornamentstichsammlung
aus englischem Privatbesitz zum Ausgebot, er-
gänzt durch kleinere Beiträge, die aber doch
auch sehr wertvolle Blätter beigesteuert hat-
ten. Bei dieser „Ware“ gab es keine großen
Überraschungen; jede hervorragende Quali-
tät wurde gut bezahlt. Dürer und Rembrandt
standen hier im Mittelpunkt des Interesses,
aber auch ein paar prachtvolle Porträtstiche
und die Schongauer-Stiche wurden hoch ge-
steigert. Deutsche Sammler und Händler wa-
ren wiederholt bei kostbaren Stücken den aus-
ländischen Bietern überlegen. So kamen die
wunderbare „Große Fortuna“ Dürers sowie
der herrliche Hirschvogel in eine deutsche Pri-
vatsammlung; Leipziger Sammler steigerten
feine Blätter von Dürer und Schongauer, eine
vorzügliche Rembrandt-Landsehaft wandert
nach Danzig, und nach Süddeutschland geht
der Kampf des heiligen Georgs mit dem Dra-
chen von dem fast unbekannten Telman von
Wesel.
II.
Der dritte AukLionstag, an dem die Ludwig-
Richter-Sammlung des in Basel leben-
 
Annotationen