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werden bei allen Postanstalten, den Briefträgern, den
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Expedition, Untere Neckarstr. 21, fortwährend angenommen.
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Seymours Bericht.
Die Londoner Admiralität veröffentlicht folgenden
Bericht des Admiral Seymour:
Ich habe Peking nicht mit der Eisenbahn erreichen
können und bin mit meinem Detachement nach Tientsin
zurückgekehrt. Am 13. Juni wurden zwei Angriffe
der Boxer auf die Vorhut mit großen Verlusten für die
Boxer und ohne Verluste für uns zurückgewiesen. Am
14. Juni griffen die Boxer in Langfang unfern Zug an,
wurden aber wieder zurückgeschlagen, sic hatten un-
gefähr 100 Todte, während auf unserer Seite 5 Italiener
fielen. Am Nachmittage desselben Tages griffen die
Boxer die englische Wache an, die zum Schutze der
Station Lofa zurückgelasscn worden war. Es wurden
Verstärkungen dorthin abgeschickt und wieder wurde der
Feind mit einem Verluste von ungefähr 100 Mann
zurückgetrieben, von unseren Leuten wurden zwei
Matrosen verwundet. Bei unserer Ankunft in Anting
fanden wir die Eisenbahn so beschädigt, daß jedes
Vorwärtskommen mit der Eisenbahn unmöglich war. Wir
beschlossen deshalb, nach Iangtsun zurückzukehren,
um dort eine Expedition zu organistren, welche, dem
Flusse folgend, nach Peking marschiren sollte. Nach meinem
Abgänge von Langfang wurden zwei Züge, die unfern
Truppen folgen sollten, am 18. Juni von Boxern und
kaiserlichen Truppen, die von Peking ge-
kommen waren, angegriffen. Die Chinesen hatten
400 bis 500 Todte, unsere Verluste beliefen sich auf
6 Todte und 48 Verwundete. Diese beiden Züge erreichten
mich in Jangtsun, wo der Schienenweg ebenfalls voll-
ständig zerstört war. Da wir knapp an Proviant waren
und die Verwundeten uns hinderlich waren, mußten wir
nach Tientsin zurückkehren, von wo wir seit sechs Tagen
keine Nachrichten halten. Die Verwundeten wurden am
19. Juni auf ein Boot gebracht und das Detachement
trat den Marsch längs des Flusses an. In alle»
Dörfern stießen wir auf Widerstand: In einem Dorf ge-
schlagen, zogen die Aufständischen sich auf ^ein benachbartes
Dorf zurück und besetzten gut gewählte Stellungen, von
denen aus sie unfern Weitermarsch aufhielten; sie
mußten aus diesen Stellungen vielfach mit
dem Bayonett und unter mörderischem Feuer
vertrieben werden. Am 23. Juni machten wir einen
Nachtmarsch und erreichten bei Tagesanbruch das oberhalb
Tientsin gelegene kaiserliche Arsenal, wo die
Chinesen, nachdem sie uns erst freundschaftlich entgegen
gekommen waren, in verrätherischer Weise Feuer auf uns
eröffnten. Es gelang uns, die Stellung zu umgehen und
ein Geschütz wegzunehmen. Während dieser Zeit
gelang es den Deutschen, ein wenig weiter
vorn zweiGeschütze zumSchweigen zu bringen
und sich ihrer, nach Ueberschreitung des
Flusses, zu bemächtigen. Hierauf wurde das
Arsenal von den verbündeten Truppen besetzt. Die Chinesen
versuchten noch an demselben und auch am folgenden Tage
vergebens, das Arsenal wieder zu nehmen. Im Arsenal
fanden wir Geschütze und Gewehre neuesten Modells. Wir '
richteten mehrere Geschütze ein und bombardirten die etwas
nach vorn gelegenen chinesischen Forts. Da wir im
Arsenal Munition und Reis gefunden hatten, hätten wir
uns dort einige Tage halten können, da wir aber durch
die Verwundeten gehindert wurden, baten wir um Hülfe
von Tientsin, die am 25. Juni eintraf. Am 26. Juni
sind wir in Tientsin an gekommen; das Arsenal
haben wir, ehe wir es verließen, in Brand gesteckt. Es
betragen die Verluste der Engländer 27 Todte,
96 Verwundete; der Amerikaner 4 Todte. 28 Ver-
wundete; der Franzosen 1 Todter, 10 Verwundete;
der Deutschen 12 Todte, 62 Verwundete; der Italiener
5 Todte, 3 Verwundete; der Japaner 2 Todte, 3 Ver-
wundete; der Oesterreicher 1 Todter, 1 Verwundeter;
der Russen 10 Todte, 27 Verwundete.
Soweit der Bericht Seymours.
Der einfache und klare Bericht des britischen Admirals
erwähnt natürlich nur die hauptsächlichsten Ereignisse und
läßt, wie die Köln. Ztg. hervorhebt, die mit dem Marsch
durch Feindesland bei mangelnder Verpflegung, weniger
Munition, brennender Sonnenhitze und schlechten Wegen
verbundenen Leiden der kleinen Truppe unerwähnt. In-
dessen auch aus diesen Hauptzügen erhellt, daß die Expe-
dition in den 14tägigen Kämpfen um ihr Leben ganz
Außerordentliches geleistet hat. Nachdem Seymour die
Unmöglichkeit erkannt hatte, von Langfang (noch 40 Klm.
von Peking, Luftlinie) weiter vorzudringen, entschloß er
sich zurückzukehren, um von Tientsin aus mit Verstärkungen
wennmöglich von Neuem auf Peking vorzudringcn und
dazu die alte Hauptstraße am Peiho entlang zu wählen.
Das ist in der Thal der einzige Weg, der nach der Zer-
störung der Eisenbahn, deren Wiederherstellung bei dem
Mangel an Material nicht sobald erwartet werden kann,
auch für eine neue Expedition gangbar ist; er bietet auch,
wenn die Etappenstraße gesichert ist, die beste Möglichkeit,
auf dem Flusse der Expedition Proviant und Munition
nachzuführen. Bei Aangtsun erreichte Seymour den Peiho,
und nun war Dorf um Dorf unter mörderischem
Feuer mit dem Bajonett zu nehmen. Bezeichnend ist, daß
auch Seymour erwähnt, unter den Angreifern hätten sich
kaiserliche Truppen befunden, die von Peking gekommen
waren, ein neuer Beweis, daß nicht nur die Boxer, sondern
auch das amtliche China gegen die Mächte im Felde stehen.
Oberhalb Tientsins entspann sich dann der Hauptkampf
um ein kaiserliches Arsenal, das auf dem linken Flußufer
lag und von wo aus die Expedition mit Kanonen be-
schossen wurde. Der Bericht des englischen Admirals zeigt,
daß der Chef des deutschen Kreuzergeschwaders, Vice-
Admiral Bendemann, nicht zu viel behauptet, wenn er in
seiner kurzen Meldung sagt, die Leistungen unserer
Leute seien vorzüglich gewesen. Sie standen bei
diesem Kampfe um das Arsenal in vorderster Reihe, brach-
ten zwei Geschütze der Chinesen zum Schweigen, gingen
über den Fluß, erbeuteten die 2 Geschütze und ermöglichten
es, daß das Arsenal von den Truppen genommen werden
konnte. Schon bei dem Gefecht gegen die Takuforts hatte
Admiral Bendemann berichten können, daß Kapitän Lans
und der Iltis „die Seele des Unternehmens" gewesen sei,
und das Telegramm des britischen Admirals stellt durch
die Erwähnung der Thatsachen allein, dem Landungscorps
unserer Kriegsschiffe ein ähnliches ehrendes Zeugniß aus.
Telegramme des Kaisers.
— Der Reichsanzeiger veröffentlicht zwei Telegramme
des Kaisers an den Chef des Kreuzergeschwaders, Vice-
admiral Bendemann. Das erste aus Kiel vom 24.
Juni lautet:
Ich bin voller Freude über die Bravour des „Iltis" und
seiner Besatzung bei Taku und spreche dem Kommandanten der
Besatzung meine Anerkennung und meinen kaiserlichen Dank aus.
Ich sehe, die Tapferen des alten „Iltis" sind neu erstanden und
es wird meinen Schiffen nie daran fehlen, dessen bin ich sicher.
Dem Kommandanten Lans verleihe ich den Orden „pourlsmsrits".
Für alle Offiziere und Mannschaften sind Ordensvorschlägc tele-
graphisch einzureichen. Ehre den Gefallenen. Wilhelm I. U.
Das zweite Telegramm aus Travemünde vom 30.
Juni lautet:
Es gereicht mir zur hohen Genugthuung, daß das Expeditions-
korps des Kreuzergeschwaders sich unter außerordentlichen
Anstrengungen im fernen Lande vorzüglich gehalten hat. Die
unerwartet an dasselbe herangetretenen Aufgaben stellen es vor
eine erste schwere Probe. Würdig schließt sich die Haltung von
Offizieren und Mannschaften den Thaten an, mit welchen der
deutsche Name verknüpft ist, wo immer es sei. Ehre den Ge-
fallenen. Meine warme Theilnahme den Verwundeten. Kapitän
v. Usedom verleihe ich den Kronenorden II. Kl. mit Schwertern.
Für die Offiziere und Mannschaften sind Auszeich nungsvorschläge
einzureichen. Wilhem I. R.
Deutsches Reich
— Die Nordd. Allg. Ztg. stellt fest, daß das Fleisch-
extraktnicht unter das neu angenommene Fleischbeschau-
gesetz fällt, daß der Z 4 jedoch den Bundesrath ermächtigt,
erforderlichenfalls das Fleischextrakt noch nachträglich dem
Gesetz zu unterstellen. Da das Fleischextrakt ausschließlich
Gesundheitszwecken dient und sich eine Nothwendigkeit der
Gesundheitskontrole laut Begründung des Z 4 bisher nicht
fühlbar gemacht hat, liegt keine Veranlassung vor, das
Fleischrxtrakt ohne Weiteres dem Gesetz zu unterwerfen.
— Aus Berlin schreibt man der Köln. Ztg.: Ein
Frage, die nicht nur in Berlin, sondern auch in vielen
andern deutschen Städten akut werden wird, ist die, wie
die anläßlich des FlottengesetzeS beschlossene Erhöhung des
Bierzolles wirken wird. Bekanntlich kommt dabei in erster
Linie und fast ausschließlich das Pilsener Bier in
Frage, das hier bisher in Gläsern zu 30 Pfg. verschänkt
wurde. Die Pilsener Brauereien haben sich nun geweigert,
den höhern Zoll zu tragen, die hiesigen Gastwirthe erklären
ebenfalls, daß sie ihn nicht tragen können und vielmehr
entschlossen sind, ihn auf das Publikum abzuwälzen, und
zwar, da die Rechnung mit einzelnen Pfennigen hier in
Norddeutschlaud ganz unüblich ist, durch einen Aufschlag
von 5 Pfg., was natürlich über den Zollaufschlag weit
hinausgeht. Damit ist nun wieder das Publikum nicht
einverstanden und sehr mit Recht, denn es bezahlt die
nichtberlinischen Biere so wie so schon reichlich theuer und
wir glauben kaum, daß es sich in seiner Mehrheit den
Aufschlag wird gefallen lassen. Bestehen die Pilsener
Brauer wie die Berliner Wirthe auf dem Entschluß, ihrer-
seits den Zollaufschlag nicht zu tragen, so können wir
hier vielleicht einen kleinen Bierstreik oder Bierboycott er-
leben, der, wenn er das Pilsener Bier auch nicht ganz
verdrängt, so doch seinen Verbrauch ganz wesentlich ver-
mindern wird. Die Verhältnisse in der Provinz dürften
nicht viel anders liegen als in Berlin.
Kiel, 30. Juni. Nach der Seeklarbesichtigung ist der
große Kreuzer „Fürst Bismarck" heute Vormittag
nach Ostasien in See gegangen. Die Besatzung der im
Hafen liegenden Schiffe brachte den scheidenden Kameraden
begeisterte Hurras zum Abschied dar.
B aden. L.O. Bezüglich der Leh rerpetition stellt die
Petitionscommission der 2. Kammer folgende Anträge:
1) die Petition ist, soweit sie die Einreihung der Lehrer
in den Gehaltstaris verlangt, empfehlend zu über-
weisen in dem Sinne, daß diese Einreihung bei der 1904
in Angriff zu nehmenden Revision des Gehaltstarifs er-
folgen soll; 2) die Regierung möge dem nächsten Landtag
Die Irre von Sankt Rochus.
Kriminalroman von Gustav Höcker.
28) (Fortsetzung.)
„Kraszewskil ja, so war's. Wer kann auch diese
volnischen Namen behalten! — Was halten Sie von dieser
Frau?"
„Ich kam nur selten mit ihr in Berührung," antwortete
Konstanze, „aber sie hat stets einen guten Eindruck auf mich
gemacht."
„Frau Thorbeck lobte sie ebenfalls," sagte Allram be-
friedigt. Dann räusperte er sich und es entstand eine kleine
Paule.
Doktor Gerth war ein sehr aufmerksamer Zuhörer ge-
wesen. Er wußte, daß der Detektiv stets auf ein bestimmtes
Ziel losging, selbst wenn er scheinbar auf Nebendinge ab-
schweiste. Welche neue Person zog er da plötzlich auf den
Schauplatz? Und warum hatte er ihm von dieser noch nichts
gesagt?
„Sie gingen zuweilen mit dem Herrn Professor in die
Kirche, Fräulein Herbronn?" begann Allram wieder.
Konstanze bejahte unbefangen.
. „Einmal hat jene Frau Kraszewski zufällig gerade auf
einer Bank vor Ihnen und dem Herrn Professor gesessen.
Ist Ihnen dies erinnerlich?"
In Gerth machte sich eine wachsende innere Unruhe geltend,
er wußte nicht, weshalb.
„Nein, ich erinnere mich nicht, sie bemerkt zu haben,"
sagte Konstanze mit der vorigen Unbefangenheit.
„Ganz natürlich; m ihrem Sonntagsstaate sind solche
Leute oft gar nicht wiederzuerkennen, am allerwenigsten von
der Rückseite. Sie haben sich damals, als jene Frau vor
Ihnen sab, mit dem Herrn Professor unterhalten — es war
vor Beginn des Gottesdienstes — und obwohl das Gespräch
leise geführt wurde, so will sie doch deutlich gehört haben, daß
Sie und der Herr Professor dabei einander mit Du angeredet
haben."
Wie ein Schlag traf dieses Wort das junge Mädchen-
Ihr eben noch so bleiches Gesicht schien plötzlich in Purpur
getaucht, während sie einen hastigen Blick auf den bestürzten
jungen Arzt warf.
„Vielleicht hat die Frau falsch gehört," lenkte Allram ein.
Konstanze preßte krampfhaft die Hände aufs Herz und
athmete tief und schmerzlich.
„Nein," kam es wie ein Geständniß. das sie sich selbst erst
abgerungen, über ihre Lippen, „nein, die Frau hat nicht
falsch gehört. — Ob Gott!"
Mit diesem leisen Rufe brach sie ohnmächtig zusammen.
„Sie waren nicht aufrichtig gegen mich, Herr Allram,
sagte Doktor Gerth, als er den Detektiv nach der Pforte be-
j gleitete. „Hätten Sie mich vorher unterrichtet, so würde
ich Sie gebeten haben, dieses peinliche Verhör mir zu über-
lassen."
„Ich wollte Ihren Zartsinn nicht auf ein so harte Probe
stellen," entgegnete der Detektiv. „Hier ist eine Wunde; Sie
I hätten durch allerlei rücksichtsvolle Wendungen in derselben
! gewühlt und vielleicht zagend die Hand wieder davon zurück-
gezogen. Ich hoffte durch eine rasche Operation sicherer zum
Ziele zu kommen; und dieses war, mir Gewißheit zu ver-
schaffen, ob zwischen Fräulein Herbronn und Frau Bruscher
eine Art Eifersuchtsverhältniß bestanden habe. Wir sind jetzt
wieder bei der Frage angelangt, vor welcher wir bereits
standen, als Sie mir Ihren Besuch machten. Daß diese
Frage nun in bejahendem Sinne gelöst ist und daß wir damit
! einen wichtigen Schlüssel in der Hand halten, kann kaum
zweifelhaft sein. Ich bedauere, Fräulein Herbronn weh ae-
! than zu haben, und lasse um ihre Verzeihung bitten. Ehe
j ich nun weitere Schritte unternehme, erwarte ich Nachricht
von Ihnen. Nichts für ungut, Herr Doktor!"
Er schüttelte dem Irrenärzte herzlich die Hand und schritt
dem nahen Bahnhose zu- Gerth kehrte in Konstanzes Zelle
zurück.
Er hatte die Ohnmächtige mittelst Riechsalz wieder zu sich
gebracht und sie dann dem Beistände einer herbeigerufenen
Wärterin übergeben, um den Detektiv hinauszubegleiten.
Da Konstanze versicherte, sie fühle sich jetzt wieder ganz
wohl, es sei nur eine vorübergehende Schwäche gewesen, so
wurde die Wärterin wieder entlassen.
Gerth war sehr niedergedrückt. „Genügt Ihnen mein
Wort," sagte er, „wenn ich versichere, daß Herr Allram in
seinem Gespräch mit Ihnen Punkte berührt hat, von denen
ich nicht die geringste Kenntniß besaß?"
„Auch wenn ich es nicht in Ihren Mienen gelesen hätte,
Herr Doktor, daß Ihnen das, was Sie hörten, neu war und
Sie ganz unvorbereitet fand, würde mir Ihr Wort mehr als
genug sein."
„Ich danke Ihnen für Ihre gute Meinung, Fräulein
Herbronn," antwortete der Arzt mit einer Neigung des Hauptes
und wollte geben.
„Aber ich habe die Ihrige eingebüßt." entgegnete Konstanze,
den Blick zu Boden geheftet. „Bitte! verlassen Sie mich
noch nicht."
_— (Fortsetzung folgt.)
Stadt-Theater.
o Heidelberg, 1. Juli.
Ga st spiel Adalbert Matkowsky.
„Urtel Acosta". Trauerspiel in 5 Akten von Karl
Gutzkow.
Der Referent erleidet bisweilen Unangenehmes. Heute also,
nachdem ich in bester Laune aus der Matkowsky'schen Vorstellung
des „Uriel Acosta" heimgekehrt, war ich gezwungen, mir frisches
Oel auf die Lampe füllen zu lassen. Ich dachte nun, diese
schönen dunkeln Augenblicke ungestörter Meditation dem Ge-
schauten, dem Stück, der Darstellung und dem Verfasser Gutzkow
zu widmen, als ich auf unerwartete und unerwünschte Weise
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Seymours Bericht.
Die Londoner Admiralität veröffentlicht folgenden
Bericht des Admiral Seymour:
Ich habe Peking nicht mit der Eisenbahn erreichen
können und bin mit meinem Detachement nach Tientsin
zurückgekehrt. Am 13. Juni wurden zwei Angriffe
der Boxer auf die Vorhut mit großen Verlusten für die
Boxer und ohne Verluste für uns zurückgewiesen. Am
14. Juni griffen die Boxer in Langfang unfern Zug an,
wurden aber wieder zurückgeschlagen, sic hatten un-
gefähr 100 Todte, während auf unserer Seite 5 Italiener
fielen. Am Nachmittage desselben Tages griffen die
Boxer die englische Wache an, die zum Schutze der
Station Lofa zurückgelasscn worden war. Es wurden
Verstärkungen dorthin abgeschickt und wieder wurde der
Feind mit einem Verluste von ungefähr 100 Mann
zurückgetrieben, von unseren Leuten wurden zwei
Matrosen verwundet. Bei unserer Ankunft in Anting
fanden wir die Eisenbahn so beschädigt, daß jedes
Vorwärtskommen mit der Eisenbahn unmöglich war. Wir
beschlossen deshalb, nach Iangtsun zurückzukehren,
um dort eine Expedition zu organistren, welche, dem
Flusse folgend, nach Peking marschiren sollte. Nach meinem
Abgänge von Langfang wurden zwei Züge, die unfern
Truppen folgen sollten, am 18. Juni von Boxern und
kaiserlichen Truppen, die von Peking ge-
kommen waren, angegriffen. Die Chinesen hatten
400 bis 500 Todte, unsere Verluste beliefen sich auf
6 Todte und 48 Verwundete. Diese beiden Züge erreichten
mich in Jangtsun, wo der Schienenweg ebenfalls voll-
ständig zerstört war. Da wir knapp an Proviant waren
und die Verwundeten uns hinderlich waren, mußten wir
nach Tientsin zurückkehren, von wo wir seit sechs Tagen
keine Nachrichten halten. Die Verwundeten wurden am
19. Juni auf ein Boot gebracht und das Detachement
trat den Marsch längs des Flusses an. In alle»
Dörfern stießen wir auf Widerstand: In einem Dorf ge-
schlagen, zogen die Aufständischen sich auf ^ein benachbartes
Dorf zurück und besetzten gut gewählte Stellungen, von
denen aus sie unfern Weitermarsch aufhielten; sie
mußten aus diesen Stellungen vielfach mit
dem Bayonett und unter mörderischem Feuer
vertrieben werden. Am 23. Juni machten wir einen
Nachtmarsch und erreichten bei Tagesanbruch das oberhalb
Tientsin gelegene kaiserliche Arsenal, wo die
Chinesen, nachdem sie uns erst freundschaftlich entgegen
gekommen waren, in verrätherischer Weise Feuer auf uns
eröffnten. Es gelang uns, die Stellung zu umgehen und
ein Geschütz wegzunehmen. Während dieser Zeit
gelang es den Deutschen, ein wenig weiter
vorn zweiGeschütze zumSchweigen zu bringen
und sich ihrer, nach Ueberschreitung des
Flusses, zu bemächtigen. Hierauf wurde das
Arsenal von den verbündeten Truppen besetzt. Die Chinesen
versuchten noch an demselben und auch am folgenden Tage
vergebens, das Arsenal wieder zu nehmen. Im Arsenal
fanden wir Geschütze und Gewehre neuesten Modells. Wir '
richteten mehrere Geschütze ein und bombardirten die etwas
nach vorn gelegenen chinesischen Forts. Da wir im
Arsenal Munition und Reis gefunden hatten, hätten wir
uns dort einige Tage halten können, da wir aber durch
die Verwundeten gehindert wurden, baten wir um Hülfe
von Tientsin, die am 25. Juni eintraf. Am 26. Juni
sind wir in Tientsin an gekommen; das Arsenal
haben wir, ehe wir es verließen, in Brand gesteckt. Es
betragen die Verluste der Engländer 27 Todte,
96 Verwundete; der Amerikaner 4 Todte. 28 Ver-
wundete; der Franzosen 1 Todter, 10 Verwundete;
der Deutschen 12 Todte, 62 Verwundete; der Italiener
5 Todte, 3 Verwundete; der Japaner 2 Todte, 3 Ver-
wundete; der Oesterreicher 1 Todter, 1 Verwundeter;
der Russen 10 Todte, 27 Verwundete.
Soweit der Bericht Seymours.
Der einfache und klare Bericht des britischen Admirals
erwähnt natürlich nur die hauptsächlichsten Ereignisse und
läßt, wie die Köln. Ztg. hervorhebt, die mit dem Marsch
durch Feindesland bei mangelnder Verpflegung, weniger
Munition, brennender Sonnenhitze und schlechten Wegen
verbundenen Leiden der kleinen Truppe unerwähnt. In-
dessen auch aus diesen Hauptzügen erhellt, daß die Expe-
dition in den 14tägigen Kämpfen um ihr Leben ganz
Außerordentliches geleistet hat. Nachdem Seymour die
Unmöglichkeit erkannt hatte, von Langfang (noch 40 Klm.
von Peking, Luftlinie) weiter vorzudringen, entschloß er
sich zurückzukehren, um von Tientsin aus mit Verstärkungen
wennmöglich von Neuem auf Peking vorzudringcn und
dazu die alte Hauptstraße am Peiho entlang zu wählen.
Das ist in der Thal der einzige Weg, der nach der Zer-
störung der Eisenbahn, deren Wiederherstellung bei dem
Mangel an Material nicht sobald erwartet werden kann,
auch für eine neue Expedition gangbar ist; er bietet auch,
wenn die Etappenstraße gesichert ist, die beste Möglichkeit,
auf dem Flusse der Expedition Proviant und Munition
nachzuführen. Bei Aangtsun erreichte Seymour den Peiho,
und nun war Dorf um Dorf unter mörderischem
Feuer mit dem Bajonett zu nehmen. Bezeichnend ist, daß
auch Seymour erwähnt, unter den Angreifern hätten sich
kaiserliche Truppen befunden, die von Peking gekommen
waren, ein neuer Beweis, daß nicht nur die Boxer, sondern
auch das amtliche China gegen die Mächte im Felde stehen.
Oberhalb Tientsins entspann sich dann der Hauptkampf
um ein kaiserliches Arsenal, das auf dem linken Flußufer
lag und von wo aus die Expedition mit Kanonen be-
schossen wurde. Der Bericht des englischen Admirals zeigt,
daß der Chef des deutschen Kreuzergeschwaders, Vice-
Admiral Bendemann, nicht zu viel behauptet, wenn er in
seiner kurzen Meldung sagt, die Leistungen unserer
Leute seien vorzüglich gewesen. Sie standen bei
diesem Kampfe um das Arsenal in vorderster Reihe, brach-
ten zwei Geschütze der Chinesen zum Schweigen, gingen
über den Fluß, erbeuteten die 2 Geschütze und ermöglichten
es, daß das Arsenal von den Truppen genommen werden
konnte. Schon bei dem Gefecht gegen die Takuforts hatte
Admiral Bendemann berichten können, daß Kapitän Lans
und der Iltis „die Seele des Unternehmens" gewesen sei,
und das Telegramm des britischen Admirals stellt durch
die Erwähnung der Thatsachen allein, dem Landungscorps
unserer Kriegsschiffe ein ähnliches ehrendes Zeugniß aus.
Telegramme des Kaisers.
— Der Reichsanzeiger veröffentlicht zwei Telegramme
des Kaisers an den Chef des Kreuzergeschwaders, Vice-
admiral Bendemann. Das erste aus Kiel vom 24.
Juni lautet:
Ich bin voller Freude über die Bravour des „Iltis" und
seiner Besatzung bei Taku und spreche dem Kommandanten der
Besatzung meine Anerkennung und meinen kaiserlichen Dank aus.
Ich sehe, die Tapferen des alten „Iltis" sind neu erstanden und
es wird meinen Schiffen nie daran fehlen, dessen bin ich sicher.
Dem Kommandanten Lans verleihe ich den Orden „pourlsmsrits".
Für alle Offiziere und Mannschaften sind Ordensvorschlägc tele-
graphisch einzureichen. Ehre den Gefallenen. Wilhelm I. U.
Das zweite Telegramm aus Travemünde vom 30.
Juni lautet:
Es gereicht mir zur hohen Genugthuung, daß das Expeditions-
korps des Kreuzergeschwaders sich unter außerordentlichen
Anstrengungen im fernen Lande vorzüglich gehalten hat. Die
unerwartet an dasselbe herangetretenen Aufgaben stellen es vor
eine erste schwere Probe. Würdig schließt sich die Haltung von
Offizieren und Mannschaften den Thaten an, mit welchen der
deutsche Name verknüpft ist, wo immer es sei. Ehre den Ge-
fallenen. Meine warme Theilnahme den Verwundeten. Kapitän
v. Usedom verleihe ich den Kronenorden II. Kl. mit Schwertern.
Für die Offiziere und Mannschaften sind Auszeich nungsvorschläge
einzureichen. Wilhem I. R.
Deutsches Reich
— Die Nordd. Allg. Ztg. stellt fest, daß das Fleisch-
extraktnicht unter das neu angenommene Fleischbeschau-
gesetz fällt, daß der Z 4 jedoch den Bundesrath ermächtigt,
erforderlichenfalls das Fleischextrakt noch nachträglich dem
Gesetz zu unterstellen. Da das Fleischextrakt ausschließlich
Gesundheitszwecken dient und sich eine Nothwendigkeit der
Gesundheitskontrole laut Begründung des Z 4 bisher nicht
fühlbar gemacht hat, liegt keine Veranlassung vor, das
Fleischrxtrakt ohne Weiteres dem Gesetz zu unterwerfen.
— Aus Berlin schreibt man der Köln. Ztg.: Ein
Frage, die nicht nur in Berlin, sondern auch in vielen
andern deutschen Städten akut werden wird, ist die, wie
die anläßlich des FlottengesetzeS beschlossene Erhöhung des
Bierzolles wirken wird. Bekanntlich kommt dabei in erster
Linie und fast ausschließlich das Pilsener Bier in
Frage, das hier bisher in Gläsern zu 30 Pfg. verschänkt
wurde. Die Pilsener Brauereien haben sich nun geweigert,
den höhern Zoll zu tragen, die hiesigen Gastwirthe erklären
ebenfalls, daß sie ihn nicht tragen können und vielmehr
entschlossen sind, ihn auf das Publikum abzuwälzen, und
zwar, da die Rechnung mit einzelnen Pfennigen hier in
Norddeutschlaud ganz unüblich ist, durch einen Aufschlag
von 5 Pfg., was natürlich über den Zollaufschlag weit
hinausgeht. Damit ist nun wieder das Publikum nicht
einverstanden und sehr mit Recht, denn es bezahlt die
nichtberlinischen Biere so wie so schon reichlich theuer und
wir glauben kaum, daß es sich in seiner Mehrheit den
Aufschlag wird gefallen lassen. Bestehen die Pilsener
Brauer wie die Berliner Wirthe auf dem Entschluß, ihrer-
seits den Zollaufschlag nicht zu tragen, so können wir
hier vielleicht einen kleinen Bierstreik oder Bierboycott er-
leben, der, wenn er das Pilsener Bier auch nicht ganz
verdrängt, so doch seinen Verbrauch ganz wesentlich ver-
mindern wird. Die Verhältnisse in der Provinz dürften
nicht viel anders liegen als in Berlin.
Kiel, 30. Juni. Nach der Seeklarbesichtigung ist der
große Kreuzer „Fürst Bismarck" heute Vormittag
nach Ostasien in See gegangen. Die Besatzung der im
Hafen liegenden Schiffe brachte den scheidenden Kameraden
begeisterte Hurras zum Abschied dar.
B aden. L.O. Bezüglich der Leh rerpetition stellt die
Petitionscommission der 2. Kammer folgende Anträge:
1) die Petition ist, soweit sie die Einreihung der Lehrer
in den Gehaltstaris verlangt, empfehlend zu über-
weisen in dem Sinne, daß diese Einreihung bei der 1904
in Angriff zu nehmenden Revision des Gehaltstarifs er-
folgen soll; 2) die Regierung möge dem nächsten Landtag
Die Irre von Sankt Rochus.
Kriminalroman von Gustav Höcker.
28) (Fortsetzung.)
„Kraszewskil ja, so war's. Wer kann auch diese
volnischen Namen behalten! — Was halten Sie von dieser
Frau?"
„Ich kam nur selten mit ihr in Berührung," antwortete
Konstanze, „aber sie hat stets einen guten Eindruck auf mich
gemacht."
„Frau Thorbeck lobte sie ebenfalls," sagte Allram be-
friedigt. Dann räusperte er sich und es entstand eine kleine
Paule.
Doktor Gerth war ein sehr aufmerksamer Zuhörer ge-
wesen. Er wußte, daß der Detektiv stets auf ein bestimmtes
Ziel losging, selbst wenn er scheinbar auf Nebendinge ab-
schweiste. Welche neue Person zog er da plötzlich auf den
Schauplatz? Und warum hatte er ihm von dieser noch nichts
gesagt?
„Sie gingen zuweilen mit dem Herrn Professor in die
Kirche, Fräulein Herbronn?" begann Allram wieder.
Konstanze bejahte unbefangen.
. „Einmal hat jene Frau Kraszewski zufällig gerade auf
einer Bank vor Ihnen und dem Herrn Professor gesessen.
Ist Ihnen dies erinnerlich?"
In Gerth machte sich eine wachsende innere Unruhe geltend,
er wußte nicht, weshalb.
„Nein, ich erinnere mich nicht, sie bemerkt zu haben,"
sagte Konstanze mit der vorigen Unbefangenheit.
„Ganz natürlich; m ihrem Sonntagsstaate sind solche
Leute oft gar nicht wiederzuerkennen, am allerwenigsten von
der Rückseite. Sie haben sich damals, als jene Frau vor
Ihnen sab, mit dem Herrn Professor unterhalten — es war
vor Beginn des Gottesdienstes — und obwohl das Gespräch
leise geführt wurde, so will sie doch deutlich gehört haben, daß
Sie und der Herr Professor dabei einander mit Du angeredet
haben."
Wie ein Schlag traf dieses Wort das junge Mädchen-
Ihr eben noch so bleiches Gesicht schien plötzlich in Purpur
getaucht, während sie einen hastigen Blick auf den bestürzten
jungen Arzt warf.
„Vielleicht hat die Frau falsch gehört," lenkte Allram ein.
Konstanze preßte krampfhaft die Hände aufs Herz und
athmete tief und schmerzlich.
„Nein," kam es wie ein Geständniß. das sie sich selbst erst
abgerungen, über ihre Lippen, „nein, die Frau hat nicht
falsch gehört. — Ob Gott!"
Mit diesem leisen Rufe brach sie ohnmächtig zusammen.
„Sie waren nicht aufrichtig gegen mich, Herr Allram,
sagte Doktor Gerth, als er den Detektiv nach der Pforte be-
j gleitete. „Hätten Sie mich vorher unterrichtet, so würde
ich Sie gebeten haben, dieses peinliche Verhör mir zu über-
lassen."
„Ich wollte Ihren Zartsinn nicht auf ein so harte Probe
stellen," entgegnete der Detektiv. „Hier ist eine Wunde; Sie
I hätten durch allerlei rücksichtsvolle Wendungen in derselben
! gewühlt und vielleicht zagend die Hand wieder davon zurück-
gezogen. Ich hoffte durch eine rasche Operation sicherer zum
Ziele zu kommen; und dieses war, mir Gewißheit zu ver-
schaffen, ob zwischen Fräulein Herbronn und Frau Bruscher
eine Art Eifersuchtsverhältniß bestanden habe. Wir sind jetzt
wieder bei der Frage angelangt, vor welcher wir bereits
standen, als Sie mir Ihren Besuch machten. Daß diese
Frage nun in bejahendem Sinne gelöst ist und daß wir damit
! einen wichtigen Schlüssel in der Hand halten, kann kaum
zweifelhaft sein. Ich bedauere, Fräulein Herbronn weh ae-
! than zu haben, und lasse um ihre Verzeihung bitten. Ehe
j ich nun weitere Schritte unternehme, erwarte ich Nachricht
von Ihnen. Nichts für ungut, Herr Doktor!"
Er schüttelte dem Irrenärzte herzlich die Hand und schritt
dem nahen Bahnhose zu- Gerth kehrte in Konstanzes Zelle
zurück.
Er hatte die Ohnmächtige mittelst Riechsalz wieder zu sich
gebracht und sie dann dem Beistände einer herbeigerufenen
Wärterin übergeben, um den Detektiv hinauszubegleiten.
Da Konstanze versicherte, sie fühle sich jetzt wieder ganz
wohl, es sei nur eine vorübergehende Schwäche gewesen, so
wurde die Wärterin wieder entlassen.
Gerth war sehr niedergedrückt. „Genügt Ihnen mein
Wort," sagte er, „wenn ich versichere, daß Herr Allram in
seinem Gespräch mit Ihnen Punkte berührt hat, von denen
ich nicht die geringste Kenntniß besaß?"
„Auch wenn ich es nicht in Ihren Mienen gelesen hätte,
Herr Doktor, daß Ihnen das, was Sie hörten, neu war und
Sie ganz unvorbereitet fand, würde mir Ihr Wort mehr als
genug sein."
„Ich danke Ihnen für Ihre gute Meinung, Fräulein
Herbronn," antwortete der Arzt mit einer Neigung des Hauptes
und wollte geben.
„Aber ich habe die Ihrige eingebüßt." entgegnete Konstanze,
den Blick zu Boden geheftet. „Bitte! verlassen Sie mich
noch nicht."
_— (Fortsetzung folgt.)
Stadt-Theater.
o Heidelberg, 1. Juli.
Ga st spiel Adalbert Matkowsky.
„Urtel Acosta". Trauerspiel in 5 Akten von Karl
Gutzkow.
Der Referent erleidet bisweilen Unangenehmes. Heute also,
nachdem ich in bester Laune aus der Matkowsky'schen Vorstellung
des „Uriel Acosta" heimgekehrt, war ich gezwungen, mir frisches
Oel auf die Lampe füllen zu lassen. Ich dachte nun, diese
schönen dunkeln Augenblicke ungestörter Meditation dem Ge-
schauten, dem Stück, der Darstellung und dem Verfasser Gutzkow
zu widmen, als ich auf unerwartete und unerwünschte Weise